Durch Kolumbien in die Karibik

Durch Kolumbien in die Karibik

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Von Ecuador aus fahren wir über die Grenze nach Ipiales. Der Grenzübergang ist im Großen und Ganzen einfach, aber durch etwas umständliche online Formulare des kolumbianischen Zolls brauchen wir dann doch eine ganze Weile um rüber zu kommen. Danach müssen wir noch eine KFZ-Versicherung abschließen, kolumbianische SIM-Karten für unsere Handys kaufen und auch einiges an Essenseinkäufen steht mal wieder an. Wie jedes Mal in einem neuen Land dauert gerade das Einkaufen eine ganze Weile. Zum einen ist es natürlich spannend zu sehen, was es so alles gibt, zum anderen muss man sich aber auch jedes Mal wieder vom neuen zurechtfinden und auch sehen, wie man die Sachen ersetzten kann, die es in dem jeweiligen Land nicht gibt. So ist es am Ende bis wir aus Ipiales raus in Richtung der Basilika Las Layjs fahren dann schon wieder später Nachmittag. Außerdem ist das Wetter nicht so wirklich toll und wir beschließen erstmal einen Übernachtungsplatz zu suchen und erst morgen die berühmte Kirche zu besichtigen.

Die Basilika von Las Lajas

Die Basiklika von Las Lajas, etwas östlich der kleinen Stadt Ipiales und nahe an der Grenze zu Ecuador ist eines der Touristenhighlights von Kolumbien. Hier erschien der Sage nach vor langer Zeit während eines Gewitters einer Frau und ihrem Kind die Jungfrau Maria. Der Ort wurde zur Pilgerstätte, inzwischen nicht nur für gläubige Christen, sondern auch für Touristen die einfach nur das beeindruckende Bauwerk sehen wollen. Die Basiklika befindet sich an einem steilen Hang der zu einer Schlucht hinabführt. Der Altar wurde direkt an denFels der Schlucht gebaut. Nachdem die Kirche mit ihrer aufwändigen Unterkonstruktion fertig war wurde der Rest der Schlucht mit einer Brücke überspannt. So steht die Kirche heute mehr oder weniger auf einer beeindruckenden Brücke über der Schlucht.

Wir fahren bei regnerischem und nebligem Wetter nach Las Lajas, in der Hoffnung, dass auch die Sonne heute mal ein bißchen durchscheint. Und siehe da, als wir da sind kommt die Sonne immer wieder mal raus und wir können das beeindruckende Bauwerk von allen Seiten auch immer wieder im Sonnenlicht bestaunen.

Als wir zurück zu Pedro laufen sehen wir noch zwei Wohnmobile im Dorf. Eins aus Österreich und eines aus der Schweiz. Die Schweizer sind auch zuhause. Wir klopfen an und sprechen kurz mit ihnen. Die beiden sind in einer geführten Wohnmobilgruppe, bestehend aus insgesamt dreizehn Wohnmobilen in Süd- und Zentralamerika unterwegs. Dabei fahren sie in einem halben Jahr durch ganz Südamerika und Mittelamerika. 14 Länder und 30.000 km. Für uns wäre das entschieden zu viel. Schon zwei Jahre nur durch Südamerika kommt uns eigentlich zu kurz vor. Aber so sind die Reisevorstellungen eben unterschiedlich. Durch die USA und Kanada fahren sie dann alleine weiter. Das ist dann nicht mehr gefährlich, sagen sie. Es ist immer wieder interessant, was für ein Bild viele in Europa nach wie vor von Südamerika haben. Natürlcih gibt es hier Gegenden, in denen man besser etwas vorsichtiger ist oder einige wenige, die man besser als Gringo gar nicht betritt, aber das hält sich sehr in Grenzen und ist in den USA bestimmt auch nicht anders.

Wir gehen zurück zu Pedro und übernachten nochmal hier, bevor es weiter geht nach Piedechinche, wo wir wieder mal Gleitschirmfliegen wollen.

Fliegen in Piedechinche

Kolumbien ist weltweit bei Gleitschirmfliegern bekannt für seine schönen und sehr thermischen Fluggebiete. Vor allem Streckenflugpiloten kommen hier auf ihre Kosten. Wir sind zwar mehr am gemütlichen Genußfliegen interessiert, aber natürlich wollen wir hier auch einige der Flugspots ansteuern. Und der erste davon ist eben Piedechinche, etwas nördlich von Palmira, der ehemals gefährlichsten Stadt Kolumbiens. Früher gab es hier eine sehr hohe Mordrate pro Einwohner. Dank einigen Sozialprogrammen, vor allem für jugendliche, ist die Mordrate inzwischen zwar immer noch deutlich höher als im Rest Kolumbiens, aber die gefährlichste Stadt ist es wohl nichtmehr.

Bis dahin sind es aber einige Kilometer und auch einige Höhenmeter die Pedro meist im zweiten, teils auch im ersten Gang bewältigen muss. Es geht durch sehr schöne grüne Täler mit vielen kleinen Fincas in denen Kaffee und Kakao angebaut wird. Auf einer dieser Fincas übernachten wir auch und bekommen von unserem Gastgeber die Kaffeepflanzen und deren Ernte, Reinigung und Trocknung gezeigt. Wenn die Kaffeebohnen von hier weggehen sind sie fertig zum Rösten. Und wir probieren den Inhalt der Kakaopflanzen. Nicht die bitteren Bohnen, sondern das weiße Fruchtfleisch, was wieder erwarten süßlich und frisch schmeckt. Außerdem haben sie hier noch einige andere Pflanzen wie Mangos, Guamaund verschiedenen Avocados.

Aus den Kaffeeanbaugebieten geht es dann in Richtung Palmira immer mehr in das breite Caucatal wo vor allem Zuckerrohr angebaut wird. Und das im richtig großen Stil. Wir sehen auch immer wieder die großen LKWs mit denen das Zuckerrohr nach der Ernte abtransportiert wird. Das sind eher Züge als LKWs. Bis zu vier große Anhänger werden da an den vorderen Lastwagen gehängt und transportieren riesige Mengen der süßen Stangen.

In Palmira bekommt Pedro mal wieder neues Motoröl und wir neue Lebensmittel und dann geht’s erstmal zum Fliegen. Wir bleiben eine gute Woche und haben fast jeden Tag schöne Flüge. Nebenbei lernen wir noch ein paar nette Piloten aus Kolumbien und dem Rest der Welt kennen. Am meisten beeindruckt uns aber unser Nachbar – er wohnt für einige Monate in einem Ferienhäuschen auf der Wiese wo auch wir mit Pedro stehen. Omar ist ursprünglich aus Italien. Aber schon mit Anfang zwanzig hat er seine Heimat verlassen um erst in Mexiko und dann in Costa Rica zu leben. Dort war er vor allem Surfer und hat vor ein paar Jahren das Gleitschirmfliegen für sich entdeckt. Leider ist er seit einem Unfall sechs Jahren Querschnittsgelähmt und kann nicht mehr richtig surfen. Also gehen tut es schon meint er, aber jedes Mal wenn er vom Board fällt müssen ihm seine Freunde wieder drauf helfen. Deshalb ist er jetzt vor allem Gleitschirmflieger. Der Start im Rollstuhl ist zwar nur mit Hilfe von anderen zu bewerkstelligen, aber fliegen kann er genauso wie alle anderen. Und das besondere hier in Piedechinche ist, dass es einen Verein gibt, dessen Ziel es ist Menschen im Rollstuhl das fliegen zu ermöglichen. Es gibt einige spezielle Rollstühle die mit Gurtzeugen ausgestattet sind und am Startplatz sind fast immer ein paar geschulte Helfer die den Rollstuhl zum Start kontrolliert anschieben. Im Januar war sogar ein großer Wettbewerb hier bei dem auch unser Freund Harrison aus den USA mit einer Gruppe Rollstuhlfahrer angereist ist. Mit Omar verbringen wir einiges an Zeit und zu seinem Geburtstag macht Delphine in Pedro einen Kuchen, was ihn glaube ich sehr gefreut hat. Aber nach einer Woche heißt es dann wieder Abschied nehmen. Wir wollen ja noch mehr von Kolumbien sehen und auch woanders noch fliegen.

Valle de Cocora

Das Valle de Cocora ist ein Seitental vom Valle de Cauca. Es ist vor allem bekannt für seine bis zu siebzig Meter hohen Wachspalmen. Wir haben ein paar Bilder von der Berglandschaft mit den hohen Palmen gesehen und wollen uns das mal in echt anschauen und hier auch nach inzwischen fast vier Monaten Pause endlich mal wieder bisschen wandern.

Diese Tal wollen außer uns allerdings auch noch einige zigtausenden Touristen jährlich sehen und so sind wir dann mal wieder mitten in einer extrem touristischen Gegend. Dafür aber auch auf einer Höhe von etwa 2.400 Metern, was bedeutet, dass es kaum Moskitos gibt und die Temperaturen in der Nacht mal wieder angenehm kühl sind. Die letzten Wochen haben wir fast jede Nacht unseren kleinen Ventilator durchlaufen lassen und morgens hat die extrem starke Sonne Pedro sehr schnell auf Saunatemperatur gebracht.

Wir bleiben drei Tage und machen ein paar kleine Wanderungen. Am ersten Nachmittag kundschaften wir eines der Seitentäler entlang eines kleinen Baches aus. Allzu weit kommen wir allerdings nicht, weil sich dann doch nach einer Weile ein Gewitter ankündigt.

Am nächsten Morgen sind wir etwas eher startklar. Heute wollen wir eine etwas größere Runde als gestern gehen und dabei auch den touristischsten Teil sehen. Schon beim Loslaufen werden wir gefragt, ob wir einen Guide oder ein Pferd oder beides wollen. Mit den schönen Pferden hier durch die Täler reiten wäre bestimmt tatsächlich ganz schön, aber man wird dabei von einem Führer begleitet der zu Fuß läuft. Und bevor wir im Schritttempo hinter einem Führer her reiten laufen wir lieber selbst.

In Kolumbien darf auch in den Bergen Privatgebiet nicht einfach so betreten werden. Zumal viele Kolumbianer zu früheren, unruhigeren Zeiten auch schlechte Erfahrungen gemacht haben sollte man dabei immer etwas zurückhaltend sein. Hier ist aber klar markiert wo das Privatgebiet beginnt. Und zwar durch Kassenhäuschen. Für jede der Routen, teilweise auch für mehrere Routenabschnitte muss gezahlt werden. Bei uns sind es heute pro Person einmal 6.000 COP (ca. 1,50 Euro) und später nochmal 20.000 COP (ca. 5,00 Euro). Hier eine Menge Geld. Weiter hinten im Tal gibt es noch das Casa de Colibri, das Haus der Kolibris. Hierfür müssten wir nochmal weitere 20.000 COP zahlen. Wir verzichten. Es ist scheinbar einfach nur ein Café, bei dem einige Vogeltränken mit Zuckerwasser aufgestellt wurden um die Vögel anzulocken. Aber die schauen wir uns lieber im Wald an. Oder gar nicht.

Am Ende es Tales geht es noch eine Weile hoch und dann sind wir bei dem beliebtesten Abschnitt der Tour. Der mit den vielen Palmen, den Plattformen für die Selfie-Fotos und sogar einer Riesengroßen Hand in die man auch für Selfie-Bilder steigen kann. Und hier sind dann auch genügend Leute, die es zu schätzen wissen schöne Bilder von sich selbst mit einem hübschen Hintergrund zu machen. Wir machen natürlich auch mit, aber ein paar Bilder ohne uns gibt es dann auch noch.

Am nächsten Tag wollen wir gleich nochmal eine etwas längere Tour gehen. Immerhin 1.200 Höhenmeter auf den Cerro Morrogacho. Zuhause und im trainierten Zustand wäre das nicht viel, aber nach vier Monaten Pause und bei einer Gipfelhöhe von immerhin 3.500 Meter merken wir dann schon, dass es noch etwas mehr Training braucht, bevor wir wieder lange Mehrtagestouren oder Sechstausenderbesteigungen machen können. Die Tour ist trotzdem ganz schön, auch, wenn der Gipfel komplett im Nebel ist als wir oben sind. Trotzdem ist es beeindruckend, in der Höhe nicht einen felsigen oder sogar vereisten Gipfel, sondern einen vom Urwald überwachsenen Gipfel zu finden. Im Abstieg sehen wir dank Delphines Adleraugen noch einen schönen Tucan und ein paar schöne Singvögel. Danach geht’s vorbei an Pferden und Kühen dann wieder zu Pedro. Wir wollen am nächsten Tag weiter in Richtung Ansermanuevo, wo man laut einigen Einheimischen Piloten auch schön Gleitschirmfliegen kann.

Bevor wir da hin fahren schauen wir uns aber noch ausgiebig das kleine, sehr nette Städtchen Salento am Eingang zum Valle de Cauca an.

Ansermanuevo

Das Städtchen Ansermanuevo ist ein nettes kleines Städtchen auf der Ostseite des Caucatals. Tourismus gibt es hier fast keinen. Bis auf ein paar Gleitschirmpiloten kommen hier kaum Ausländer her. Und so entdecken wir hier eine sehr ursprüngliche kolumbianische Kleinstadt mit ihren kleinen Läden, lauten Bars und wenigen kleinen Restaurants. Die Stadt ist sehr gemütlich und wir fragen, nach einem Tipp eines einheimischen Piloten, beim Stadtpark an, ob wir hier ein paar Tage stehen dürfen. Hier gibt es neben mehreren Fußballplätzen und dem örtlichen Fußballstadion auch ein kleines Freibad.

Am Eingang trifft Delphine gleich auf Livia, Fernel und deren Tochter Caro. Die Familie kümmert sich seit zwei Monaten etwas um den Park und kann dafür quasi die Hausmeisterwohnung nutzen. Sie fragen kurz beim Betreiber nach, ob wir hierbleiben dürfen und dann fahren wir über einen Seiteneingang auf den betonierten Basketballplatz, der für die nächsten Tage unser Stellplatz sein wird. Das Schwimmbad ist nur 50 m entfernt und neben uns ist das örtliche Stadion in dem wir auch mit den Gleitschirmen landen können.

Kurz nach der Ankunft kommen dann auch schon einige neugierige Kinder vorbei und wollen sehen wer wir sind. Wir zeigen ihnen Pedro, dann versucht Delphine ihnen etwas auf der Queña – unserer bolivianischen Flöte – und der Okarina beizubringen. Danach spielen wir noch auf dem Fußballplatz und machen eine Menge witziger Fotos.

Am nächsten Tag wollen wir fliegen. Da sich aber niemand findet, der uns hinaufbringt, beschließen wir hoch zu laufen. Wir wollten ja eh trainieren. Mit einer Abkürzung über das Gebiet einer Kaffeeplantage sind wir dann auch nach ca. eineinhalb Stunden am Startplatz. Als wir ankommen kommt der Wind ganz leicht aus der falschen Richtung. Aber mit einem schnellen Startlauf ist das schon machbar. Als wir allerdings ein bisschen Pause gemacht haben ist der Wind von hinten dann doch ganz schön kräftig. Wenn das so bleibt wird das nichts mit fliegen. Und da es so bleibt, laufen wir nach einer guten Stunde eben wieder runter. Kurz vor der Hälfte werden wir allerdings von einem Pickup mitgenommen. So geht’s dann doch etwas schneller.

Tags darauf klappt es dann auch mit der Fliegerei. Wir finden diesmal einen Fahrer der uns hoch bringt und starten gleich, bevor der Wind es sich mal wieder anders überlegt. Wir sind nämlich um zwölf Uhr bei Livia, Fernel und ihrer Tochter Karo zum Mittagessen eingeladen. Also Schirm auslegen, aufziehen und raus. Und dann geht’s gleich in die Achterbahn. Rauf und runter und ein wildes Geschaukel in der Nähe vom Berg. Etwas weiter draußen geht es dann aber gleichmäßiger rauf. Es ist zwar noch recht unruhige Thermik, aber genießbar. Wir fliegen also eine Weile rum und genießen die Ausblicke auf die Landschaft. Und dann fliegen wir fast gleichzeitig raus über die Stadt zu „unserem“ Fußballstadion wo wir kurz vor zwölf landen.

Als wir zu Pedro kommen probt dort auf dem Betonplatz gerade eine der Örtlichen Musikkapellen. Ganz schön laut, aber lustig, so einen Live-Beschallung direkt vor der Haustür. Und dann gehen wir rüber zu unseren Freunden und bekommen ein sehr leckeres kolumbianisches Essen. Patacones – frittierte Fladen aus Kochbananen – und dazu Reis und Bohnen. Zur Nachspeise gibt’s noch was von dem Kuchen den Delphine gestern gebacken hat. Die kleine Familie ist super nett. Sie haben fast nichts und wissen auch nicht so genau, wann sie wieder eine Möglichkeit zum Geldverdienen finden, aber außer dem Speck, den es zum Essen noch dazu gibt, dürfen wir nichts beisteuern und sie freuen sich sehr, uns als Gäste begrüßen zu dürfen. Im Moment ist ihre Lage nicht ganz klar. Das wenige was sie haben reicht einfach nicht zum Leben. Aber sie würden gerne wieder auf einer Kaffee-Finka arbeiten. Das haben sie praktisch ihr ganzes Leben schon gemacht. Da bekommen sie Unterkunft und Verpflegung und verdienen noch etwas dazu. Hoffentlich finden sie bald wieder eine gute Möglichkeit. Wir freuen uns auf jeden Fall, die drei kennen gelernt zu haben.

Wir bleiben noch zwei weitere Nächte und machen noch einen schönen Flug über Ansermanuevo – ähnlich wie der erste bisschen wild aber schön – und fahren dann weiter. Wir wollen wieder weiter hoch in die Berge. Diesmal in den Nationalpark Los Nevados in die Gegend des etwa 5.300 Meter hohen Vulkans Nevado del Ruiz. Den Vulkan selbst kann man zwar aktuell nicht besteigen, weil er gerade sehr aktiv ist, aber wir hoffen trotzdem an seinen Flanken ein paar schöne Touren machen zu können.

Los Nevados

Über die Stadt Manizales geht es also wieder in die Berge. Kurz hinter Manizales, immerhin schon wieder auf einer Höhe von 2.400 Meter übernachten wir an einer Tankstelle zwischen einigen LKWs. Wie so oft ist das keine allzu ruhige Nacht. Aber, wenn man keine große Auswahl hat muss man eben nehmen was es gibt.

Am nächsten Morgen geht es wieder mal weit rauf auf gut 4.000m und dann ein ganzes Stück Schotterstraße wieder runter. Wir wollen zu einem kleinen Campingplatz der ein paar natürliche Thermalbecken hat. Davor kommt noch ein Luxushotel, dass auch Bäder anbietet, aber alles etwas schicker und weniger natürlich. Ab dem Hotel wird die Straße allerdings so schlecht, dass wir uns nicht so recht weiter runter trauen. Pedro ist schon einige schlechte Straßen in den Bergen gefahren, aber wenn es steil hochgeht und er nicht weiterkommt können wir notfalls immer noch zurück. Hier geht es aber ziemlich steil runter und wenn es nicht mehr hochgeht kommen wir ohne Hilfe nicht mehr weiter. Also entscheiden wir uns zur Umkehr und fahren wieder zurück auf knapp 4.000 m Höhe, wo wir erstmal übernachten wollen um uns an die Höhe anzupassen. Morgen geht’s dann noch bisschen weiter hoch und dann schauen wir mal, was man da so an Wanderungen machen kann.

Am nächsten Morgen laufen wir von Pedro aus erstmal ein paar hundert Meter einen kleinen Wanderweg in die Frailejones. Das sind die Pflanzen die hier überall stehen und von etwas weiter weg wie Kakteen aussehen. Tatsächlich sind es aber recht fragile Gebilde, die nach oben immer wieder Blätter austreiben, die dann vertrocknen und seitlich hängen bleiben. Die Pflanzen sind hier allgegenwärtig und speichern eine Menge Wasser.

Danach fahren wir unterhalb des Nevado Ruiz – den man leider im Nebel nicht sehen kann – weiter in die Berge rein. Die Straße ist sehr schmal, aber super asphaltiert und schlängelt sich auf einer Höhe von etwa 4.000 Meter durch die Berge. Wir wollen heute zu den zwei Lagunen etwas weiter oben aufsteigen. Allerdings war uns nicht bewusst, dass man da offiziell nicht mehr hinlaufen kann. Da wir aber langsam einen sehr großen Bewegungsdrang haben, klettern wir kurzentschlossen unter dem Zaun des Nationalparks durch und machen die Tour trotzdem. Es geht ein paar hundert Höhenmeter rauf durch viele Frajiroles und andere Pflanzen erst entlang eines Pfades, später weglos bis wir auf etwas über 4.300 Metern Höhe zu den zwei sehr schönen Lagunen kommen. Wir verbringen einige Zeit da oben und laufen dann durch den Nebel wieder runter. Die Tour ist nicht besonders lange, aber wir sind froh und endlich mal wieder bewegt zu haben. Immer nur fahren und schauen ist auf Dauer nicht so spannend.

Und so bleiben wir gleich in der Nähe an einen schönen Platz an der Straße über Nacht und machen am nächsten Tag wieder etwas Sport. Diesmal geht’s zu den Termales el Sifon. Die liegen ein paar hundert Meter unterhalb der Straße und man kann eigentlich über eine steile Schotterstraße auch mit dem Auto runterfahren. Aber zum einen wollen wir das Pedro nicht antun und haben auch Sorgen, dass er es eventuell ohne Hilfe nicht mehr hoch schafft und zum anderen wollen wir uns ja eh bewegen. So kommen wieder mal die Räder zum Einsatz und wir fahren recht zügig runter ins Tal. Die heiße Quelle kommt hier unten aus dem Vulkan und das Wasser läuft in einem schönen Bach das Tal runter. Oben ist das Wasser mit gut 50°C eindeutig zu heiß zum Baden. Wir stecken kurz die Füße rein und ziehen sie schnell wieder raus. Aber das extrem schwefelhaltige Wasser hat die Steine im Bachbett gelb gefärbt und das Wasser selbst ist schön klar bzw. an den tieferen Stellen türkisblau. Wir laufen und klettern zunächst entlang des Baches rauf zur Quelle und dann wieder ein ganzes Stück runter. Weiter unten traue ich mich dann ein Stück zu Fuß durch den Bach. Aber auch hier kann ich maximal ein paar schnelle Schritte machen und brauche dann wieder eine Pause am Ufer. Die Füße leuchten dabei knallrot.

Nachdem wir wieder mal alles ausgiebig gesehen und fotografiert haben laufen wir ein paar hundert Meter weite runter und finden dort eine schöne Gumpe unter den Bäumen in denen die Wassertemperatur dann wirklich zum Baden einlädt. Und nach einem ausgiebigen warmen Bad geht’s dann wieder mit den Rädern nach oben.

Aber über 300 Höhenmeter mit Tourenrädern auf Schotter und das in einer Höhe von 4.000 Metern sind gar nicht so leicht. Delphine ist vernünftig und schiebt öfter mal, ich will es wissen und versuche fast alles zu fahren. Allerdings braucht es ab und zu mal ausgiebige Verschnaufpausen. So anstrengende Höhenmeter bin ich glaub ich mit dem Rad noch nie gefahren. Oben gibt’s dann eine Pause mit einem Tinto – das ist hier wahlweise ein schwarzer Filterkaffee oder eine heiße Schokolade mit Wasser – und einer lecker Empanada und dann geht’s mit Pedro wieder zu unserem Übernachtungsplatz.

Wir haben auf der Karte gesehen, dass es möglich ist die Straße nach Osten bis zu ihrem Ende zu fahren um dann weiter nördlich durch die Berge wieder zurück nach Manizales zu kommen. Etwas oberhalb von Manizales wollen wir in ein paar Tagen auch noch eine Vogelbeobachtungstour bei der Hacienda el Bosque mitmachen. So entschließen wir uns für diese Runde und fahren die ersten Kilometer hier oben abwechselnd mit dem Rad. Ich fahre die ersten 15 km und Delphine folgt mir mit Pedro, danach tauschen wir uns sie radelt. Bis in das hübsche kleine Dorf Murillo. Hier ist alles mui tranquilo –  sehr entspannt – und wir suchen gleich mal nach einem netten Café in dem wir eventuell auch endlich unsere Kaffeebohnen mahlen lassen können, die wir schon vor ein paar Wochen in Piedechinche gekauft haben. Das mit dem mahlen klappt nicht, stattdessen kaufen wir, nach ausgiebigen Erklärungen zum Kaffeeanbau und zur Weiterverarbeitung eine Tüte des Kaffees von hier.

Kolumbien ist einer der großen Kaffeeexporteure in Südamerika. Aber einiges wird auch hier direkt getrunken. Allerdings eher in Form von Filterkaffee und nicht als Espresso oder Cappuccino. Viele Cafés machen aber inzwischen auch sehr leckeren Kaffee italienischer Art- allerdings eher für die Touristen.

Unser nächster Stopp ist in Armero. Die Stadt ist 1985 auf tragische Weise berühmt geworden, als ein Ausbruch des Nevado del Ruiz es vollkommen zerstört hat. Vulkanologen hatten davor gewarnt, dass es besser wäre, die Stadt zu evakuieren, aber die verantwortlichen Politiker haben die Warnungen nicht ernst genommen. Als der Vulkan schließlich ausbrach schmolz innerhalb kurzer Zeit der Gletscher, der ihn davor bedeckt hatte und raste als riesige Schlammlawine ins Tal. Da es schon spät abends war bekamen viele der Bewohner den Alarm der etwa eineinhalb Stunden vor Eintreffen der Lawine ausgelöst wurde nicht mit uns letztlich tötete die Lawine mehr als 20.000 der Einwohner. Die etwa 9.000 überlebenden Bewohner verließen nach dem Unglück die Stadt und zogen in das etwa 10 km nördlich gelegene Mariquita. Heute kann man noch die Ruinen der Stadt sehen und ein kleines Museum informiert über das Unglück.

Wir fahren weiter nach Norden um in Mariquita wieder nach Westen in die Berge abzubiegen. Im Tal ist es wieder mal unerträglich heiß und wir wollen lieber wieder weiter oben übernachten. Pedro heizt sich unter Tags in der Sonne wahnsinnig auf und die Nächte hier unten sind dann wie eine Übernachtung in der Sauna. Also geht’s wieder rauf auf etwas über 1.000 Meter wo wir bei einem schönen Naturschwimmbad übernachten und uns auch im Wasser schön abkühlen können. Leider sammeln wir uns hier auch einige sehr unangenehme Insektenstiche ein, die uns noch einige Tage nerven werden.

Und dann muss Pedro wieder einiges leisten um sich und uns wieder auf etwas über 4.000 Meter Höhe zu bringen, wo wir zu unserem bereits bekannten Übernachtungsplatz kurz vor dem Eingang zum Nationalpark übernachten.

Vogelbeobachtung auf der Hacienda el Bosque

Heute geht’s zur Hacienda el Bosque. Wir sind schon angemeldet um eine Tour zur Vogelbeobachtung mitzumachen. Die Hacienda wird von gehört Juan Martin, der sie von seinem Vater übernommen hat. Hier wird auch nach wie vor Landwirtschaft betrieben, aber Juan Martin hat vor vier Jahren auch damit begonnen, sich ein zweites Standbein aufzubauen. Der junge Mann hat zwei Jahre in den USA und zwei Jahre in Frankreich gelebt und spricht dementsprechend sehr gut Englisch und Französisch. Nachdem er wieder zurück war hat er aus den auf seinem Grund reichlich vorhandenen Vögeln ein Geschäft aufgebaut. Inzwischen gibt es ein paar sehr schicke und moderne Hütten in denen man übernachten kann, ein kleines Restaurant in dem die Übernachtungsgäste verpflegt werden und einige Beobachtungspunkte für verschiedene Vögel die hier heimisch sind. Gemeinsam mit einem auf Vögel spezialisiertem Führer zweigt er inzwischen Vogelliebhabern aus aller Welt die hier heimischen Arten.

Wir laufen von Punkt zu Punkt und der Führer ruft immer wieder nach den verschiedenen Vögeln. Und es klappt, meistens kommen sie nach ein paar Minuten zu ihm. Wenn ungewollte Gegner kommen, bekommen sie etwas Wasser aus der Wasserpistole ins Gesicht, damit sie die anderen nicht vertreiben. Manche Arten werden auch nit Hilfe einer Bluetooth-Box gelockt, mit der die typischen Rufgeräusche der Arten abgespielt werden. Eine Methode, die Delphine später auch erfolgreich übernimmt. Für uns sind vor allem die Kolibris und Tukane interessant. Aber die Vogelspezialisten sind wahnsinnig begeistert, als sich nach langem rufen des Guides endlich Luni zeigt, der Star der Hacienda el Bosque den sie alle einmal im Leben sehen wollen. Ehrlcih gesagt weiß ich nicht mal mehr was für ein Vogel Luni genau ist. Ein hübscher kleiner Singvogel. Aber offensichtlich sehr selten.

Mit den Tukanen klappt es heute leider nicht, aber wir sehen viele schöne kleine Singvögel, ein freches Eichhörnchen und vor allem Unmengen an Kolibris. Die bunten Minivögel kommen immer wieder sehr schnell an eine der Tränken geflogen die für sie aufgehängt sind, trinken dann kurz im Schwebeflug und sind dann genauso schnell wie sie gekommen sind wieder weg. Wir schaffen es aber erfreulicherweise einige schöne Bilder von ihnen zu bekommen.

Danach geht’s nochmal für eine Nacht rauf in die Berge und dann über Manizales wieder runter ins heiße Tal und nach Medellin.

Medellin

In Medellin fahren wir kurz durch die Stadt und dann wieder rauf in die Berge um etwas außerhalb auf einem kleinen Campingplatz zu stehen. Zwar kann man in Medellin wohl in einigen Vierteln auch getrost auf der Straße oder auf Parkplätzen übernachten, aber wir lassen Pedro in großen Städten trotzdem ungerne allein und können so außerdem wieder in etwas kühlerer Umgebung übernachten. Dafür müssen wir allerdings dann auch mehr als eine Stunde mit dem Bus in die Stadt runterfahren.

In Medellin sind wir erstmal zum Frühstücken mit Veronique und Markus verabredet. Die beiden haben ihren Kolibri – den VW T2 mit dem sie mehr als ein halbes Jahr unterwegs waren – in Santiago verkauft und sind jetzt noch eine Weile als Backpacker in Kolumbien unterwegs bevor es für sie wieder nach Hause geht. Außerdem kommt auch Julian noch dazu. Er ist von Ecuador, wo wir hin das letzte Mal getroffen haben, ziemlich direkt nach Medellin gefahren, weil im langsam das Geld ausgeht und er hier gute Bedingungen hat um ein paar Wochen oder Monate online zu Arbeiten. Aber im Moment ist er erstmal auf Jobsuche und hat damit leider nur Zeit fürs Frühstück bevor er wieder für einige Telefonate zurück zu seinem Camper muss.

Wir fahren mit den beiden Schweizern in die Stadt und machen eine Free Walking Tour durchs Zentrum mit. Unser Guide Milo erzählt uns in der dreistündigen Tour eine Menge über die Stadt und deren Geschichte und auch über Kolumbien. Medellin hat in den letzten dreißig Jahren eine beeindruckende Wandlung durchgemacht. Von einer der gefährlichsten Städte der Welt, zu einer sehr modernen und sicheren Metropole. Natürlich gibt es auch hier einige Ecken, in denen man – vor allem Nachts – etwas vorsichtig sein muss, aber im Großen und Ganzen wirkt die Stadt auch auf uns sehr sicher.

Nachdem wir noch mit Veronique und Markus zum Abendessen waren, ist es zu spät um noch zu unserem Campingplatz zu kommen und so übernachten wir spontan in dem Hostel wo auch unsere Freunde untergebracht sind und wiederholen das gemeinsame Frühstück am nächsten Morgen nochmal. Danach gehen wir in das Repuesto Viertel von Medellin – die Gegend, wo fast alle Autoersatzteilläden der Stadt vereint sind – und suchen nach zwei neuen Vorderreifen für Pedro. Wir finden zwar nicht unsere Wunschreifen, aber immerhin ein paar recht anständige All-Terrain Reifen mit denen er sicher die nächsten 50.000 km fahren kann. Abholen werden wir die Reifen dann, wenn wir mit Pedro auf dem Weiterweg wieder durch Medellin fahren. Zurück zu unserem Campingplatz geht es mit der Seilbahn. IN Medellin gibt es, ähnlich wie in La Paz in Bolivien, stellenweise zu wenig Platz um den Nahverkehr auszubauen. Zudem ist die Stadt auch von einigen recht steilen Bergen umgeben und so wurden auch hier einige Seilbahnlinien durch die Stadt installiert die den Nahverkehr unterstützen. Und mit einer davon können wir weit hoch über die Stadt und dann noch einige km über den Wald schweben bis wir dann für die letzten 6 km einen Bus nehmen können.

Am Abend kommt noch ein kleiner Geländewagen mit Anhänger neben uns an. Der Fahrer macht ein Feuer vor seinem Auto und holt einige Instrumente aus dem Anhänger. Nach dem Abendessen gehen wir raus und stellen uns vor. Juan Carlos ist ursprünglich aus Bogota, hat aber sehr lange in den USA gelebt und ist erst jetzt wieder mehr in Kolumbien. Wie so viele andere ist er auch in den 90er Jahren vor der Gewalt in seinem Land geflüchtet um woanders ein ruhigeres Leben führen zu können. Heute ist er hier um für sich die Tag/Nacht Gleiche mit einem kleinen Lagerfeuer, einigen Ritualen und Musik zu feiern. Wir dürfen daran teilhaben und er erzählt uns einiges über diese Rituale, die von den Indianern in der Sierra Nevada im Norden von Kolumbien kommen. Er ist auch begeistert von Rudolf Steiner und seiner Philosophie die der der Schamanen von den heimischen Indianern hier wohl sehr ähnlich ist. Er hat viele Interessante Geschichten und einige für uns recht skurrile Ansichten, ist aber auf jeden Fall ein sehr lieber und interessanter Mensch. Später machen wir noch etwas Musik zusammen bevor Delphine und ich ziemlich platt ins Bett fallen.

Nach einem Tag mit einigen kleinen Reparaturen an Pedro, einem kleinen Spaziergang in den direkt hier anschließenden Nationalpark und einigen Billard Matches – die alle Delphine gegen mich gewinnt – geht es dann wieder runter in die Stadt zur Montage unserer neuen Reifen und dann weiter in Richtung Guatape, einem der beliebtesten Ausflugsziele in Kolumbien.

Guatapé

Guatapé ist ein kleines Dorf an einem weite verzweigtem Stausee. Der See wurde in den 1960er Jahren zur Energiegewinnung aufgestaut, dient aber gleichzeitig als Naherholungsgebiet vieler Einwohner von Medellin und als Touristenmagnet. Neben dem Dorf und dem See gibt es noch den Piedra del Peńol, dem Fels von Guatapé. Einem ca.250 Meter über den See aufragendem sehr steilen Felsen, der über eine lange Treppe einfach bestiegen werden kann.

Wir fahren erst mal in das Dorf und treffen uns hier zum Abendessen – wieder mal – mit Veronique und Markus. Das Dorf selbst ist zwar sehr touristisch, gefällt uns aber trotzdem sehr gut mit seinen bunten Häuschen die viele kleine Malereien in den Sockeln haben. Außerdem gibt es super Essen und guten Kaffee hier. So treffen wir die beiden am nächsten Morgen gleich nochmal für ein ausgiebiges Frühstück und schlendern danach gemütlich durchs Dorf. Veronique bleibt noch für eine Woche hier für einen Yogakurs, Markus macht sich auf den Weg zurück nach Medellin um dort an einer Sprachschule sein Spanisch weiter zu verbessern. Und wir fahren mit einem TukTuk raus zum Felsen um ihn zu besteigen.

Bis zum Fuß des Felsens kann man mit dem Bus oder dem Auto fahren. Hier gibt es einen großen Parkplatz und einige unschöne Gebäude mit überteuerten Restaurants und Andenken. Den restlichen Weg auf den Felsen muss man dann über eine Treppe mit etwa 650 Stufen bewältigen. Die Treppe befindet sich in einer Art Riss auf der Nordseite des Felsens. Weiter hinten in dem Riss ist eine zweite Treppe für den Abstieg.

Schon beim Aufstieg hat man einen schönen Blick über die Landschaft um uns herum. Der Stausee ist kein großflächiger See, sondern besteht aus vielen einzelnen Armen die die verschiedenen Täler der Gegend geflutet haben. Dadurch gibt es auch unzählige Inseln und Halbinseln die teils bewaldet und teils bebaut sind. Angeblich kann man von hier aus bis zu 500 km weit sehen, heute sind es vielleicht 50 km, dann verschwindet der Blick im Dunst. Aber der Ausblick ist trotzdem sehr schön und wir lassen uns Zeit um uns in Ruhe umzusehen. Oben gibt es eine Plattform und ein kleines Gebäude mit weiteren Andekenläden und Restaurants. Es ist auch einiges los, aber da man nur zu Fuß hier rauf kommt, bleibt uns der ganz große Andrang erspart.

Ab in die Karibik

Nach zwei Nächten in Guatapé geht es für uns weiter in Richtung Norden. Wir wollen bis zu meinem Geburtstag in Cartagena sein. So geht es nochmal drei Tage auf und ab durch die Berge und dann wird es irgendwann flacher und wir erreichen schließlich wieder das Meer. Wir haben jetzt die Anden einmal von Süden nach Norden bereist. Meist entlang der Berge im Osten oder Westen und teils auch mitten durch. Aber für uns ist es hier eher ein kurzer Ausflug in die Karibik, schließlich wollen wir ja wieder zurück nach Süden und in Ecuador in Peru noch viele Bergtouren machen bevor wir Pedro dann am Ende in Buenos Aires oder Santiago de Chile verkaufen und nach Hause fliegen.

Hier oben ist es nicht mehr der Pazifik, sondern der Atlantik den wir hier nach mehr als vier Jahren wiedersehen. Die kolumbianische Pazifikküste ist zu einem großen Teil im Dschungel und nur vom Wasser aus erreichbar, die Atlantikküste dagegen, die von der Grenze zu Panama bis zur Grenze zu Venezuela reicht, ist stark besiedelt und hier sind auch die wichtigsten Häfen des Landes. Wir wollen hier vor allem nach Cartagena und danach die Gegend von Santa Marta besuchen. Dazwischen wollen wir aber auch noch eine Woche so richtig die Karibik kennen lernen und dafür auf die Insel Providencia fliegen.

Doch zunächst geht es für eine Nacht zur Punta Bolivar etwa 150 km südwestlich von Cartagena. Hier übernachten wir zwischen Palmen am Strand und baden ein paar Mal in dem mit über 28°C fast schon zu warmen Wasser. Unsere ersten Eindrücke der Karibik: Heiß, aber sehr hübsch.

Cartagena de Indias

Da wir ohnehin noch ein paar Tage Inselleben vor uns haben und beide auch nicht besonders dazu taugen einen Tag einfach nur am Strand zu liegen geht es am nächsten Tag weiter nach Cartagena. Dort fahren wir erstmal zum Parkplatz von Alex. Der Platz ist in erster Linie der Stellplatz für etwas über zwanzig Kleinbusse des Unternehmen Berlinaturs, aber seit ein paar Jahren kommen auch immer wieder Reisende hierher. Viele Beginnen ihre Reise durch Südamerika hier und andere beenden sie hier und verschiffen ihre Fahrzeuge nach Hause oder nach Panama um weiter in Richtung Norden zu fahren. Der Flughafen ist nur 700 m weit weg und man hat viel Platz um einiges am Auto zu machen. Richtig schön ist es allerdings nicht. Es ist heiß, durch die hohen Mauern um den Parkplatz kommt kaum Wind vom Meer hierher und am Abend sehen wir zum ersten Mal die ganzen Busse die hier parken. Die kommen zwischen sieben und zehn Uhr abends und werden dann alle gewaschen. Das geht bis etwa ein Uhr morgens und ist nicht gerade leise. Durch die Hitze wollen wir aber auch die Fenster nicht schließen. Schon mit offenen Fenstern und Ventilator schwitzen wir die ganze Nacht. Naja, ab ein Uhr ist es ja ruhig. Aber nur bis halb vier, dann fahren die ersten Fahrzeuge mit hin und her rangieren und lauten Rückfahrwarnern wieder los. Aber immerhin war es zwischendurch zweieinhalb Stunden ruhig.

Am nächsten Tag warten wir erstmal auf zwei Mechaniker die uns schließlich einen neuen Gummi für die Drehmomentstütze unseres Motors bauen. Ersatzteile für Pedro – also für einen Fiat Ducato – haben wir bisher in Kolumbien nicht gesehen. Hoffentlich brauchen wir auch nichts Dringendes solange wir hier sind. Aber viele Teile werden in Südamerika auch einfach kurzerhand gemacht, wenn es nichts Passendes gibt und so haben wir bereits am Nachmittag einen neue Drehmomentstütze. Mit der alten wurde es oft ganz schön laut wenn wir Vollgas im ersten oder zweiten Gang bergauf gefahren sind. Dann hat der Arm der Drehmomentstütze am Querträger von Pedro angeschlagen was ganz schön laut wurde und bestimmt auch nicht gut für Motor und Getriebe war.

Wir haben den Tag damit verbracht unser Gepäck einmal komplett zu wiegen. Also zumindest den Teil, den wir wieder mit nach Hause nehmen wollen. Katja und Julian wollen in etwa zwei Monaten mit Berry – ihrem Camper – hier sein um das Fahrzeug wieder nach Hause zu schicken. Da Berry dazu in einen Container kommt, können sie ihn innen auch vollladen. Und dabei haben sie Platz für einige unserer Radtaschen und letztlich auch für unsere Räder die wir dann schon mal heimschicken. Für uns ist das eine super Erleichterung, weil wir dann deutlich weniger Gepäck im Flugzeug mit heimnehmen müssen. Delphine hätte ihr Rad hier verkauft, aber ich möchte meins auf jeden Fall auch daheim wiederhaben und nachdem wir die Räder eh recht wenig benutzt haben nutzen wir die Chance und schicken schon mal einiges heim. Den Heimflug können wir dann jeder mit zwei bis drei großen Gepäckstücken antreten. Und so wird alles gewogen und entschieden was heimkommt und was hierbleibt.

Am nächsten Tag ist mein Geburtstag. Schon der zweite in Südamerika. Letztes Jahr waren wir bei Regen auf der Isla Chiloe im Süden Chiles, jetzt sind wir bei über 30°C und Sonnenschein in einer sehr schönen Kolonialstadt in der Karibik. Wir gehen erstmal schön Frühstücken in der Altstadt und schlendern dann ein paar Stunden durch die Gassen bevor wir am Nachmittag noch einen Free Walking Tour mitmachen. Cartagena – genauer: Cartagena de Indias, im Unterschied zu Cartagena in Spanien – gilt als eine der schönsten Kolonialstädte Südamerikas. Zumindest das historische Zentrum. Und tatsächlich ist die Stadt auch sehr schön und hat natürlich auch eine lange Geschichte hinter sich. Die Häuser sind – typisch für Kolumbien – farbig angemalt und die meisten sind auch gut erhalten. Im Viertel Getsemani gibt es viele moderne Wandmalereien und an vielen Tischen in den kleinen Gassen sieht man abends die einheimischen bei ihrem Lieblingsspiel: Domino. Den Rest der Stadt, eine moderne Metropole mit vielen Wolkenkratzern, sehen wir nur aus der Ferne.

Am Abend gibt’s noch ein leckeres Essen in einem kleinen Restaurant in der Nähe unseres Stellplatzes und dann müssen wir noch packen. Schließlich geht es morgen in den Urlaub nach Providencia.

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