Am Samstag fahren wir also nach Tolhuin um am Sonntag zumindest irgendeine Wanderung machen zu können. Wir steuern einen See in der nähe der Stadt an und sehen einen Berg dessen Besteigung uns reizen würde. Wanderwege gibt es aber laut Karte hier keine.
Also gehen wir ans andere Seeufer wo bei einer Hütte drei Männer mit Pferden sind. Wir wollen sie fragen ob sie eine Möglichkeit wissen auf den Berg zu kommen. Einer der drei kommt uns auf dem Pferd entgegen, die anderen kommen nach und bleiben erst mal auf der Seite. Auf Delphines Fragen ob der Berg denn zu besteigen wäre reagiert der Mann auf dem Pferd ziemlich barsch. Das ist alles Privatgrund wo wir hier sind und den Berg zu besteigen ist gefährlich und nicht erlaubt. Es gibt wilde Hunde und viele verborgene Löcher wo man reinfallen kann. Wenn wir doch versuchen würden da hoch zu gehen holt er uns zurück. Notfalls mit Gewalt. Um die Aussage zu bekräftigen zeigt er seine Pferdepeitsche die er in der Hand hält. Auch das Gewehr auf seinem Rücken macht durchaus Eindruck auf uns. Zumindest auf mich. Delphine ist neugierig und fragt wer die drei denn eigentlich sind und was sie hier machen. Nach ein paar Minuten schlägt der Mann, Ezequiel wie wir später erfahren vor doch erst mal zusammen einen Mate zu trinken.
Mit ihm und den beiden anderen gehen wir zum Feuer auf de ein Wasserkessel mit heißem Wasser bereit steht und es geht erst mal die Tasse mit Mate herum. Die drei sind Ezequiel, sein Sohn Agustin und Leandro, der mit seinem Singlespeed Rad von Buenos Aires nach Ushuaia gefahren ist und jetzt schon seit einer Woche bei Ezequiel und seiner Familie wohnt. Der anfänglich sehr strenge Ezequiel stellt sich nach kurzer Zeit als ein etwas zurückhaltender, aber sehr netter Mensch dar. Er lädt uns zum Essen in dem Haus seiner Familie in Tolhuin ein und schlägt uns vor, am nächsten Tag mit seiner Familie und natürlich auch Leandro, zur Fiesta del Ovojero auf eine Farm in der Nähe von Rio Grande zu fahren.
Wir übernachten vor Ezequiels Haus und am nächsten Morgen geht es um acht los zur Fiesta. Der Ovojero ist der Schäferhund der Gauchos. Ihm zu Ehren wird an diesem Wochenende auf mehreren Farmen eine Fiesta abgehalten. Unsere Fiesta findet auf einer großen Wiese mitten im Nichts statt. Das Gelände ist durch einen kleinen Fluss getrennt. Auf einer Seite ist das Fest, auf der anderen findet ein Wettbewerb der Gauchos und ihrer Schäferhunde statt.
Nacheinander müssen die Gauchos bei dem Wettbewerb mit jeweils zwei Schäferhunden eine Gruppe von sechs Schafen durch insgesamt drei kleine abgesperrte Bereiche treiben. Die Schafe werden also ausgelassen, von den Hunden in den ersten „Pferch“ getrieben. Dann werden sie aus diesem herausgelassen und in den zweiten Pferch getrieben und Ziel ist dann der dritte Pferch. Dazu sind aber maximal zehn Minuten Zeit. Nur einer der Gauchos schafft es tatsächlich unter großem Jubel der Zuschauer die sechs Schafe vor Ende der zehn Minuten bis in den dritten Pferch zu treiben. Es ist aber sehr beeindruckend wie die Hunde relativ selbständig ihre Aufgabe erledigen und ziemlich genau wissen worum es geht. Außerdem ist es eindrucksvoll zu sehen wie schnell die Schafe rennen können.
Neben dem Wettbewerb gibt es viele Gauchos in ihren traditionellen Gewändern auf ihren Pferden zu sehen. Ein beeindruckender Anblick. Mittags gibt es gegrilltes Lamm. Nicht einfach in Stücken vom Grill, sondern als ganzes am Spieß über der Glut gebraten.
Nachmittags fahren wir dann noch an einen schönen großen See mit weitem Bergpanorama im Hintergrund, liegen in einer Wiese und trinken Mate. Danach wollten wir eigentlich in Richtung Rio Grande weiter, doch Ezequiel will uns nicht so einfach ziehen lassen. Er schlägt uns vor am nächsten Tag einen Ausritt auf seine Pferden zu machen. Da sagen wir natürlich nicht nein und fahren mit der Familie wieder zurück nach Tolhuin.