Wir sind jetzt schon seit fast einem Monat in El Chalten und es wird langsam Zeit in Richtung Norden weiter zu fahren und den Nationalpark Perito Moreno zu erkunden. Carlos und Germauris sind ja schon vorgefahren, aber Delphine und ich wollen zum Abschluss noch eine dreitägige Tour zu zwei der bekanntesten Aussichtspunkte von El Chalten machen. Zur Laguna de los Tres mit schönem Blick auf den Fitz Roy und zur Laguna Torre mit dem Ausblick zum Cerro Torre. Es ist schon ganz schön schick, dass die Landschaftsplaner damals als sie Patagonien entworfen haben praktisch zu jedem Gletscher und jedem bedeutenden Gipfel eine kleine oder auch größere Laguna mit geplant haben die den Ausblick noch etwas verschönert.
Wir haben geplant am ersten Tag zum Camping Poincenot zu laufen, von dem aus wir dann am nächsten Morgen zum Sonnenaufgang zur Laguna de los Tres gehen können. Danach möchten wir weiter zum Camping D’Angostini um am Morgen darauf den Sonnenaufgang mit dem Blick auf den Cerro Torre zu erleben.
Wir starten gemütlich am Nachmittag und laufen, immer den Schildern in Richtung Laguna de los Tres folgend, den Berg hinauf. Wir merken sofort, dass wir uns für diese letzte Tour die mit Abstand touristischste Tour herausgesucht haben. Es ist deutlich mehr los als auf allen anderen Treks die wir hier bisher gemacht haben und die Wege sind sehr gut hergerichtet und beschildert.
Schon nach einer guten halben Stunde kommen wir zum ersten schönen Aussichtspunkt mit Blick auf das Tal des Rio de las Vueltas. Danach geht es weiter bis zur ersten Pause mit sehr schönem Ausblick auf den Fitz Roy. Von hier aus sind es eigentlich nur noch ungefähr 5 km bis zum Campingplatz. Aber wir brauchen trotzdem ewig. Zuerst kommen wir im Wald an einer Gruppe Pajaros Carpinteros vorbei. Einer hier heimischen Art von Spechten mit sehr schönen roten Köpfen und später kommt auch noch eine große Gruppe von Papageien geflogen und setzt sich neben uns in die Wiese zum Fressen. Da müssen wir natürlich erstmal beide ausgiebig Vogelbilder machen und kommen erst ziemlich spät zum Campingplatz Poincenot.
Anders als die anderen Camps die wir in der Gegend kennengelernt haben ist dieser wirklich richtig groß und trotzdem ganz schön voll. Es stehen bestimmt hundert bis zweihundert Zelte herum. Aber wir finden noch ein schönes Plätzchen für unser Zelt und machen uns wieder mal eine große Portion Kartoffelbrei mit Wurst und getrockneten Tomaten zum Abendessen.
Am nächsten Morgen klingelt schon um fünf Uhr der Wecker. Wir wollen schließlich pünktlich zum Sonnenaufgang um sieben bei der Laguna de los Tres sein. Bis dahin sind es aber noch ein paar Kilometer und einige Höhenmeter. Das Zelt und ein großer Teil des Gepäcks bleiben aber da und wir gehen mit leichten Rucksäcken hinauf. Schon bevor unser Wecker geklingelt hat haben wir einige andere Wanderer um uns herum gehört die schon losgelaufen sind. Als wir dann losgehen und den ersten Blick auf den Hang zur Laguna haben sind wir trotzdem ganz schön überrascht wie viele Leute da schon unterwegs sind. Der Weg ist schon von hier deutlich durch eine lange Schlange an Stirnlampen zu erkennen. Wir waren offensichtlich nicht die einzigen mit der Idee zum Sonnenaufgang oben zu sein.
Zehn Minuten vor Sonnenaufgang sind wir dann auch an der Laguna. Gemeinsam mit etwa zweihundert anderen Menschen. Aber es ist zum Glück reichlich Platz hier oben. Ich komme ziemlich verschwitzt hoch und wechsle erstmal mein T-Shirt. Das nasse Shirt lege ich kurz auf einen Stein. Als ich es ein paar Minuten später nehmen will ist es schon steif gefroren. Es ist offensichtlich schon noch recht kalt heute Morgen.
Der Sonnenaufgang findet hinter einer Wolke statt. Die Berge um uns herum bekommen leider kein schönes Bergglühen ab und strahlen erst eine halbe Stunde später ganz schön in der bereits ziemlich kräftigen Sonne. Naja, es lässt sich eben nicht immer alles planen.
Eigentlich wollten wir von hier aus noch auf einen etwas höheren Berg steigen um noch einen anderen Blick auf den Fitz Roy zu bekommen. Aber da wir beide ganz schön durchgefroren sind und Delphine auch immer noch Schmerzen im Rücken hat beschließen wir abzusteigen und uns ein schönes Frühstück am Campingplatz zu gönnen.
Danach geht’s weiter an der Laguna Madre und der Laguna Hija vorbei zur Laguna Torre. Eine schöne und einfache Wanderung im warmen Sonnenschein.
Am Nachmittag schlagen wir unser Zelt am Camping D’Agostini auf und machen erstmal einen ausgiebigen Mittagsschlaf während es draußen etwas regnet. Der Cerro Torre hat sich bei unserer Ankunft noch nicht blicken lassen, aber morgen soll das Wetter sehr gut sein und wir hoffen noch einmal ein paar schöne Blicke auf diese gigantische Felsnadel zu bekommen. Tatsächlich zeigt er sich auch schon am Abend als nach und nach die Wolken immer weniger werden.
Am nächsten Morgen müssen wir nicht ganz so früh los. Der Sonnenaufgang ist zwar auch wieder gegen sieben Uhr, aber zur Laguna Torre mit dem schönen Blick auf den Cerro Torre sind es von unserem Zeltplatz nur ca. zehn Minuten.
Als wir bei der Laguna ankommen sind wir wieder überrascht. Diesmal ist außer uns nur noch eine Person da. Scheinbar ist der Cerro Torre einfach nicht ganz so beliebt wie der Fitz Roy. Schade für alle die nicht da sind. Der Cerro Torre und seine Nachbarn sind völlig frei von Wolken absolut klar zu sehen und diesmal gibt es das erhoffte Spektakel in aller Pracht zu sehen. Zuerst sind die Berge in einem schönen Orange ganz leicht am Leuchten. Danach beleuchten die ersten Sonnenstrahlen die Spitze des Cerro Torre während sich das Ganze im Wasser der Laguna Torre spiegelt. Dazu gibt es noch ein paar schöne türkise Eisschollen die auf der Laguna schwimmen. Diesmal hat sich das Aufstehen definitiv gelohnt.
Als die Sonne dann schon etwas höher steht gehen wir weiter entlang der Laguna bis zum Rio Fitz Roy der hier aus der Laguna Torre entspringt. Hier ziehen wir wieder mal unsere Klettergurte an um mit Hilfe einer Tirolesa auf die andere Seite des Flußes zu gelangen. Danach geht es am Südufer der Laguna weiter nach oben in Richtung des Glaciar Torre. Je nach Zustand des Gletschers wollen wir bis zum Rand oder noch ein bisschen auf dem Gletscher weiter. Über diesen geht es zu den Ausgangspunkten einiger Kletterrouten. Unter Anderen auch zum Basislager des Cerro Torre, wenn man diesen von der Ostseite aus begehen möchte. Möchten/Können wir nicht. Außer uns sind aber auch einige Kletterer unterwegs die das schöne Wetter der nächsten Tage für alle möglichen Touren in der Gegend nutzen wollen.
Wir stellen nach ein paar Kilometern fest, dass der Gletscher nicht mehr so weit reicht wie er auf unserer Karte eingezeichnet ist. Da wo der Weg ursprünglich mal auf den Gletscher getroffen ist, ist jetzt nur noch Wasser. Auch hier hat der Klimawandel bereits seine Spuren hinterlassen. Wir steigen also nicht zum Gletscher ab, sondern laufen noch weiter nach hinten bis zu einem schönen Aussichtspunkt an dem wir es uns gemütlich machen und den Ausblick auf den Cerro Torre, seine ebenfalls sehr beeindruckenden Nachbarn und den Glaciar Torre zu genießen. Nach einer ausgiebigen Pause an diesem schönen Platz steige ich noch ab zu einem tiefer gelegenen Camp bei dem früher der Zustieg zum Gletscher war und dann laufen wir wieder zurück zu unserem Zelt, bauen es ab und steigen ab nach El Chalten. Dort gönnen wir uns vor dem Abendessen noch ein viertel Kilo Eis in der besten Eisdiele die wir außerhalb Italiens kennen und freuen uns danach wieder auf unser gemütliches Bett in Pedro.