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Die Atacama Wüste im Norden von Chile ist die trockenste Wüste der Welt. Auch die Wüste, die wir in Argentinien befahren haben ist mehr oder weniger noch ein Teil davon. Aber in Chile ist mal wieder alles viel besser vermarktet und somit viel bekannter und sehr viel touristischer. Und dann ist die Gegend um San Pedro noch bekannt als sehr guter Standort für die Himmelsbeobachtung. Auf Grund der Trockenheit ist die Luft sehr klar und außer dem Licht von an Pedro gibt es auch kaum Lichtverschmutzung. Und San Pedro selbst ist tatsächlich nachts auch relativ dunkel. Vermutlich um die großen Teleskope nicht zu stören. Die großen Teleskope sind allerdings alle östlich von San Pedro in den Bergen. Hier gibt es das bekannte Alma Projekt welches auf einer Höhe von etwas über 5.000 m viele kleine Radioteleskope verteilt hat die letztlic8h zu einem großen Teleskop verbunden sind. Etwas weiter östlich steht auf ca. 5.600 m Höhe das höchste Teleskop der Welt.
San Pedro ist ein sehr touristisches, aber trotzdem nettes Städtchen. Und im Umkreis von ca. 80 km um San Pedro sind die verschiedenen Highlights der Gegend verstreut. Wenn man wissen will, was es so zu sehen gibt, macht man am besten einfach mal einen Spaziergang durch die Stadt und man wird überall von Tourenanbietern angesprochen, die einem alle möglichen Touren verkaufen wollen. Am Ende haben sie aber fast alle das gleiche Angebot. Nachdem wir schon sehr viel von der Wüste in Argentinien gesehen haben und hier für fast jedes kleinen Fleckchen Land extreme Eintrittspreise verlangt werden, überlegen wir gut wo wir eigentlich die nächsten Tage hinfahren wollen. Am Ende entscheiden wir uns für einen Besuch beim Geysir Blanco, bei den Salzpools von Baltinache und in das Valle de la Luna möchten wir auch noch. Da steht auch der sogenannte Magic Bus. Ein Schrotthaufen der seine besten Zeiten, zumindest als Bus, wohl schon vor sehr langer Zeit erlebt hat. Die Karosserie, bzw. dass was davon noch übrig ist erlebt gerade einen großen Boom dank Instagramphotos.
Und auch ein paar alte Bekannte treffen wir hier wieder. Zuerst Philipp und Marise aus Frankreich, die einfach mal mit ihrem großen LKW mitten in die Fußgängerzone gefahren sind. Und dann auch wieder Julian und Katja, mit denen wir bald die erste Etappe in Bolivien gemeinsam fahren wollen.
Zu den Geysiren
Nachdem wir unsere Essensvorräte aufgefüllt und Wasser getankt haben – was gar nicht so einfach ist in einem Ort in dem Wasser so rar ist – fahren wir erstmal in Richtung Norden in die Bege. Da oben ist der Geysir Tatio. Also eigentlich ein Geysirfeld. Im Gegensatz zum Namensgebenden Geysir auf Island spucken diese Geysire aber nicht Wasserfontänen, sondern dampfen ziemlich kräftig vor sich hin. Genau genommen sind es also viele heiße Quellen.
Bevor es aber ganz hoch geht bleiben wir eine Nacht oberhalb des Rio Puritama, einem kleinen Bach, der sich weiter oben mit dem heißen Wasser der Termas de Puritama vermischt und dadurch ganz gut gewärmt wird. Als wir ankommen hat einer der Reifen sehr wenig Druck. Wir wollen aber erstmal zum Bach und ein bisschen baden und so stelle ich eine Stütze unter Pedro und wir genießen zunächst das Bad und ignorieren den Reifen. Julian und Katja sind auch für eine Nacht hier hochgekommen und wir verbringen den Abend mit Bier und plappern in Pedro. Am nächsten Morgen laufen wir ein paar Kilometer den Bach hoch, baden in dem angenehm warmen Wasser und haben einen entspannten Tag. Bevor es weiter geht müssen wir tatsächlich den inzwischen komplett platten Reifen wechseln. Unser erster Platten nach mehr als 11.000 km oft miserabler Straßen. Und er lässt sich ein paar Tage später in San Pedro leicht flicken. Am Abend fahren wir schon mal ein Stück weit in Richtung El Tatio um die restliche Strecke – es ist mal wieder eine extrem schlechte Straße – am nächsten Tag zurück zu legen.
Oben angekommen sehen wir schon das Geysirfeld rauchen. Allerdings wollen wir gar nicht direkt zur Hauptattraktion, dem El Tatio, sondern zum Geysir Blanco. Einer kleineren, aber sehr schönen heißen Quelle oberhalb des großen Feldes. Beim El Tatio selbst ist es uns zu voll und es kostet auch wieder mal unverhältnismäßig viel Eintritt.
Wir fahren also bis kurz vor den Geysir Blanco und schauen uns erstmal die Gegend an. Wie gesagt handelt es sich auch hierbei wieder um eine heiße Quelle die aus dem Felsboden blubbert. Über den Felsen läuft das heiße Wasser in den unten fließenden kalten Bach und vermischt sich mit diesem. In der Nacht kondensiert der heiße Wasserdampf an den Gräsern neben dem Bach und gefriert dort zu einer schönen Eisglasur. Es ist schon später Vormittag und relativ warm, deshalb sieht man den Dampf nicht mehr ganz so schön wie am kalten Morgen. Die Touren von San Pedro aus starten in der Nacht um bei Sonnenaufgang hier oben zu sein. Wir können uns das ganze erstmal gemütlich anschauen und am Nachmittag auch in dem warmen Bach baden und werden morgen dann früh aufstehen um das Ganze in der Kälte und dem Licht des Sonnenaufgangs zu sehen.
Am Abend mache ich noch einen Zeitraffer vom Sonnenuntergang und den später sichtbar werdenden Sternen und in der Früh sind wir schon vor Sonnenaufgang draußen und laufen erstmal zu einem schönen Aussichtspunkt über dem großen Geysirfeld. Bevor die Sonne kommt ist es noch saukalt. Selbst in Daunenjacke und mehreren Schichten darunter frieren wir. Aber dafür dampft das Feld unter uns kräftig in dem langsam heller werdenden Licht. Wir genießen den Anblick eine Weile und gehen dann wieder zum Geysir Blanco und wandern den warmen Bach entlang. Es ist ein schöner Anblick, wie der Bach sich dampfend das Tal entlang schlängelt, die Ufer von Eisbedeckten Gräsern und Moosen gesäumt. Zwischen den Felsen sitzen auch einige scheinbar auch noch nicht ganz ausgeschlafene Viscachas und beobachten, was wir da so treiben.
Wir genießen den Vormittag an dem schönen Bach und fahren dann wieder runter in Richtung San Pedro. Unterwegs werden wir noch von einer Herde Vicunas aufgehalten die an einem kleinen Bergsee abhängen und sich schön vor den Bergen positionieren.
Schweben im Salztümpel von Baltinache und faulenzen im Valle de la Luna
Zurück in San Pedro wollen wir als nächstes die Lagunen von Baltinache besuchen und dann noch ins Valle de la Luna und zum sogenannten Magic Bus.
Die Lagunas de Baltinache liegen am Rand des Salar de Atacama, wieder mal eine sehr große Salzwüste. Und da sie von Salz umgeben sind ist deren Wasser natürlich auch extrem salzig. Angeblich noch salziger als das Tote Meer. Und in einer dieser Lagunas kann man auch baden. Das wollen wir gerne mal ausprobieren und nehmen deshalb wieder mal eine ziemlich lange und holprige Fahrt über schlechte Wellblechpisten auf uns. Als wir ankommen sind gerade noch einige Gruppen da, aber bis wir unsere Badesachen anhaben ist die erste Lagune, die, in der man baden darf, leer.
Wir werden vorher noch aufgeklärt, dass wir nicht länger als 15 Minuten in dem Wasser bleiben sollen. Wenn unsere Haut dann keine Probleme macht sind auch noch ein paar Minuten mehr drin. Aber angeblich hat das Wasser nur 14°C, also wird es ohnehin ein eher kurzes Vergnügen.
Es ist ein spannendes Erlebnis, einfach so auf der Wasseroberfläche zu liegen ohne etwas dazu tun zu müssen. Man kann ohne weiteres gemütlich auf dem Rücken liegen und ein Buch lesen. Und so kallt wie befürchtet ist das Wasser auch nicht. So planschen wir eine Weile und ziehen uns dann erstmal um, um die anderen Lagunas, in denen man nicht baden darf auch noch anzuschauen.
Kaum aus dem Wasser raus trocknen wir an der Sonne auch sehr schnell, es bleibt aber eine erstaunlich krustige weiße Salzschicht auf der Haut zurück und meine Badehose ist nach kurzer Zeit trocken und steif vom Salz.
Die anderen Lagunen ähneln denen, die wir in Argentinien in der Wüste schon gesehen haben. Allerdings ist die Umgebung eine grobe, aufgebrochene Salzkruste. In der letzten der sieben Lagunas durfte man bis vor kurzem auch noch baden und diese und die erste haben auch nicht das schöne Türkisgrüne Wasser, sondern sind eher braungrün. Hier sind die Mikroorganismen, welche für die schöne Färbung verantwortlich sind wohl durch den Kontakt mit zu vielen Menschen nicht mehr am Leben.
Nach unserem kleinen Rundgang gönnen wir uns noch ein zweites Bad im Salzwasser und spülen uns danach das Salz mit etwas Wasser ab. Die Duschen hier sind zwar schon fertig, haben aber noch keine Betriebsgenehmigung. Komische Planung, aber leider auch mal wieder typisch Chile.
Bevor wir wieder nach San Pedro kommen wollen wir noch zum Magic Bus im Valle de la Luna. Oder neben dem Valle de la Luna, je nachdem wie man es sieht.
Man hört immer wieder mal, man muss das Valle de la Luna gesehen haben, wenn man in Südamerika ist. Blöd nur, dass es davon so viele gibt. Chile hat eines, Bolivien auch und Argentinien sogar zwei. Letztlich sind es alles Wüstengegeneden in denen es nicht viel mehr gibt als Steine. Aber die dafür in umso schöneren Formationen.
Das Valle de la Luna von San Pedro kostet natürlich wieder mal Eintritt, hat viele gesperrte Wege und man sieht nicht viel anders als wenn man die Bereiche daneben besucht. In denen kann man sich dann aber viel freier bewegen. Wir beschließen also auf das „offizielle“ Valle de la Luna zu verzichten und fahren in das Nachbartal in dem der Magic Bus steht. Es ist nicht so, dass wir nicht bereit wären Eintritt zu bezahlen für Nationalparks oder schöne Natur, aber in Chile wird zum einen meist ganz schön viel dafür verlangt und zum anderen ist die Infrastruktur meistens eher in schlechtem Zustand und das hat uns schon des Öfteren ganz schön geärgert.
Ein paar Kilometer vor der Hauptstraße zurück nach San Pedro biegen wir also rechts ab und fahren nochmal gut sieben Kilometer über eine sehr holprige Straße zum Magic Bus. Als wir ankommen sind gerade sehr viele Tourenbusse da und an dem Bus steht tatsächlich eine Schlange von Touristen die alle ihr Selfie für Instagram machen wollen.
Woher der Bus ursprünglich kam oder wie er hierher kam weiß scheinbar niemand mehr. Vor ein paar Jahren hat jemand ein paar schöne Bilder von dem Wrack in Instagram gepostet und kurz danach wurde der Bus zum Touristen Hotspot. Es ist ein altes Gefährt aus den sechziger Jahren. Also genau genommen die verrostete Karosserie davon. Der Bus hat Ähnlichkeit mit dem in der Geschichte / dem Film „Into the Wild“, der allerdings in Alaska steht. Er ist rundum mit Graffiti besprüht und hat so, wie er da mitten in der Wüste steht auf jeden Fall etwas Malerisches.
Ich will gerne in der Nacht ein paar Bilder von dem Bus mit der Milchstraße machen, aber direkt daneben steht dummerweise ein dickes LKW-Wohnmobil. Der Besitzer, Sergio aus Brasilien, erklärt sich aber nach etwas hin und her bereit, sein riesiges Gefährt etwas weiter nach hinten zu stellen. Sergio reißt gemeinsam mit seiner Freundin Pricilla in dem großen LKW durch Südamerika. Finanziert wird die Reise unter anderem durch zehn Sponsoren und um die bei Laune zu halten präsentiert er seinen 90.000 Instagram Followern mehrmals täglich was er gerade so tut. Das Ganze läuft über eine fest installierte Starlink Satellitenanlage mit der er überall und zu jeder Zeit Internet hat. Eine etwas andere Art zu reisen, aber das muss jeder für sich entscheiden. Was uns allerdings sehr irritiert, ist das er seine Reise als minimalistisch und mit möglichst geringem CO2 Fußabruck betitelt. Hm, was Pedro so an Diesel schluckt – ca. 12,5 Liter / 100 km, ist für meinen Geschmack schon recht viel, Sergios LKW liegt eher bei 40 bis 50 Liter pro 100 km. Ist wohl alles Ansichtssache. Aber abgesehen davon ist Sergio ein sehr netter und witziger Kerl, der definitiv weiß, wie er sich bei Instagram als vermeintlich großer Abenteurer verkaufen muss.
In der Nacht ist es absolut ruhig um den Bus und wir können einige schöne Bilder vom Bus mit der Milchstraße und auch mit uns machen. Am nächsten Tag erkunden wir dann erstmal ausführlich die Umgebung. Es sind brüchige Fels und Sandgebilde über die wir ein ganzes Stück hochlaufen und klettern. Dazwischen gibt es große Salzfelsen die man, wenn es ganz ruhig ist, immer wieder knacken hören kann. Wir erkunden die Gegend recht ausführlich und beschließen noch eine Nacht hier zu bleiben.
Eigentlich wollten Julian und Katja gestern auch hierherkommen, aber auf dem Weg hierher hatten sich plötzlich eine große Öllache unter ihrem Camper. Das Öl kam aus dem Getriebe und sie wussten nicht, ob sie noch fahren könnten ohne einen größeren Schaden zu riskieren, also haben sie sich erstmal nach San Pedro abschleppen lassen. Mist. Hoffentlich lässt sich das halbwegs leicht reparieren, schließlich wollen wir in ein paar Tagen gemeinsam in Richtung Bolivien starten und da sollten beide Fahrzeuge gut in Schuss sein.
Wir genießen den Rest des Tages in der Wüste und fahren am nächsten Tag über eine etwas wilde Straße direkt nach San Pedro zurück.
Die gefährliche Stadt
In San Pedro fahren wir erstmal zu Julian und Katja um den Stand bei ihnen zu klären. Sie wissen noch nicht genau was los ist, müssen aber einen Abschleppdienst ins 100 km entfernte Calama organisieren, weil ihnen hier kein Mechaniker helfen kann. Mist, das wird alles ein paar Tage dauern. Calama ist zum einen keine besonders schöne Stadt und zum anderen berüchtigt für viele aufgebrochene Wohnmobile. Kein Reisender will da gerne hin. Aber es hilft nichts, sie können ihr Problem wohl nur dort lösen lassen.
Da wir aber sehr gerne mit den beiden weiter reisen wollen beschließen wir, solange hier zu warten und einfach ein paar Tage Pause einzulegen. Also fahren wir auf einen schönen Stellplatz etwas außerhalb von San Pedro um ein paar Sachen an unserem Pedro zu erledigen und auch einfach mal wieder zu faulenzen.
Dabei schaue ich auch mal wieder unter Pedro und bin erstaunt über einen der hinteren Stoßdämpfer. Die wurden erst in Mendoza, also vor etwas 2.000 km eingebaut, aber der einen ist zum einen komplett mit Öl verschmiert und zum anderen ist die Plastikabdeckung außen komplett verschmort. Mein Sachverstand erkennt schnell: Der war mal sehr heiß.
Das sieht nicht gut aus. Ich schraube ihn ab, was zum Glück sehr einfach geht, und wie befürchtet ist er nicht mehr in der Lage Stöße zu dämpfen. Da können wir genauso gut ohne fahren. So ein Mist.
Wir überlegen zunächst Katja und Julian zu bitten uns einen neuen Dämpfer mitzubringen, aber letztlich ist das gar nicht so einfach, wenn man das Original nicht dabeihat. Also beschließen wir gleich unsere Sachen zu packen und selbst nach Calama zu fahren. Genau in die Stadt, die wir möglichst meiden wollten.
Wir kommen noch am Abend nach Calama und übernachten in einem etwas skurrilen aber sicheren Zeltplatz um uns gleich am Morgen auf die Suche nach einem neuen Dämpfer zu machen. Normalerweise gehen wir zum Ersatzteilkauf immer gemeinsam. Ich weiß recht genau was wir brauchen, Delphine kann besser Spanisch. Hier bleibt aber einer immer im Auto, damit keiner in Pedro einbricht während wir weg sind. Also zieht Delphine erstmal los. Von Laden zu Laden. Dummerweise wurde der Fiat Ducato erst 2006 in Chile eingeführt. Und das war dann das Nachfolgemodell. Keiner der vielen Läden hat Teile für unseren Pedro. Aber in einem Laden sind die zwei Damen die dort verkaufen sehr hilfsbereit und meinen, wir sollen mit dem alten Stoßdämpfer vorbeikommen. Also gehe ich diesmal mit Stoßdämpfer, Meterstab und Messschieber bewaffnet los und nach einer ganzen Weile Suchen findet sich tatsächlich ein Dämpfer, der zumindest von den Abmessungen her passt. Der ist zwar sicher nicht für ein schweres Wohnmobil gedacht, aber was solls. Besser etwas Dämpfung als keine.
Gleich auf der Straße krieche ich noch unter Pedro und schraube den neuen Dämpfer rein. Doch wenn wir schon mal hier sind könnten wir vielleicht noch ein paar Bremsbeläge für vorne kaufen. Die sind auch nicht mehr die besten fürchte ich. Aber auch dafür müssten wir erstmal wissen, welche wir da genau haben. Da wir eh noch ein paar Sachen einkaufen wollen – hier ist die Auswahl im Supermarkt sehr viel größer als in San Pedro – fahren wir also erstmal zum Supermarkt und nach dem Einkauf montiere ich das rechte Vorderrad ab und zerlege die Bremse. Und was ich da sehe gefällt mir gar nicht. Zum einen ist der Bremssattel so verrostet, dass ich den Belag gar nicht richtig rausnehmen kann und zum anderen ist der Belag selbst definitiv zu dünn um damit noch lange herum zu fahren. Ich könnte mich ohrfeigen. In Salta hätten wir das ganz leicht erledigen können und ich hatte es eigentlich auch vor, aber irgendwie war ich von der blöden Krankheit so durch den Wind, dass ich es völlig vergessen habe. Also müssen wir wohl hier eine Lösung finden.
Wir messen die Beläge genau aus und schauen was für ein Typ es ist. Dann baue ich alles wieder zusammen und wir fahren zu einer Werkstatt, die ausschließlich auf Bremsen spezialisiert ist. Ohne Werkstatt bekommen wir den Bremssattel kaum repariert. Und, wieder mal Glück im Unglück, in der Werkstatt ist noch genau ein Satz Bremsbeläge genau passend für Pedro vorhanden und sie können sich gleich morgen früh um Pedro kümmern. Super, das klingt gut. Also geht es nochmal eine Nacht auf den Campingplatz und am nächsten Tag werden alle vier Bremsen von Pedro hergerichtet. Und das diesmal handwerklich auf sehr gutem Niveau. Kein Pfusch, keine Gewalt und am Ende hat Pedro vorne neue Bremsbeläge, die Bremsflüssigkeit wurde auch gleich gewechselt und die hinteren Bremsen gecheckt und gereinigt.
Zum Abschluss machen wir nochmal eine Runde durch ungefähr zwanzig Ersatzteilläden. Ich will noch einen Ersatz-Keilriemen mitnehmen. Der hat gestern beim Starten ein unschönes Quietschen von sich gegeben und ich will lieber noch einen dabeihaben falls er versagt. Die Suche gestaltet sich wieder schwierig, aber am Ende findet sich ein Riemen mit den passenden Abmessungen. Und dann geht’s endlich zurück nach San Pedro. Der Ort begrüßt uns mit einem schönen Sonnenuntergang und einem extremen Abendglühen über dem Licancabur. Wir sind wieder reisefähig und auch Julian und Katja haben wieder einen fahrtüchtigen Bus. Eine lose Mutter im Getriebe hat eine Delle in den Deckel des Getriebes geschlagen und dadurch wurde dieser undicht und das Getriebeöl ist ausgelaufen. Ein Problem, dass in Europe kein Mechaniker kennt, weil man dort nicht zigtausende Kilometer über Feldwege fahren muss.
Aber jetzt kann es endlich weitergehen. Morgen wollen wir schon mal rauf in Richtung Bolivien und bevor es auf die Lagunenroute geht noch den 5.604 Meter hohen Cerro Toco gemeinsam besteigen. Das klingt nach einer großen Bergtour, ist aber, bist auf die Höhe recht einfach, da man mit einem geeigneten Fahrzeug bis auf über 5.000 Meter hochfahren kann. Nichts für Pedro, aber der Ducato von Katja und Julian hat ein paar mehr PS und müsste es schaffen.
Auf den Cerro Toco
Bevor es am nächsten Tag zum Cerro Toco und danach weiter in Richtung Bolivien geht wollen Julian und Katja noch ein Abschiedsbier in einer netten Kneipe trinken. Da machen wir auch gerne mit.
Am nächsten Morgen fahren wir dann für ein paar letzte Bilder noch ins Valle de la Luna, schauen danach kurz bei der Grenzpolizei vorbei um uns zu erkundigen ob wir oben über den Grenzübergang fahren können und dann weiter zum Tanken. Von der Tankstelle aus geht es gemeinsam mit der Red Berry von Julian und Katja den Berg hoch in Richtung Argentinien wo wir vor knapp zwei Wochen hergekommen sind. Pedro muss sich im ersten Gang ganz schön quälen den steilen Berg hinauf. Berry kommt entspannt hinterher, muss aber auch ab und an abkühlen.
Wir fahren bis auf ca. 4.000 m Höhe und lassen Pedro auf unserem Übernachtungsplatz stehen. Das restliche Stück bis zum Ausgangspunkt der Wanderung dürfen wir in Berry mitfahren. Für Pedro wäre die steile Schotterstraße nicht zu bewältigen.
Julian fährt uns souverän rauf zur großen Station am Alma Teleskop und von da an wird gelaufen. Wir haben alle noch keine Erfahrung mit Bergen in dieser Höhe und gehen es sehr langsam an. Mit der Zeit wird das Tempo dann aber von selbst etwas schneller. Wir sind scheinbar schon recht gut aklimatisiert und die Höhe macht keine allzu großen Probleme. Dafür der Wind und die Kälte. Es bläst ganz schön und ist saukalt hier oben. Aber nach etwas zwei Stunden kommen wir trotzdem kurz unter dem Gipfel an. Wir machen eine kurze Pause im Windschatten eines Felsbrockens und gehen dann die letzten Meter zum Gipfel rauf. Die Aussicht hier oben ist super. Wir können in Richtung Bolivien zu unseren nächsten Zielen schauen. Auf der anderen Seite sehen wir die einzelnen Parabolantennen des Alma Radioteleskopes und weiter drüben noch höher ein Japanisches Observatorium das auf einer Höhe von ca. 5.600 m, also so hoch wie wir gerade sind, das höchste Teleskop der Welt ist.
Wir machen einige Bilder und dann zieht Julian noch eine kleine Flasche mit einem leckeren Whisky aus der Tasche. Man soll ja keinen Alkohol in großer Höhe trinken, aber so hoch sind wir dann ja auch wieder nicht und der Abstieg ist nicht so lang. Also bekommt jeder noch einen Schluck Whiskey und dann geht’s wieder runter bevor wir hier oben noch erfrieren.
Runter sind wir schnell wieder und auch die Fahrt zu unserem Übernachtungsplatz ist schnell vorbei. Hier erleben wir noch einen schönen Sonnenuntergang in der Höhe und verbringen dann die vorerst letzte Nacht in Chile. Katja und Julian fahren am nächsten Tag nochmal runter nach San Pedro um nach der Fahrt auf über 5.000 m Höhe ihren Dieselpartikelfilter unten nochmal frei zu bekommen bevor wir dann einen ganze Weile zwischen Vier- und Fünftausend Metern unterwegs sein werden. Solche Sorgen haben wir mit unserem alten Pedro nicht. Das hat auch seine Vorteile.