Fiesta del chocolate
In Bariloche in der Fußgängerzone wird gerade einiges an Schmuck für die Osterfeiertage aufgehängt. Außerdem sehen wir, wie auch für eine größere Veranstaltung aufgebaut wird. Auf Nachfrage erklären zwei der Arbeiter Delphine, dass hier am Karfreitag die längste Schokoladentafel der Welt entstehen soll- 220 Meter lang. Eine Zusammenarbeit der vielen Chocolaterias im Ort. Auf Nachfrage bei der Touristeninformation im Ort heißt es nur knapp: „Nur ein Fest für Kinder“. Aha. Dann sind wir halt auch Kinder.
Am Freitag ist das Wetter eh nicht so toll und wir gehen in die Stadt um das Spektakel anzusehen. Die Haupteinkaufsstraße ist in der Mitte der Länge nach abgesperrt und es wurde ein sehr langer Tisch aufgebaut und mit Alufolie ausgelegt. Um kurz vor sechs kommen dann sehr viele Menschen mit weißen Kochklamotten, Spateln und Eimern und nach dem Startschuss durch die Moderatorin werden viele, viele Eimer Schokolade auf der langen Tafel ausgegossen und mit Spateln gleichmäßig verteilt. Als die Masse langsam trocknet kommen dann Abschnittsweise noch Mandeln, Rosinen, Pistazien oder andere Dinge darauf, die man halt so auf Schokolade tut. Und als alles kalt ist wird es in kleine Stücke gebrochen und danach unter den tausenden von Zuschauern verteilt. Wir beobachten das Ganze von relative weit weg und sind froh, nicht in dem dichten Gedränge ganz vorne dabei zu sein. Aber wir haben zumindest mal eine mehr als zweihundert Meter lange Schokoladentafel gesehen.
Aber das mit der Schokolade ist auch so eine Sache hier. Es gibt einfach an jeder Ecke einen Laden mit guter Schokolade und gutem Eis. Und wenn man genug von dem ganzen Süßkram hat gibt es auch noch genug Restaurants in denen man sehr lecker essen kann. Es gibt also eindeutig schlechtere Orte für eine längere Zwangspause.
Auf den Cerro Lopez
Wir sind immer noch auf unserem Campingplatz außerhalb von Bariloche und wollen nochmal in die Berge. Das Refugio Lopez wurde uns sehr empfohlen. Die Aussicht von da oben soll super sein. Also peilen wir das mal als nächstes Ziel an.
Der Ausgangspunkt ist ca. 17 km vom Campingplatz weg. Pedro wollen wir möglichst wenig bewegen und mit den sehr guten öffentlichen Verkehrsmitteln sind wir trotzdem fast eineinhalb Stunden unterwegs. Also beschließen wir mal wieder unsere Räder zu nutzen.
Durch sandige Pfade im Gebüsch, die auch von Motocross Fahrern zum Training verwendet werden, gehen die ersten acht Kilometer bis wir dann wieder auf die Straße kommen und dank schönstem Ripio viel Staub schlucken dürfen. Nur die letzten fünfhundert Meter sind asphaltiert. Aber es ist trotzdem schön mal wieder zu radeln. Der Aufstieg zur Hütte geht dank ordentlicher Steigung sehr schnell und so sind wir am frühen Nachmittag oben und machen erstmal eine ausgiebige Pause in der Sonne. Delphine ist leider etwas krank, aber es reizt und trotzdem noch weiter zum Cerro Lopez zu laufen. Also gehen wir kurz zum Hüttenwirt um die obligatorische Registrierung für die Gipfelbesteigung vorzunehmen.
Der Weg ist seit 14:00 geschlossen erklärt uns der Wirt. Was? Es geht um eine Wanderung von vierhundert Höhenmetern. OK, ein bisschen kraxeln muss man scheinbar auch, aber es ist nicht der Everest. Aber da gibt’s nix zu machen. Offiziell ist der Weg ab zwei Uhr nachmittags zu. Der Wirt erklärt uns, dass man zwei Stunden hoch und genauso lang wieder runter braucht und deshalb gibt es diese Regelung. Wir könnten aber bis zu einer Laguna auf etwa halber Strecke gehen meint er. Also gut, dann gehen wir mal zur Laguna und sehen dann weiter.
Angestachelt durch die Aussagen des Hüttenwirtes laufe ich zügig vor und bin nach 40 Minuten auf dem Gipfel. Die Aussicht ist gigantisch. Etwas weiter hinten ist ein noch schönerer Aussichtspunkt, der Punta Turista, von dem aus man einen super Blick zum Tronador hat wo wir vor ein paar Tagen waren. Ich laufe noch weiter zu einem der nächsten Gipfel auf dem Grat und komme dann zurück zum Punta Turista wo Delphine inzwischen auch angekommen ist. Die Aussicht von der Hütte auf den Lago Nahuel Huapi war schon super, aber hier sehen wir auf der anderen Seite noch viel mehr Berge und weiter in Richtung Chile sogar den Osorno in seiner vollen Pracht. Der Aufstieg hat sich also definitiv gelohnt.
Nachdem wir unseren „illegalen“ Gipfel ausgiebig genossen haben laufen wir wieder runter und sind noch vor sechs Uhr zurück an der Hütte. Also mehr oder weniger im Zeitrahmen. Dem Wirt ist das letztlich vermutlich egal, aber die recht sonderbaren argentinischen Gesetze geben leider ihm und den Angestellten der Nationalparkverwaltung die Verantwortung für die Touristen hier am Berg und können im Falle eines Unfalls tatsächlich dafür angeklagt werden. Sonderbare Regelungen und sonderbare Menschen die sich verletzen und dann unbedingt einen Schuldigen suchen müssen. Verstehen können wir die Regelungen unter diesen Aspekten natürlich schon. Aber ob wir sie deshalb unbedingt einhalten müssen?
Es war auf jeden Fall mal wieder eine sehr schöne Bergtour und nach der Rückfahrt mit den Rädern kommen wir schließlich im dunklen wieder zufrieden bei Pedro an und können den morgigen Ostersonntag gemütlich am See verbringen bevor wir dann wieder zurück nach Bariloche fahren wo Pedro dann sein Getriebe entfernt wird.
Endlich mal wieder fliegen
Am Mittwoch wurde unser Getriebe nach Neuquen versendet. Die Nacht von Dienstag auf Mittwoch haben wir in einer Ferienwohnung neben der Werkstatt verbracht, weil Pedro aufgebockt in der Werkstatt stand. Am Mittwoch Mittag haben ihn die Jungs von der Werkstatt dann auf die Straße vor der Werkstatt geschoben wo wir jetzt solange wohnen bis das Getriebe wieder zurück kommt.
So sehen wir Alejo Gatica, unseren Mechaniker, also jeden Tag und er vergisst bestimmt nicht regelmäßig in Neuquen nach dem Stand der Reparatur zu fragen. Von hier aus kommen wir mit dem Bus – der argentinische Nahverkehr ist besser und günstiger als der deutsche – in die Stadt und mit etwas mehr Fahrzeit auch gut in die Berge.
Als wir das erste Mal nach Bariloche kamen haben wir schon Guido aus Deutschland kennengelernt der seit acht Jahren mit dem Wohnmobil erst durch die USA, dann durch Mittelamerika und jetzt durch Südamerika reist. Er hat den ersten langen Corona Lockdown in Ecuador verbracht und dort das Gleitschirmfliegen gelernt. Inzwischen hat er mehr Flugerfahrung als ich in den letzten 15 Jahren gesammelt und einige Fluggebiete in Südamerika beflogen. Er hat uns auch direkt mit der sehr aktiven örtlichen Gleitschirmfliegerszene bekannt gemacht und uns viel von den verschiedenen Optionen hier erzählt. Jetzt wollen wir uns das auch endlich mal anschauen.
Wir fahren also mit dem Bus zur Seilbahn des Cerro Otto wo auch der Gleitschirmlandeplatz ist. Die Seilbahn nimmt keine Gleitschirmflieger mit, warum kann uns keiner so recht sagen, aber man kann mit dem Auto oder einem Taxi zum Startplatz rauffahren oder einfach laufen.
Wir wollen erstmal den eher kleinen Landeplatz sehen. Wir sind schon auf kleineren Plätzen gelandet, aber dieser ist auf drei Seiten von relativ hohen Stromleitungen eingegrenzt und Bäume und Häuser gibt es auf allen vier Seiten. Im Süden ist das Gebäude der Seilbahn mit einem großen Parkplatz und ein paar weiteren Bäumen. Und in einigen Kilometern Umgebung gibt es keine andere Landemöglichkeit. Man sollte ihn also möglichste nicht verfehlen. So lassen wir uns zuerst mal von ein paar einheimischen Piloten die Landeeinteilung erklären und fahren dann, schon etwas nervös, mit Ruben rauf zum Startplatz. Rufen fliegt selbst erst seit etwa zwei Jahren und wird heute das erste Mal auf dem kleinen Landeplatz landen. Er ist auch ziemlich nervös, was uns nicht gerade ruhiger macht. Es ist auch unser erster Flug seit fast sechs Monaten. Aber es wird schon gut gehen.
Der Startplatz ist nicht riesig, aber wenn etwas Wind ansteht sehr einfach zu starten und nachdem die einheimischen Piloten alle raus sind legt Delphine ihren Schirm aus und startet als erste. Ich komme ein paar Minuten später nach. Und dann genieße ich erstmal den Flug entlang des kleinen Berges. Es ist kein besonders spektakuläres Fluggebiet, aber man hat wieder den grandiosen Ausblick über den Lago Nahuel Huapi und als ich etwas höher steigen kann auch nach hinten in die weiter südlich gelegenen Berge.
Während ich so vor dem Gipfel hin und her fliege schaue ich immer wieder mal zu Delphine, die schon zum Landeplatz rausgeflogen ist. Ich sehe wie sie über dem Platz langsam Höhe abbaut und dann aber plötzlich noch vor dem Landeplatz auf dem Parkplatz der Seilbahn sauber zwischen den Autos landet. Respekt, das war keine einfache Landung. Aber nachdem sie gleich danach den Schirm zusammenrafft und zur Wiese geht ist es wohl alles gut gegangen.
Als die Thermik nach einer Weile nicht mehr trägt fliege ich auch, wieder etwas nervös, in Richtung Landeplatz und komme gut zwischen den Bäumen auf die eigentliche Landewiese runter.
Ruben hat ja noch sein Auto oben stehen und muss irgendwie nochmal zum Startplatz hoch und Delphine würde gerne die verpatzte Landung gleich nochmal korrigieren. Also rufen wir ein Taxi und fahren gleich nochmal hoch. Es ist schon so spät, dass es keine Thermik mehr gibt und es weht absolut kein Wind als wir starten. So gibt es einen kurzen, aber schönen Abgleiter im Sonnenuntergang und diesmal landen wir beide auf der Wiese.
Unsere ersten Flüge in Südamerika waren zwar recht kurz, aber es war einfach schön mal wieder in der Luft zu sein. Außerdem haben wir schon an unseren ersten Flugtag hier einige sehr nette und hilfsbereite Piloten kennengelernt die uns auch noch mehr ihrer Fluggebiete zeigen wollen.