Mendoza

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In Mendoza schauen wir uns ein bisschen die Stadt an, gehen fliegen am Cerro Arco und wollen auch Gabriel treffen, den wir vor dreieinhalb Jahren, ganz zu Beginn unserer Reise kennengelernt haben. Außerdem muss Pedro nochmal in die Werkstatt. Ein paar neue Stoßdämpfer für hinten und vorne gibt es oft komische Geräusche.

Fliegen am Cerro Arco

Am Sonntag wollen wir erstmal fliegen gehen. Wir können mit ein paar Tandempiloten auf den Cerro Arco rauffahren und machen mittags erstmal einen kleinen Abgleiter um am Nachmittag nochmal hoch zu fahren. Diesmal wollen wir auch auf der Nordwestseite des Berges fliegen. Ich bin mir erst ein bisschen unsicher, weil wir von da nicht mehr zum Landeplatz zurückfliegen können, wenn wir nicht genug Höhe haben, aber dann beschließen wir es einfach mal zu versuchen. Delphine startet als erstes und steuert gleich nach links zur von der schon tiefer stehenden Sonne beschienenen Nordwestflanke des Berges. Ich fliege direkt hinterher. Vor zehn Minuten sind noch ein paar Tandemflieger rüber und haben bald Höhe gemacht. Wir verlieren erstmal gewaltig Höhe und ich sehe uns schon auf der anderen Seite in der Pampa landen. Das ist grundsätzlich möglich, aber der Rückweg sind dann 13 km Fußmarsch wenn uns keiner holt. Aber jetzt ist die Entscheidung eh gefallen. Wir schaffen es aber dann doch wieder weiter hoch zu kommen und hätten eigentlich die Höhe nutzen sollen um zurück zu fliegen. Tja, hätten. Ich schaffe es bald nicht mehr mich zu halten und suche nach einem neuen Thermikbart. Da sind auch einig, aber die sind zu schwach um wieder hoch zu kommen. Es geht immer weiter runter und irgendwann kommt Delphine vorbeigeflogen und wir einigen uns doch darauf, in die Pampa zu einer Sandpiste zu fliegen und da zu landen. Ich entscheide mich dann aber dazu, auf einem kleinen freien Platz zwischen einigen Dornenbüschen zu landen. Delphine fliegt noch ein Stück weiter in Richtung der Straße aber landet auch schon vorher auf einem kleinen Pfad.

Meine Landung findet dummerweise mehr in den Dornenbüschen neben dem Platz statt und ich muss erstmal mich und dann meinen Schirm aus dem Gebüsch pflücken. Als ich ihn dann zusammengelegt habe höre ich Hufgetrappel aus der Richtung der untergehenden Sonne. Da kommen zwei Gauchos auf ihren Pferden zu mir geritten und sprechen mich an ob ich Hilfe brauche. Nene, danke, das geht schon versuche ich zu erklären, aber der ältere redet die ganze Zeit in einem mir unverständlichen Spanisch auf mich ein. Dann zeigt er auf das Pferd hinter sich und ich kapiere endlich was er will. Ich soll aufsteigen und mit ihnen mitkommen. Also gut, der ältere nimmt meinen Rucksack und ich steige hinter dem jüngeren, seinem ungefähr 13 Jahre alten Sohn auf. Und dann geht’s los. Das Pferd, auf dem ich sitze, findet es scheinbar nicht so toll, dass da noch jemand hinter dem Sattel auf ihm sitzt und bockt ein paar Mal ziemlich rum. Aber mein Reiter kann es zum Glück überzeugen sich ruhiger zu verhalten und so reiten wir in die Richtung in der ich Delphine vermute.

Die staunt dann ganz schön, als ich plötzlich nicht zu Fuß, sondern mit dem Pferd komme. Von da an laufen wir dann hinter den beiden her zu ihrem Haus. Unterwegs haben wir dann auch wieder Handyempfang und können Dario, unseren Fahrer anrufen und fragen ob er uns holt. Und das tut er dann auch. Der Rückweg zu Fuß wäre wohl nicht nur lang, sondern für uns Europäer auch nicht ganz ungefährlich gewesen, weil er durch ein sehr armes Viertel führt in dem es wohl durchaus sein könnte, dass uns jemand ausrauben will. Meinen zumindest die Einheimischen.

Wiedersehen mit Gabriel

Wie vorher schon geschrieben, wollen wir ja auch noch Gabriel in Mendoza treffen. Er war der erste Tramper den wir auf unserer Reise mitgenommen haben. Er stand an der Grenze zwischen Uruguay und Argentinien und hat uns fast angebettelt ihn mitzunehmen. Unser Argument, dass wir nur zwei Sitzplätze mit Gurt haben hat nicht gezogen. Er könnte ja auf dem Boden sitzen. Und so haben wir ihn zum Glück dann auch mitgenommen und eine lustige Fahrt mit viel erzählen und gemeinsam Musik machen gehabt. Gabriel studiert in Mendoza Percussion, spielt aber auch sehr gut Gitarre und singt. Seinen Sommerurlaub finanziert er sich immer als reisender Straßenmusiker.

Als wir in Mendoza sind schreibe ich ihn an und frage vorsichtig an, ob er sich noch an uns erinnert und uns treffen möchte. Klar erinnert er sich noch antwortet er schnell. Und natürlich will er uns auch treffen.

Am Montagabend fahren wir also mit dem Taxi zu ihm. Er wohnt in einem kleinen aber ganz netten Häuschen gemeinsam mit Miguel, der ebenfalls Percussion studiert und nebenbei auch noch ein paar andere Instrumente spielt. Miguel ist außerdem Maler und bemalt unteranderem Mates. Also die Tassen, aus denen der gleichnamige Tee hier getrunken wird. Wir kaufen ihm auch gleich so eine schicke Holztasse ab.

So, und was macht man in Argentinien, wenn man Besuch hat: Man schmeißt den Grill an und es gibt Asado. Währen Miguel schon mal das Feuer anmacht gehen wir mit Gabriel zum Einkaufen. Es gibt alles in ein paar Geschäften um die Ecke. Zuerst ein Minimarkt für Fleisch Grillholz und Wurst, dann ein Bäcker fürs Brot und später gehen wir nochmal los und kaufen in einem anderen Laden ein Flasche Wein. Interessant für uns ist, das in zwei der Läden zwar die Türen offen sind, aber die Gitter davor verschlossen. Der Verkauf findet nur durch das Gitter statt. Es scheint tatsächlich nicht so super sicher zu sein. Als Delphine später nochmal bisschen Brot holen will meint Gabriel dann ich sollte lieber auch mitgehen.

Gabriel ist heute der Asado Chef. Er holt immer ein bisschen Glut aus dem Feuer, das neben dem Grillrost brennt und schiebt es unter den Rost. Das Fleisch darauf wird ganz langsam gegart und wir stehen im Hof am Feuer und quatschen und trinken schon mal Wein. Und dann geht es rein zum Essen. Und das ist super lecker, das lange Warten hat sich auf jeden Fall gelohnt.

Und irgendwann holt Gabriel dann seine Gitarre und drückt sie mir in die Hand und wir starten eine lustige Jamsession zu dritt. Gabriel an diversen Trommeln, Miguel mit der Blockflöte und ich an der Gitarre. Witzig, das sind jetzt tatsächlich die drei Erzengel Michael, Gabriel und Raphael die da musizieren. So vergeht der Abend dann leider doch sehr schnell mit Musik und Gesprächen und irgendwann müssen wir wieder zurück. Pedro hat morgen früh einen Termin in der Werkstatt und ohne uns fährt er da leider nicht hin. Nach langem hin und her telefonieren schafft es Gabriel dann auch uns ein Taxi, bzw. ein Uber zu besorgen und wir sind schließlich irgendwann gegen ein Uhr morgens wieder am Camping. Nachdem uns da keiner öffnet klettert Delphine schließlich über das Tor und öffnet mir die Tür. Wir fallen müde, aber zufrieden nach einem sehr schönen Abend ins Bett.

Werkstatt, Zahnarzt, Baristaschule, Gasfüllen

Am nächsten Tag wird Pedro noch in der Werkstatt hergerichtet, Delphine bekommt eine Zahnfüllung erneuert und dann haben wir fast alles erledigt, was wir in Mendoza erledigen wollten. Ach ja, wir brauchen wieder mal Kaffee. Wir trinken zwar inzwischen auch gerne Mate, aber ein Kaffee morgens zum Frühstück ist schon auch schön. Nur in Argentinien oft nicht so einfach zu bekommen. Wir finden aber schließlich eine Kaffeerösterei in der Stadt die auch eine Baristaschule hat. In dem Laden treffen wir den Chef, der auch an unserer Reise interessiert ist und uns von einem seiner Projekte, einer reisenden Baristaschule im Camper erzählt. Außerdem gibt er uns noch ein paar Tipps zur Kaffeezubereitung in unserer kleinen Espressokanne. Und natürlich kaufen wir auch noch einen Kilo guten Kaffee. Ach ja, und Gasfüllen müssen wir auch noch kurz. Kurz? Ja, diesmal klappt es wirklich schnell, wir kommen hin. Werden gleich mit in die Werkstatt zu einer improvisierten Umfüllstation genommen und während wir mit dem netten Herrn reden füllt er unsere Flasche auf. Super.

Aber eins fehlt noch. Mendoza als Stadt ist zwar ganz nett, hat aber keine wirklichen Sehenswürdigkeiten. Und bekannt ist Mendoza vor allem nicht dafür, eine besonders schöne Stadt zu sein, sondern für den Wein der Region.

Was also noch fehlt ist der Besuch bei einem Weingut mit zugehöriger Weinprobe. Nach etwas Recherche entscheiden wir uns für einen Betrieb, der vor allem wohl sehr gutes Olivenöl produziert und auch etwas Wein. Wir wollen aber beide lieber mal sehen wie man Olivenöl herstellt, Weingüter kennen wir beide schon. Bevor wir weiter nach Norden, in Richtung der Provinzen Salta und Juyjuy in die Wüste fahren werden wir also noch einen Abstecher in den Süden von Mendoza machen und ein bisschen Olivenöl und Wein probieren.

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