Der Condoriri Trek

Der Condoriri Trek

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Eine weitere Mehrtagestour die Delphine und ich gerne machen wollen ist der Condoriri Trek in der Gegend des Huayna Potosi. Er führt, je nach Variante, für drei oer vier Tage durch die Berge in der Gegend des Condoriri und schließlich am Fuße des Huayna Potosi vorbei zu dessen Basislager an der Laguna Zongo.

Der Trek ist technisch nicht schwierig, führt aber zum Teil durch weglose Gegenden und es gibt auch gar nicht so viele Informationen oder GPS-Treks dazu.

Auch hier finden sich schnell wieder einige Mitwanderer. Sharmayne und Jonas sind wieder gesund und ihr Auto hat eh noch einige Tage in der Werkstatt vor sich. Martin hat zwar nach dem Choro Trek erstmal genug vom Wandern gehabt, aber das sieht inzwischen schon wieder anders aus und auch der Pico Austria, ein 5.327 m hoher Berg, den wir auf der Tour besteigen wollen reizt ihn ziemlich. Außerdem gibt es immer konkretere Pläne, dass einige der Leute hier den Huayna Potosi, den 6.088 m hohen Hausberg von La Paz besteigen wollen. Martin würde da auch gerne hoch und dafür braucht es noch etwas Training und vor allem eine gute Akklimatisation. Also ist er auch wieder dabei.

Und dann kommen noch Estelle und Guillaume mit. Ein französisches Pärchen, die Delphine auf einem Supermarktparkplatz in Calama in Chile kurz kennengelernt hat. Also genau genommen hat sie kurz mit Gillaume gesprochen während Estelle und ich einkaufen waren. Ich hab die beiden etwa eine Minute gesehen, gerade genug um sie als durchaus sympathisch einzustufen. Und da die zwei eine ähnliche Route wie wir geplant hatten und auch viel wandern wollen hat Delphine zum Glück Kontakte getauscht. Die zwei sollten sich als sehr angenehme Wanderpartner herausstellen und wir würden sehr gerne noch viel mehr Touren mit ihnen machen, aber leider haben sie einen völlig anderen Zeitplan als wir und so müssen wir uns wohl irgendwann in Frankreich oder Deutschland wieder treffen.

Condoriri Trek Tag 1, zur Laguna Juri Khota

Am ersten Tag fährt unsere siebenköpfige Wandertruppe dann wieder gemeinsam mit dem Taxi zum Ausgangspunkt, der Laguna Tuni. Der kleine Stausee ist nur etwa 75 Kilometer Autofahrt von unserem Campingplatz entfernt, aber durch die lange und mühselige Fahrt durch die Stadt dauert es dann doch fast drei Stunden, bis wir da sind.

Dann geht’s erstmal hoch zur Laguna Juri Khota, wo wir heute übernachten wollen. Der Weg führt erst über Schotterstraße und dann querfeldein über ein paar kleine Gipfel über schöne Wiesen und Felsen und schließlich wieder runter zu unserem Tagesziel. Hier stehen ein paar Hütten am Seeufer und zwei Räume sind auch offen und scheinbar als Bergsteigerunterkunft gedacht. So schlafen Guillaume und Estelle in dem einen Raum, der gleichzeitig unsere Gemeinschaftsküche ist und Martin macht es sich im Nachbarraum gemütlich. Jonas und Sharmayne und Delphine und ich bauen hinter der Hütte unsere Zelte auf.

Condoriri Trek Tag 2, auf den Pico Austria und zur Laguna Chiar Khota

Am nächsten Morgen geht es nach einem gemütlichen Frühstück los. Zunächst entlang der Lagune recht flach und dann schließlich rauf zu einem kleinen Gletschersee und dann weiter zum Paso Chakoti, einem Passübergang auf 5.152 m Höhe. Von hier aus können wir ohne großes Gepäck noch die knapp 180 Höhenmeter zum Gipfel des Pico Austria rauf laufen.

Beim Anstieg zeigt sich recht bald, dass unsere Truppe hinsichtlich des Aufstiegstempos recht inhomogen ist. Aber wenn man bedenkt, dass Martin immerhin bald das Rentenalter erreicht und erst vor zwei Wochen nach sehr langer Pause wieder angefangen hat zu wandern und dass Sharmayne und Jonas noch vor kurzem krank im Bett lagen ist es für die drei schon eine super Leistung, dass sie sich hier rauf gekämpft haben.

Und so sind wir letztlich sind alle gemeinsam auf dem Gipfel des Pico Austria und genießen den Rundumblick der weiter hinten im Dunst sogar den Titicacasee erahnen lässt. Auf der anderen Seite liegt der Condoriri mit seinen beeindruckenden Nachbarbergen und einigen wilden Gletschern fast in Griffweite. Nach einer ausgiebigen Gipfelrast laufen wir dann runter zum Pass und dann mit vollem Gepäck weiter runter zur Laguna Chiar Khota, wo wir heute übernachten wollen.

Da unten gibt es wieder ein paar Hütten, in denen man für knapp drei Euro übernachten kann. Super, also heute kein Zelt aufbauen. Delphine geht es nicht so gut. Sie hat Kopfweh und es ist ihr übel. Scheinbar eine Reaktion, die bei ihr eher verzögert auf die Höhe kommt. Beim Abstieg vom Acotangu ging es ihr ähnlich.

Für Martin, Sharmayne und Jonas stellt sich auch die Frage, ob sie die nächsten zwei Tage die geplante Tour mitgehen wollen, oder lieber von hier aus wieder zurück zur Laguna Tuni laufen. Die nächsten Etappen werden vorraussichtlich sehr viel anstrengender und länger als die heutige und somit müssten wir deutlich schneller laufen als bisher.

Schließlich beschließen die drei, morgen noch einen gemütlichen Tag hier zu verbringen, was auch der besseren Akklimatisierung dient, und dann über die Laguna Tuni wieder zurück nach La Paz zu fahren.

Delphine geht es nach einem Liter Gemüsebrühe und einer Tablette etwas besser, wenn sie aber morgen nicht wieder richtig fit ist, macht der Weiterweg für sie auch keinen Sinn.

Auf der Hütte treffen wir auch den Bergführer Santos, der mit einem Kunden hier ist um den Pequeno Alpamayo zu besteigen. Er ist sehr nett und witzig und bietet sich auch als Führer für den Huayna Potosi an, den letztlich alle aus unserer Gruppe gerne die nächsten Tage besteigen wollen. Da wäre vielleicht eine Option, das mit ihm und zwei weiteren Führern zu machen.

Condoriri Trek Tag 3, über drei Pässe zur Laguna Esperanza

Am nächsten Morgen ist Delphine wieder deutlich fitter und will auf jeden Fall den restlichen Weg mitgehen. Von den anderen dreien verabschieden wir uns. Sie werden heute hier noch den Tag gemütlich verbringen – Jonas will ein paar Forellen in der Laguna fischen – und laufen dann morgen mit Santos und seinem Kunden zurück zur Laguna Tuni und fahren mit ihnen nach La Paz zurück.

Wir starten nach dem Frühstück östlich der Lagune den Aufstieg zum nächsten Pass, dem Paso Condoriri. Auf dem Weg nach oben läuft uns ein hübscher Salamander über den Weg und Guillaume und ich verbringen erst mal ziemlich viel Zeit damit ihn zu fotografieren bevor es dann weiter hochgeht. Danach geht es dann durch wegloses Gelände über zwei weitere Pässe, leider auch immer wieder im Nebel, bis wir am Nachmittag dann die Lagunen Wichú Khota und Sura Khtoa erreichen, von wo es zunächst wieder auf Wegen zur Laguna Esperanza zu unserem heutigen Übernachtungsplatz geht.

Oberhalb der Laguna gibt es wieder mal eine verlassene Hütte, die ist aber so voll Dreck, dass wir lieber davor unsere Zelte aufbauen und nach einem schönen Sonnenuntergang in die Zelte schlüpfen und kochen.

Condoriri Trek Tag 4, noch ein paar Pässe und dann wieder heim

Der letzte Tag soll nochmal ziemlich lang werden. Wir laufen zunächst eher flach unten im Tal weiter und biegen dann in ein Nebental in Richtung des Berges Maria Lloco ab. Hier geht es dann wieder rauf zum gleichnamigen Pass der uns auf etwas über 5.000 Metern Höhe zum Fuß des Huayna Potosi führt. Wir haben den Berg auch in den letzten Tagen immer wieder schön gesehen, aber heute sehen wir ihn von dieser Seite zum ersten Mal vollständig.  Der Normalweg auf den Huayna Potosi gilt als sehr einfach – für einen 6.000er – aber auf dieser Seite gibt es nur steile Gletscher und noch steilere Felsen. Und am Fuß hat der Gletscher eine schöne Lagune gebildet, die wir nach dem Abstieg vom Pass erreichen.

Der Weiterweg ist dann erstaunlicherweise erstmal kein Weg, sondern ein Kanal, der schon vor sehr langer Zeit an die steilen Berghänge gebaut wurde um das Wasser der Lagune auf abenteuerlichen Wegen ins Nachbartal zu leiten. Wir laufen auf er Begrenzungsmauer des Kanals entlang die immer schmäler wird und links neben uns fließt das Wasser gemächlich ins Tal runter. Rechts von uns geht es immer steiler runter. Irgendwann wird die Mauer so schmal und wackelig, dass Delphine und ich beschließen die Schuhe auszuziehen und die nächsten hundert Meter im Knietiefen, schlammigen Wasser zu waten.

Danach geht es noch ein paar hundert Meter auf der –hier wieder breiteren – Kanalmauer entlang und schließlich linker Hand den Berg rauf zu unserem letzten Pass auf dieser Tour. Der Anstieg zum Pass ist nochmal anstrengend aber oben angekommen können wir schon ins Tal von Alto Milluni schauen. Irgendwo da unten müssen wir uns nachher dann ein Taxi für die Heimfahrt organisieren.

Doch als wir gerade kurz Pause auf der Passhöhe machen, fährt unten ein Colectivo vorbei. Wir laufen schnell den weichen Abhang runter um zu fragen, ob er uns mitnehmen kann. Die restlichen fünf Kilometer aus dem Tal heraus sind zwar auch nochmal ganz schön, aber wenn er uns mitnimmt könnten wir am frühen Abend wieder in La Paz sein.

Es stellt sich heraus, dass Santiago, der Fahrer, von Santos dem Bergführer geschickt wurde um uns zu holen. Der wusste, dass wir über diesen oder einen benachbarten Pass runter ins Tal kommen würden und hat einfach geschaut, wo er uns antrifft. Wir kommen auf der Rückfahrt noch durch den kleinen Minenort Alto Milluni. In den 1970er Jahren gab es hier einen kleinen Bürgerkrieg. Die heimische Community hat bis dahin die Mine betrieben, aber der Staat wollte das ganze für sich nutzen und hat eigene Arbeiter geschickt. Das ganze führte zu einem länger dauernden bewaffneten Konflikt zwischen staatlichen und heimischen Minenarbeitern. Die Opfer sind auf einem Friedhof am Ortsrand unter dem Huayna Potosi begraben.

Wir kommen dank dem Taxiservice von Santos und Santiago noch vor Sonnenuntergang wieder zurück nach La Paz. Kurz nach den drei anderen, die auch erst heute wieder mit Santos zurückgefahren sind.

Karte mit GPS-Track

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