Peru, in die Cordillera Blanca

Peru, in die Cordillera Blanca

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Wir haben ja im letzten Dezember und im Januar schon einiges von Peru gesehen. Waren in Arequipa, im Colca-Canyon und sind die Küste über Nazca, Paracas, Lima und viele andere interessante Ecken von Peru raufgefahren nach Ecuador. Diesmal wollen wir vor allem in die Berge. Wir haben nochmal ein 90-Tages-Visum für Peru bekommen. Das klingt nach einer langen Zeit, ist für so ein großes Land aber tatsächlich gar nicht so viel. Problemlos könnte man alleine in Peru ein Jahr reisen und ständig neue Dinge entdecken. Und vor allem gibt es hier sehr viele Mehrtagestouren von denen wir einige gehen wollen. Und so müssen wir uns schon überlegen, was wir alles machen wollen.

Der Plan sieht ungefähr so aus:

  • Ein paar Tage nach Organos ans Meer um Wale zu sehen
  • Ungefähr einen Monat in der Cordillera Blanca um uns wieder gut zu akklimatisieren und einige schöne Touren zu gehen
  • Etwa zwei Wochen in der Cordillera Huayhuash um den bekannten und angeblich sehr schönen Huayhuash Trek zu gehen
  • Nochmal ein guter Monat in der Gegend von Cusco wo wir die Ruinen von Choquequirao, Machu Pichu und einige andere spannende Orte sehen wollen
  • Und am Ende fahren wir entlang des Titicacasees nach Bolivien

Mal sehen, was am Ende aus den Plänen wird.

Organos, nochmal Pazifik, bevor es in die Berge geht

Von der Grenze geht es erstmal in das kleine Städtchen Organos an der Küste. Wir waren hier im Januar schon mal für ein paar Tage, damals waren aber keine Wale in der Gegend und so wollen wir jetzt versuchen ein paar dieser riesigen Tiere zu sehen.

Da erst in zwei Tagen Platz auf einem der Boote ist, machen wir noch einen Abstecher ins etwas nördlich gelegenere Mancora. Im Gegensatz zum etwas verschlafenen Organos ist dieser Ort viel mehr auf Touristen eingestellt, aber ansonsten sehr ähnlich wie Organos. Wir verbringen zwei Nächte hier und haben unter anderem einen online Besichtigungstermin für Pedro. Ein französisches Pärchen würde ihn eventuell Ende des Jahres in Chile übernehmen. Sonst sind wir etwas am Meer, beobachten die Kitesurfer der nahe gelegenen Kiteschule und Essen gut.

Und dann geht’s auch schon wieder nach Organos. Wir stehen wieder im Hof des Hostels von Enrique und Anna. Im Januar waren wir auch schon ein paar Nächte hier und freuen uns die beiden wieder zu sehen. Enrique erklärt uns auch ein bischen über die letzten Jahre in Organos. Das kleine Städtchen hat eine sehr schöne Lage am Pazifik in der Wüste von Nordperu. Perfekt für Strandurlauber. Außerdem kann man während der Saison von Juli bis Oktober hier auch oft Wale sehen und am Hafen gibt es sehr viele große Wasserschildkröten mit denen man schwimmen kann – wenngleich das leider von den örtlichen Betreibern zu exzessiv betrieben wird. Es kommen auch einige Gäste aus Peru hierher, aber die Gringos die meist noch mehr Geld bringen sind eher in Mancora. Um die anzulocken fehlen eigentlich nur ein paar englischsprachige Angebote und vielleicht noch ein oder zwei nette Cafés. Hotels und Restaurants gibt es einige, auch gute. Aber die Pandemie hat vor einigen Jahren den Tourismus schon ziemlich geschwächt und dann kam danach noch eine heftige Überschwemmung aus den Bergen die noch mehr zerstört hat. Jetzt muss hier alles erstmal wieder wachsen.

Am nächsten Morgen geht’s früh zum Hafen und dann mit einer Gruppe von fast 30 Leuten auf das Schiff. Wir fahren raus aufs Meer und schon nach gut zehn Minuten sehen wir zwei große Wale die in der Nähe schwimmen. Immer wieder kommen sie zum Atmen hoch und wir sehen ihre Rücken und manchmal auch die Schwanzflossen. Mehr als eine halbe Stunde fahren wir parallel zu den Tieren und sehen sie immer wieder. Nur aus dem Wasser springen wollen sie leider nicht. Doch dann sehen wir, viel weiter draußen auf dem Wasser, immer wieder Gischt aufspritzen. Da sind tatsächlich ein paar Wale die auch springen. Der Kapitän lenkt das Boot in die Richtung und wir kommen näher. Zwar sind sie immer noch gut einen Kilometer entfernt, aber wir sehen ein paar Mal, wie einer der ganz großen Wale aus dem Wasser springt und sich auf den Rücken fallen lässt. Das Wasser spritzt und schäumt als wenn ein LKW ins Meer fällt. Wow, wir hatten gehofft sowas zu sehen, aber dass es tatsächlich klappt ist schon grandios. Leider fahren wir nicht nah genug heran um brauchbare Bilder zu bekommen. Auf dem wackligen Boot sind die Aufnahmen mit dem großen Teleobjektiv ziemlich schwierig scharf zu bekommen, aber gesehen haben wir es.

Zurück im Hafen von Organos kommt die zweite Attraktion, auf die wir gar nicht so scharf sind. Das Schwimmen mit den Meeresschildkröten. Wir sind natürlich auch verwöhnt von unseren Erlebnissen auf den Galapagos Inseln, wo wir sehr viele dieser gemütlichen und beeindruckenden Tiere unter Wasser gesehen haben. Aber vor allem wird hier nicht allzu viel Rücksicht auf die Tiere genommen. Sie werden teils mit Futter angelockt, dass nicht ihrer normalen Ernährungsweise entspricht und dann werden sie gnadenlos als Fotomotiv für Instagram missbraucht. Bevor es ins Wasser geht, sagen die Guides extra noch, dass man die Schildkröten nicht berühren soll, aber im Wasser ist das alles vergessen und sie ermutigen die Gäste eher noch die Schildkröten festzuhalten und sich von ihnen ziehen zu lassen. Delphine verzichtet lieber ganz darauf, ich gehe schon ins Wasser, bin aber auch ziemlich schnell genervt von dem Trubel. Auf den Galapagos Inseln gibt es die klare Regel, dass man die Tiere nie berühren darf und auch immer Abstand hält. Das wird dort von den Guides auch so durchgesetzt. Hier ist das ganze aus Sicht des Tierschutzes leider nicht gut geregelt.

Aber wir haben die Wale gesehen und sind glücklich, dass das geklappt hat. Jetzt sind wir bereit uns vom Meer für ein paar Monate zu verabschieden und in die Berge zu fahren.

Auf in die Cordillera Blanca

Entlang der Küste geht es, über die uns bereits bekannten Straßen über Chiclayo und Trujillo in Richtung Chimbote. Wir kennen die Gegend ja bereits von der Fahrt in Richtung Norden und versuchen vor allem möglichst schnell voran zu kommen. Dieser Teil von Peru ist leider nicht besonders schön – überall liegt viel Müll am Straßenrand und in der Wüste und die Städte machen einen ziemlich trostlosen Eindruck – aber hier kommen wir schnell voran. Durch die Berge weiter im Osten wäre es bestimmt schöner, aber wir würden wahrscheinlich über eine Woche brauchen statt hier zwei oder drei Tage.

Kurz vor Chimbote geht’s dann aber links weg von der Küste und in die Berge. Wir fahren eine ziemlich unangenehme Straße mit unglaublich vielen tiefen Schlaglöchern rauf und übernachten in dem kleinen, netten Städtchen Vincas. Morgen wollen wir, wenn es gut geht am Abend schon in Caraz, am Fuße der Cordillera Blanca sein.

Nach einigen Kilometern sehen wir ein paar Polizisten auf der Straße stehen. Wieder mal Polizeikontrolle. Aber bis auf ein einziges Mal in Ecuador haben wir mit der Polizei hier eigentlich immer gute Erfahrungen gemacht. Damals wollte uns ein korrupter Polizist eine Strafe aufbrummen, weil unser Radständer das Nummernschild verdeckt hat. In Deutschland sicherlich ein Thema, hier fahren auch viele Autos gänzlich ohne Nummernschild und es interessiert keinen. Nachdem ich dann das Handy ausgepackt und ihm erklärt habe ich würde alles filmen gab es aber auf einmal kein Problem mehr und wir konnten weiter fahren.

Hier interessieren sich die Polizisten aber gar nicht mal für uns oder unsere Papiere, sondern fragen uns, ob wir den Rad fahrenden Gringo der da neben der Straße steht mitnehmen könnten. Ah stimmt, da ist ein Radreisender rechts von uns. Wir steigen aus und fragen ihn wohin er will. Zach, aus den USA, ist von zuhause den ganzen Weg hier runter geradelt. Heute hat er es etwas eilig, weil Freunde von ihm nur noch heute in Caraz sind und er sie gerne sehen würde. Aber die 90 km dorthin, das meiste bergauf, schafft er mit dem Rad niemals an einem Tag.

Wir haben ja praktischerweise noch unseren leeren Radständer hinten dran und genug Platz um auch sein Gepäck mitzunehmen. Und so wird es eine recht kurzweilige Fahrt in der wir viel über Radreisen, über unsere Reisen und alles Mögliche andere quatschen. Unter anderem erzählt Zach von seiner etwas abenteuerlichen Reise von Panama nach Kolumbien. Durch die so genannte Darien Gap kann man diesen Abschnitt nicht auf dem Landweg überwinden. Man muss entweder fliegen oder mit einem Schiff fahren. Zach und ein Kumpel von ihm haben sich überlegt, die Variante mit dem Schiff zu wählen. Allerdings mit zwei aufblasbaren Paddelbooten von Decathlon. Die Räder sind derweil im Container per Schiff nach Kolumbien gekommen. Das ganze kann man in seinem sehr schönen Blog nachlesen.

Aber auch die Straße hier rauf, durch den so genannten Cańon del Pato – den Enten Canyon – ist sehr schön. Es geht durch fast vierzig kleine Tunnel und entlang sehr steiler Abhänge rauf in die Cordillera Blanca. Zum Glück ist aber auch immer wieder genug Platz um den gelegentlich auftauchenden Gegenverkehr durchzulassen. Auf den schlechten Straßen kommen wir kaum vorwärts und machen noch dazu immer wieder kurze Fotopausen, aber nachdem wir durch den Canyon durch sind ist die Straße plötzlich wieder asphaltiert und wir kommen tatsächlich noch vor Sonnenuntergang in Caraz an, wo wir Zach im Ort rauslassen und dann zur Apu-Ecolodge fahren. Das ist eine Art Hostel auf einem recht weitläufigen Gelände, wo es auch ein paar Stellplätze für Wohnmobile gibt. Wir wollen hier zunächst nur eine Nacht bleiben und dann erstmal rauf in die Berge. Aber danach werden wir wiederkommen und den Platz als Ausgangspunkt für unsere Mehrtagestouren nutzen.

Zum Chopicalqui und zur Laguna 69

Wir fahren am nächsten Tag erstmal in die Berge, übernachten oberhalb des kleinen Dörfchens Huashao auf ungefähr 3.400 Metern Höhe und dann weiter zu den Lagunas de Llanganuco auf fast 4.000 Metern Höhe. Hier wollen wir ein paar Tage bleiben und uns langsam akklimatisieren.

Aber der Weg dahin ist gar nicht so einfach. Die Straßen sind zwar für südamerikanische Verhältnisse relativ gut, aber wir haben dummerweise genau das Wochenende zum peruanischen Nationalfeiertag erwischt um hier rauf zu kommen. Und so müssen wir uns erstmal durch einen langen und mühseligen Stau entlang vieler ziemlich wild und unsinnig geparkter SUVs aus Lima schlängeln bis wir schließlich das Nadelöhr überwunden haben und auf den breiteren Straßenabschnitt kommen. Nach einem kurzen Spaziergang am Ende der Laguna – hier ist nicht so viel los, weil man den Huascaran, den höchsten Berg von Peru von hier nicht mehr sehen kann – fahren wir schließlich ans Ende der Laguna Orkoncocha, wo es einen großen Parkplatz gibt an dem wir auch offiziell im Nationalpark übernachten dürfen.

Unseren Plan am Morgen zur bekannten und beliebten Laguna 69 zu wandern verwerfen wir, weil das an diesem Sonntag sicherlich eine Wanderung mit tausend anderen Besuchern wäre. Stattdessen beschließen wir ein Stück weiter oben zum Basislager der Chopicalqui zu gehen. Einem wunderschönen Berg, von dem wir eigentlich dachten, ihn eventuell besteigen zu können. Aber ohne Guide ist das leider eher nichts für uns und mit Guide ganz schön teuer. Der Berg hat im oberen Abschnitt wunderschöne weit aufgetürmte Gletscher, die wir gerne aus der Nähe gesehen hätten. Aber man kann nicht alles machen. Und erstmal müssen wir uns ohnehin an die Höhe gewöhnen. So laufen wir zum schön gelegenen Basislager des Berges, machen dort eine kleine Pause und gehen dann noch weiter rauf auf die Moräne und bis kurz vor den Gletscher, wo wir einen super Blick auf den Chopicalqui und seinen beiden Nachbarn den Huascaran Süd – den mit 6.768 Metern Höhe höchsten Berg von Peru – und seinem Nachbarn den Huascaran Nord (6.652 m) haben.

zum Chopicalqui, Karte mit Route

Und am nächsten Morgen stehen wir dann früh auf um eine Chance zu haben vor den ganzen Massen an der Laguna 69 zu sein. Wir kommen zwar erst um kurz vor acht los, es genügt aber gerade noch um vor den ungefähr 200 anderen Wanderern an der Laguna anzukommen. Wir sind zwar noch nicht wieder wirklich fit, aber der Großteil der Leute die hier rauf kommen sind eher Spaziergänger mit Turnschuhen, Pelzmänteln und einer Flasche Wasser in der Hand, weil der Stadtrucksack zu klein dafür ist.

Die Laguna und auch der Weg zu ihr liegen zwischen einigen der insgesamt dreißig Sechstausender der Cordillera Blanca und es ist eine schöne Wanderung hier rauf. Die Laguna selbst besticht vor allem durch ihr unglaublich blaues Wasser. Wir bleiben eine Weile, machen Bilder, machen eine kleine Brotzeit und quatschen mit ein paar anderen Touristen bevor es weitergeht.

Die Laguna 69 liegt in einer Höhe von etwa 4.600 Metern. Normalerweise geht man zur Laguna und den gleichen Weg zurück. Da wir aber neugierig auf mehr sind und uns noch halbwegs fit fühlen beschließen wir den Rückweg über das Refugio Peru zu wählen. Die Hütte, die als Ausgangspunkt zum Nevado Pisco angelegt wurde den wir eventuell die nächsten Wochen auch noch besteigen wollen. Er gilt als ziemlich einfacher Gletscherberg, aber als super Aussichtspunkt über die Cordillera Blanca. Vielleicht später also. Erstmal laufen wir von der Laguna nochmal über 300 Meter hoch bis auf knapp 5.000 Meter Höhe und dann in Richtung Westen zur Hütte. Diese Überquerung ist letztlich der schönste Teil der ganzen Wanderung und wir haben den Weg komplett für uns alleine.

zur Laguna 69, Karte mit Route

Zur Laguna 513

Bei der Namensgebung der Lagunen war man hier nicht überall besonders kreativ. Es gibt schon auch Lagunas hier, die einen richtigen Namen haben wie zum Beispiel die Laguna Paron, aber scheinbar waren es am Ende einfach zu viele und so hat man einige halt einfach nur durchnummeriert. Wenn man auf eine Landkarte der Cordillera Blanca schaut bekommt man auch erst einen Eindruck davon, wie viele es davon in der Gegend gibt. Und die meisten wurden vom Gestalter auch recht hübsch angelegt. Ähnlich wie in Patagonien gibt es oberhalb der meisten Lagunas einen Gletscher der sie mit Wasser versorgt und hinter dem Gleitscher einen schönen Berg um das Foto etwas interessanter zu gestalten. Hier sieht man allerdings viel deutlicher, dass die Gletscher in den letzten 20 Jahren extrem zurückgegangen sind, was die Schönheit des Naturschauspiels etwas trübt.

Die Laguna 513 ist deutlich abgelegener als die Laguna 69. Man muss von Carhuaz aus erstmal ein ganzes Stück in die Berge fahren und dann noch über 1.000 Höhenmeter aufsteigen bis man da ist. Da wir sowohl unsere Kondition als auch unsere Akklimatisation verbessern wollen beschließen wir die Tour mit den großen Rucksäcken und einer Übernachtung zu machen. So haben wir schon mal eine Nacht auf über 4.500 Metern Höhe und gewöhnen uns gleich mal wieder ans Rucksäcke schleppen. Grundsätzlich ist die Tour aber auch gut als Tagestour mit kleinem Rucksack machbar.

Pedro bleibt während der Tour etwas außerhalb von Carhuaz bei Lili, einer netten Dame die ein paar Hütten vermietet und ein paar Stellplätze für Overlander hat. Wir fahren mit einem Tucktuck in die Stadt und nehmen dort ein Taxi zum Ausgangspunkt der Tour.

Der Weg geht erstmal durch ein langes grünes Tal mit vielen Eseln, Kühen und Pferden und dann geht’s recht zügig rauf. Über die tiefer gelegene Laguna Rajupáquian kommen wir nach ein paar Stunden zur Laguna 513. Diese ist in einem tiefen Felsbecken eingeklemmt durch das ein System von mehreren Tunneln zur Entwässerung gebohrt wurde. Wir vermuten, um ein brechen der als Staudamm wirkenden Moräne bei Hochwasser zu vermeiden. Das hätte sonst eine gewaltige Schlammlawine zur Folge die weit ins Tal reichen würde.

Wir klettern runter ans Wasser und genießen den Ausblick über die blaue Laguna auf den dahinterliegenden Gletscher und den Nevado Hualcan. Vom Berg kommen ab und an kleinere Lawinen runter. Man hört sie meist nur und sieht sie an dem riesigen Hang kaum. Doch nach einer Weile gibt es ein deutlich lauteres Geräusch am Berg. Diesmal sehen wir die Lawine recht deutlich. Es ist eine riesige Eis und Schneelawine die immer mehr wächst und in unserer Richtung kommt. Bis zu uns kann sie zwar nicht kommen, aber wir befürchten zwischendrin, dass sie die Laguna erreichen und eine Art Mini-Tsunami auslösen könnte, also sehen wir zu, dass wir schnell weiter hochkommen. Bei genauerer Betrachtung hätten wir festgestellt, dass der Weg bis zur Laguna für die Lawine noch recht weit gewesen wäre, aber wer betrachtet das schon genauer wenn eine verdammt laute Lawine auf einen zugerollt kommt wie im Actionfilm.

Für die Nacht laufen wir nochmal ein Stück weiter rauf zur viel kleineren Laguna Cochca und ihrer namenlosen Nachbarlagune. Hier finden wir ein schönes Plätzchen am Ufer und schlagen unser Zelt auf. Es ist schön, mal wieder im Zelt in der freien Natur zu übernachten. Die Nacht hier oben ist zwar ganz schön kalt, aber mit unseren dicken Schlafsäcken merken wir davon nicht so viel. Nur als wir rausgehen um den wunderschönen Sternenhimmel zu fotografieren merken wir, dass es ganz schön zapfig ist.

Am nächsten Morgen schauen wir noch bei der Laguna Cochca vorbei und beschließen ein kurzes Bad zu nehmen. Sehr kurz, die Temperatur ist nicht sehr weit über dem Gefrierpunkt, aber es macht wach und sauber. Danach gehen wir nochmal zur Laguna 513 und machen uns dann an den Abstieg. Da wir nicht wussten wann wir zurückkommen haben wir vorher kein Taxi bestellt und so ist der Rückweg nochmal gut 8 km länger als der Hinweg und wir laufen bis ins nette Dörfchen Hualcan runter und fahren von da mit einem Colectivo ins Tal.

Wir verbringen noch eine Nacht bei Lili in Carhuaz bevor es dann am nächsten Tag wieder nach Caraz geht. Hier wollen wir Pedro erstmal länger auf dem Gelände der Apu Ecologe stehen lassen und von hier aus ein paar längere Touren starten. Genauer gesagt wollen wir den drei bis viertägigen Santa Cruz Trek laufen, eventuell den Nevado Pisco besteigen und einen Teil des Alpamayo-Circuits gehen.

zur Laguna 513, Karte mit Route

Caraz

Caraz ist ein nettes kleines Städtchen in den Bergen. Es gibt erstaunlich wenig Touristen hier, da die meisten Bergtouristen im etwa 80 km entfernten Huaraz ihre Unterkunft haben. Für uns ist es hier aber deutlich besser, da die Touren die wir geplant haben ohnehin näher an Caraz als an Huaraz liegen.

Auch Anja und Bernhard mit ihrem Mithrandir sind gerade in Caraz. Allerdings auf einem anderen Platz, da ihr LKW nicht durch das Tor passt, durch das man zu unserem Platz muss. Wir treffen uns aber immer wieder mal zum Abendessen in der Stadt und tauschen uns über unsere jeweils geplanten Touren aus.

Und wir genießen die kulinarischen Möglichkeiten die uns dieses kleine peruanische Städtchen bietet. Im Ort gibt es einen recht großen Markt in dem Obst, Gemüse, Fleisch und Eier aus der Umgebung verkauft werden. Und wir finden endlich mal wieder guten Käse. Nicht gerade wie in Frankreich, aber hier werden nicht nur die für Südamerika typischen recht frischen, weißen Käse angeboten, sondern man findet immer wieder auch mal länger gereiften gelben Hartkäse der ziemlich lecker ist. Außerdem gibt es diverse recht gute Restaurants mit den sehr guten peruanischen Gerichten und wir finden eine Bäckerei die sehr gute Kekse anbietet. Nicht so übertrieben süß wie es sonst oft der Fall ist. Es lässt sich also recht gut aushalten und wir haben einen schönen Platz wo Pedro bleiben kann während wir auf Tour sind und wir immer wieder zurückkommen können.

Auf dem Santa Cruz Trek

Santa Cruz Trek Tag 1, Aufstieg durch die Quebrada Santa Cruz

Nach ein paar Tagen Pause und ein paar Erledigungen und Reparaturen an Pedro geht es dann los zur ersten richtigen Mehrtagestour für uns seit langer Zeit. Wir fahren wieder mit dem Tucktuck in die Stadt und nehmen von da ein Colectivo in das kleine Dorf Cashapampa. Da es eine Weile dauert bis genug Leute für das Colectivo da sind ist es am Ende schon elf Uhr vormittags als wir in Cashapampa loslaufen. Und wir haben für heute noch über 1.000 Höhenmeter Aufstieg und gut 16 km Strecke vor uns. Ein zäher Anfang, aber es läuft ganz gut. Durch die Quebrada Santa Cruz steigen wir in der sengenden Mittagshitze – es ist zwar Winter, aber tagsüber trotzdem oft sehr heiß – immer weiter auf. Am Ende wird das bis hierhin eher langweilige Tal etwas flacher und schließlich kommen wir zur Laguna Jatuncocha, wo wir für heute unser Nachtlager aufschlagen.

Santa Cruz Trek Tag 2, Abstecher zur Laguna Arhuaycocha und weiter nach Taullipampa

Am nächsten Tag wird die Strecke deutlich spannender. Es geht erstmal weiter das Tal hinauf mit dem Blick auf den am Talende liegenden Taulliraju (5.830 m). Gegen Mittag biegen wir dann nach Norden in das Seitental zur Laguna Arhuaycocha ab. Dabei lassen wir aber einiges an Gewicht in ein paar Büschen am Wegrand, weil wir eh nachher wieder hier runterkommen werden.

Hier sehen wir jetzt auch recht schön den Alpamayo und seine Nachbarberge. Allerdings nicht die berühmte Nordwestseite des Berges, sondern die weniger spektakuläre Südostseite. Hier ist auch das Basislager für die Besteigung über den Normalweg, die inzwischen sehr oft von Agenturen angeboten wird, die im Zweifelsfall auch ungeübtere Bergsteiger wie uns da hochwuchten würden, aber wir wollen nicht auf diesen ganz schön steilen Berg, sondern nur einen Blick auf die Laguna Arhuaycocha werfen. Nach einer kurzen Mittagspause beschließt Delphine dann lieber auf die Laguna zu verzichten und einen schöne lange Pause zu machen während ich mich auf den Weg nach oben mache und die wieder einmal sehr schön gelegene Laguna bestaune.

Danach geht’s zurück zu unseren Rucksäcken und wieder im Haupttal angekommen noch ein Stück weiter rauf zu unserem heutigen Übernachtungsplatz Taullipampa.

Santa Cruz Trek Tag 3, über den Passo Punta Union

Am Morgen steht uns dann erstmal ein Passaufstieg zum Passo Punta Union bevor. Je weiter wir hier rauf kommen, desto besser wird auch der Blick in die Umgebung. Einer der vielen Sechstausender die wir hier sehen ist der Artesonraju (6.025 m) der eventuell das Vorbild für das weltberühmte Logo der Paramount Pictures Studios sein soll. Ganz genau weiß das aber scheinbar heute keiner mehr. Es kommen wohl auch andere Berge dafür in Frage. Auf jeden Fall ist auch dieser Berg durch das abtauen des Eises nicht mehr so schön weiß wie früher mal, sondern ähnelt eher einem typischen Alpenberg.

Nach einer Mittagspause am Punta Union geht es dann auf der anderen Seite wieder runter in das schöne Nachbartal welches uns morgen wieder zurück in die Zivilisation führen soll. Hier ist es deutlich wolkiger und grauer als auf der anderen Seite des Passes und als wir am Abend das Zelt aufschlagen regnet es auch mal ganz kurz. Aber nicht mal genug, um das Zelt komplett nass zu machen.

Santa Cruz Trek Tag 4 zurück in die Zivilisation und zum Passo Portachuelo de Llangunuca

Am nächsten Vormittag laufen wir dann noch die letzten sehr schönen Kilometer raus nach Huaripampa und weiter in Richtung des Dorfes Vaqueria. Hier beginnen die meisten Wanderer ihre Tour auf dem Santa Cruz Trek. Dadurch hat man weniger Höhenmeter im Aufstieg aber mehr im Abstieg. Und außerdem waren wir uns im Vorfeld nicht sicher, ob wir von hier eventuell noch weiter über die Passhöhe am Portachuelo de Llangunuca laufen wollen wie das vor dem Straßenbau bei diesem Trek üblich war, oder ob wir uns ab hier ein Taxi oder ein Colectivo nehmen.

Aber noch bevor wir ins Dörfchen Vaqueria kommen spricht uns ein junger Colectivofahrer an ob wir mit ihm mitfahren wollen. Da die Straßen hier sehr staubig sind und es gar nicht mal so wenig Verkehr gibt beschließen wir das Angebot anzunehmen. Aber nur bis zur Passhöhe. Und davor wollen wir im Dorf noch Wasser kaufen.

Und wir bereuen unsere Entscheidung nicht. Die Straße zieht sich über 20 km recht unspektakulär durch ein staubiges Tal bevor es – dann aber wieder sehr schön – zum Passübergang raufgeht. Davor machen wir noch einen kurzen Stopp zum Mittagessen und Wasser kaufen in Vaqueria.

Da wir die einzigen Fahrgäste sind, erzählt unser Fahrer auch einiges über die Gegend und darüber, wie schnell die rechts und links des Tales hängenden Gletscher hier schwinden und wie sehr sich das Wetter die letzten Jahre hier gewandelt hat. Und oben am Pass angekommen wartet er noch, ob wir auch wirklich ein schönes Plätzchen zum Übernachten finden. Unser Plan ist nämlich, hier oben in der Nähe des recht spektakulären Passes mit der grandiosen Aussicht nochmal im Zelt zu übernachten und morgen dann zur Laguna Orkoncocha abzusteigen, die wo wir vor gut zwei Wochen schon mal zur Akklimatisation waren.

Und wir finden nicht nur einen, sondern gleich mehrere potentiell zum Zelten geeignete Plätze. Wir entscheiden uns – was auch sonst – für den schönsten und schlagen unser Zelt neben einem kleinen Eselspfad mit einer spektakulären Sicht auf die Berge auf. Neben uns sind der Chopicalqui und die beiden Huascaran Gipfel zu sehen. Auf der anderen Seite schlängelt sich die Passstraße von der Laguna Orkoncocha in langen Serpentinen herauf und dahinter liegen der sehr schöne Huandoy – bisher der unserer Meinung nach schönste Berg der Gegend – der Nevado Pisco, auf den wir eventuell auch bald noch hochwollen und der Chacraraju der hinter der Laguna 69 aufragt.

Santa Cruz Trek Tag 5, runter vom Pass und zurück zu Pedro

Wir genießen das spektakuläre Panorama und ich gehe auch nachts nochmal raus um einen Zeitrafferfilm von der Passstraße und den dahinterliegenden Bergen zu machen. Am nächsten Vormittag können wir uns auch kaum sattsehen an diesem gigantischen Bergpanorama und machen noch unzählige Bilder. Aber unser Fahrer von gestern meinte, dass die letzten Colectivos gegen 13 Uhr in Vaqueria starten und deshalb wollen wir nicht zu spät absteigen um eins davon eventuell aufhalten zu können.

Der Abstieg verläuft die ersten 400 Höhenmeter über einen schönen Pfad der relativ weit von der Straße entfernt ziemlich steil runter geht. Danach kommen wir dann an die Straße und können noch ein paar der Serpentinen abkürzen. Bei diesen Abkürzungen riskieren wir natürlich jedes Mal, dass in der Zeit in der wir nicht auf der Straße sind ein Auto vorbeikommt, dass uns mitnehmen könnte. Doch als wir dann endgültig auf die Straße zurückkommen und gerne ein Transportmittel ins Tal hätten kommt gerade eines der wenigen Autos angefahren und hält auch gleich an als wir winken. Es ist tatsächlich ein Taxifahrer der gerade ein paar andere Wanderer nach Vaqueria gebracht hat und jetzt wieder runter ins Tal fährt. Wieder mal Glück gehabt. Wir steigen in das ziemlich aufpolierte Auto ein und haben erst Angst, dass wir es mal wieder mit einem Möchtegern Rallye Fahrer zu tun haben. Aber im Gegenteil versucht er sein geliebtes Auto eher sehr vorsichtig über die bucklige und von Schlaglöchern wimmelnde Straße zu steuern. An ein paar Stellen möchte er gerne anhalten um ein paar Bilder zu machen. Perfekt, da machen wir gerne mit. Und so bekommt er von uns gleich noch ein paar Bilder von sich mit seinem geliebten Auto gemacht. In Yungay muss er dann links in Richtung Huaraz und wir rechts nach Caraz zurück. Wir bedanken uns für die Fahrt und steigen um in ein Colectivo das bald nach Caraz fährt und so sind wir nach vier Nächten im Zelt dann am späten Nachmittag wieder bei Pedro.

der Santa Cruz Trek, Karte mit Route

Auf dem Alpamayo-Circuit

Der Alpamayo Circuit ist eine Runde, von der wir schon einiges gehört haben und die auch ziemlich schön sein soll. Es geht von Cashapampa aus – wo wir zum Santa Cruz Trek gestartet sind – einmal im weiten Bogen um den berühmten Alpamayo herum und man sieht ihn dabei von allen Seiten. Von der Nordwestseite wurde in den 1960er Jahren ein Bild aufgenommen mit dem der Berg damals zum schönsten Berg der Welt gekürt wurde. Auch diese Seite des Berges würden wir gerne sehen. Dazu kann man auch einfach von der Westseite der Cordillera her für zweieinhalb Tage zu dem entsprechenden Punkt laufen und den gleichen Weg zurück, wir würden aber gerne mehr sehen und nicht die gleiche Strecke wieder zurücklaufen müssen.

Geht man die ganze Runde, dann dauert das allerdings auch um die zehn Tage. Und will man sie unabhängig von festen Zeiten, Gruppen und Eseltreibern gehen, dann muss man für die ganze Zeit Proviant mitschleppen. Außerdem führen die ersten drei Tage genau entlang des Santa Cruz Treks den wir eben erst gegangen sind. Also überlegen wir uns eine Option wie wir nur einen Teil des Weges gehen können. Entweder könnten wir wieder nach Vaqueria und von da nur einen Tag des Santa Cruz Treks nochmals gehen bevor es dann in ein anderes Seitental geht, oder wir fahren gleich auf die Nordseite der Cordillera Blanca und steigen in der Gegend von Pomabamba in den Trek ein.

Pomabamba, ein kleines abgelegenes Bergstädtchen, liegt nur ungefähr 40 Kilometer Luftlinie entfernt von Caraz. Aber auf der Straße sind es dann doch eher 200 Kilometer. Wir versuchen herauszufinden ob wir da mit öffentlichen Verkehrsmitteln hinkommen. Also Busse oder Colectivos. Aber es stellt sich bald heraus, dass das ziemlich umständlich werden könnte und so erkundigen wir uns bei verschiedenen Taxifahrern nach ihren Preisen. Schließlich bietet uns Roberto – er wurde uns von unseren Freunden Pit und Nicole empfohlen – die Fahrt für 500 Soles (ca 125 Euro) an und wir machen mit ihm aus morgens um acht bei uns zu starten.

Alpamayo Circuit Tag 1, Anfahrt

Mit von der Partie ist auch Robertos Frau, die noch nie in der Gegend war und die Chance nutzen möchte diese Ecke der Cordillera auch mal zu sehen. Wir fahren über Carhuaz und nehmen die Straße rauf zum Passo Punta Olimpica wo auf einer Höhe von knapp 5.000 Meter der höchstgelegene Tunnel Perus durch den Berg auf die andere Seite führt. So sehen wir auch gleich diesen sehr schönen Pass noch ohne Pedro hier rauf quälen zu müssen. Die Straße ist allerdings sehr gut und auf den ersten 120 Kilometern sogar asphaltiert. Keine Selbstverständlichkeit hier oben. Nach der Mittagspause im schönen Städtchen San Louis ist es dann aber vorbei mit dem Asphalt und die Straßen sind teilweise miserabel. Die Täler und Dörfer hier sind sehr schön, aber es zieht sich ewig hin bis nach Pomabamba und an dem Fahrstil von Roberto merken wir zum Teil auch, dass er langsam ungeduldig wird und ankommen möchte. Es stellt sich auch noch heraus, dass er Delphines Anfrage nicht genau gelesen hat und dadurch nicht verstanden hat, dass wir nach Pomabamba nochmal 13 km in die Berge hinauf nach Jancapampa wollen.

Bis wir da letztlich ankommen ist es fast sechs Uhr abends und es wird langsam Dunkel. Roberto und seine Frau wollen heute noch zurück nach Carhuaz fahren. Hoffentlich geht das gut. Wir haben später nachgefragt und sie sind gut angekommen.

Wir laufen noch zwei Kilometer in ein breites, grünes Tal rauf und übernachten zwischen Kühen und Pferden bei einem Bach. Heute Abend gibt es noch lecker Pasta, die ich gestern schon gekocht habe. Für die nächsten Tage sind dann wieder abwechselnd Couscous mit getrockneten Pilzen und Tomaten und instant Kartoffelbrei mit etwas Wurst vorgesehen. Unsere bewährte Nahrung auf Mehrtagestour. Leicht, sättigend und sparsam im Gasverbrauch.

Alpamayo Circuit Tag 2, über den Yanacon Pass nach Huillca

Am Morgen geht es dann recht bald rauf in ein schönes Hochtal und nach der Mittagspause über den recht steilen Yanacon Pass ins Nachbartal. Unser Zelt schlagen wir in der Nähe eines Bauernhofes bei Huillca auf. Hierher führt auch noch eine Schotterstraße, danach sind wir für einige Tage erstmal weg von jeglichen Straßen.

Alpamayo Circuit Tag 3, zu den Lagunas Safuna und über den Passo Mesapata

Als wir morgens weiter gehen sehen wir nach einer Weile eine Frau und ein Mädchen neben einem Stein sitzen. Die Frau – Julisa ist ihr Name – fragt uns, ob wir etwas gegen Kopfschmerzen dabeihaben. Wir geben ihr eine Aspirin Tablette und fragen ob sonst alles ok ist. Sie meint, sie ist nicht so fit heute, muss aber noch ein paar Schafe etwas weiter oben am Berg abholen. Wir laufen eine Weile zusammen und sie erzählt ein bischen von ihrem Leben. Sie kommt aus dem Bauernhof bei dem wir übernachtet haben, lebt aber im Moment die meiste Zeit weiter Tal auswärts in der Stadt, wo ihre Kinder zur Schule gehen. Ihr Mann, einer ihrer Söhne und ihr Neffe sind gerade weiter oben in dem Tal wo wir hinwollen und kümmern sich um ein paar Kühe. Nach einer Weile hat sie die Gegend erreicht wo ihre Schafe sind – das Einsammeln der Schafe übernimmt ihr Hund – und wir verabschieden uns von der netten Frau und gehen weiter. Dabei kommt noch ein älteres Pärchen an uns vorbei die gerade ein paar Kühen hinterherjagen. Die Frau hat ihre traditionellen Gewänder an, ein Smartphone in der Hand und ruft uns lachend ein „Hola Gringitos“ zu. Wobei das Wort Gringo hier pauschal für alle eher hellhäutigen Leute und eher sehr gutmütig zu verstehen ist. Die Leute die wir hier in den Bergen treffen, haben ein eher ärmliches Leben, wirken aber fast alle glücklich und zufrieden. Sie kümmern sich um ihre Rinder, Schafe, Esel, Pferde und manchmal auch Alpacas und haben eine harte Arbeit, sind dabei aber nie gestresst, sondern haben immer Zeit den sonderbaren Gringos zuzusehen die mit ihren dicken Rucksäcken durch die Täler stapfen oder auch mal ein paar Worte mit uns zu sprechen.

Meist sind die Frauen dabei aber weniger schüchtern. Als wir weiter oben im Tal auf Julisas Mann mit seinem Sohn und dem Neffen treffen sprechen wir sie kurz an, sie haben aber nur die allernötigsten Antworten parat und sind eher ziemlich zurückhaltend. Als wir dann unsere Schuhe ausziehen um durch einen kleinen Fluss zu waten setzen sie sich aber erstmal auf die Wiese und schauen wie wir das anstellen.

Nach der Furt geht es wieder rauf zu den Lagunas Safuna. Unterhalb der drei Gipfel des Pucahirca gelegen sind sie zwar abseits unserer eigentlichen Route, aber einen extra Abstecher auf jeden Fall wert. Zum oberen der beiden Bergseen gelangen wir durch einen langen Betontunnel der durch die Moräne getrieben wurde und in der Regenzeit als Überlauf für die Laguna dient. Am Ausgang des Tunnels stehen wir dann einen halben Meter über der Wasseroberfläche auf einer Betonplattform. Ein witziges Erlebnis soweit ab der Zivilisation. Danach geht’s die gut 100 Meter durch den Tunnel wieder zurück und wir laufen noch auf die Moräne rauf um die Laguna von oben zu sehen und eine kleine Mittagspause zu machen. Und dann geht’s wieder zurück zu unserem restlichen Gepäck, dass wir weiter unten deponiert hatten und rauf auf den nächsten Passübergang über den Passo Mesapata. Wir wollen heute noch über den Pass und uns im nächsten Hochtal einen Übernachtungsplatz suchen.

Der Plan geht auch auf, aber ich schaffe es dummerweise beim Suchen eines Übernachtungsplatzes am Bach in ein tiefes Schlammloch zu treten und meine Schuhe und meine Hose bis zum Knie im Schlamm zu versenken. Aber es gibt ja genug Wasser zum Waschen und wenn morgen früh die Sonne wieder kommt wird es schon wieder trocknen.

Alpamayo Circuit Tag 4, über den Passo Gara Gara zum Basislager des Alpamayo

Heute haben wir wieder einen längeren Passübergang über den Passo Gara Gara vor uns. Von diesem wollen wir dann absteigen und auf der anderen Talseite eventuell noch rauf zum Basislager der Alpamayo Nordroute. Bevor es auf den Pass hoch geht müssen wir aber einige Kilometer nur leicht ansteigend das weite Bergtal in dem wir übernachtet haben hochlaufen. Ein angenehmer Start in den Wandertag. Dann geht es ziemlich steil rauf zum Pass und je höher wir kommen desto kälter wird der Wind. Oben am Passübergang fühlt es sich fast an wie in Patagonien so stark pfeift der Wind hier durch. Aber im Vergleich zum Wind in Patagonien ist dieser hier entschieden kälter und so machen wir nur kurz ein paar schnelle Bilder bevor wir mit steifen und kalten Fingern auf der anderen Seite den Abstieg beginnen. Dieser führt uns hinunter in die Quebrada los Cedros die an ihrem nördlichen Ende von der Laguna Jancarurish und dem darüber aufragenden Alpamayo (5.947 m) mit seinen Nachbarn dem Jancarurish (5.578 m), dem Tayapampa (5.657 m) und auf der andren Seite dem Quitaraju (6.036 m) begrenzt wird.

Nach einer ausgiebigen Mittagspause machen wir uns noch auf dem Weg zum 300 Meter höher gelegenen Basislager auf. Unterwegs besteigen wir noch die Moräne der Laguna Jancarurish um eine besseren Blick darauf zu haben. Der Alpamayo hat sich heute nur kurz blicken lassen, aber ich habe gelesen, dass es im Tal des Basislagers einen Aussichtspunkt gibt von dem man einen schönen Blick auf den Berg haben soll.

Alpamayo Circuit Tag 5, vom Basislager zum Talende und zurück in die Quebrada los Cedros

Nach einer schönen Vollmondnacht mit super Blicken zum Nevado Santa Cruz machen wir uns auf den Weg zu diesem Punkt, der allerdings keine allzu spannenden Blicke bietet. Also klettern wir auf die hohe Moräne die östlich von uns aufsteigt um einen besseren Blick zu bekommen. Bei einer genaueren Betrachtung der Karte stellen wir oben allerdings fest, dass wir den angeblich schönsten Berg der Welt von hier nur sehen können, wenn wir nochmal einige hundert Meter aufsteigen. Bei der Umgebung hier mit vielen steilen Hängen und einigen recht steinschlaggefährdeten Bereichen allerdings kein so einfaches Unterfangen.

Trotzdem genießen wir die schönen Blicke auf den Quitaraju und den Nevado Santa Cruz der auf der anderen Seite seinen Gipfel auf einer Höhe von 6.259 Metern hat und steigen dann wieder ab ins Basislager wo wir unsere Sachen packen und wieder in Richtung der Laguna Jancarurish laufen.

Im Abstieg bekommen wir dann den Alpamayo von der anderen Seite schön zu sehen und wollen gerade eine Pause machen als von unten eine Frau aufgestiegen kommt. Inna, die alleine hier unterwegs ist kommt aus der Gegend von Frankfurt und ist seit fast neun Wochen hier in den Bergen unterwegs. Sie war mit ihrem Kletterpartner einige Wochen Bergsteigen in der Gegend und nachdem er wieder nach Hause musst ist sie jetzt noch alleine auf Trekkingtour hier. Sie hat für elf Tage Verpflegung und zusätzlich noch ihre Steigeisen und ihren Pickel dabei, weil sie eventuell den einen oder anderen Gletscher erkunden wollte. Auf dem Alpamayo war sie letztens auch. Die beiden sind selbständig und ohne Guide, Träger und Koch auf den Berg gestiegen und haben alles selbst gesichert. Wow, das ist ein anderes Niveau als unsere gelegentlichen Gletschermärsche. Wir quatschen eine Weile und dann muss sie noch rauf zum Basislager während wir nochmal den Alpamayo ohne Wolken von der Moräne aus sehen wollen und dann müssen wir auch noch runter und irgendwo einen Platz zum Überachten finden.

Heute zeigen sich der Alpamayo und seine Nachbarn fast wolkenfrei. Und während die Sonne langsam tiefer sinkt verziehen sich die Wolken nach und nach ganz und wir sehen die berühmte Gipfelpyramide vollständig. Für uns ist es nicht gerade der schönste Berg der Welt – da finden wir den nahe gelegenen Huandoy oder auch den Cerro Torre in Patagonien deutlich schöner und beeindruckender – aber die ungefähr 600 Meter hohe Gipfelpyramide die auf dieser Seite immer noch fast vollständig in Eis gehüllt ist, ist schon ein sehr schöner Anblick. Allerdings sieht man auch hier immer mehr Fels durchschauen. Auf älteren Bildern hat der Nordwestgrat des Gipfels noch beeindruckende Wechten, heute sind die zwar immer noch da, aber schon deutlich kleiner als noch vor zwanzig oder dreißig Jahren.

Wir steigen bei Sonnenuntergang von der Moräne ab, müssen nochmal durch einen eisigen Bach waten und kommen kurz danach zu einem schönen, flachen Platz nahe des Weges den sich Delphine schon im Aufstieg als potentiellen Campingplatz gemerkt hat. Ich lasse meinen Rucksack da und laufe nochmal ein paar Meter weiter um die Spitze des Alpamayos eventuell nochmal über der Moräne im Sonnenuntergang zu sehen. Nachdem das tatsächlich schon ein paar Meter hinter unserem Übernachtungsplatz von einem Felsen aus möglich ist rufe ich Delphine, dass sie es auch nochmal sehen kann. Von hier aus kann man den Berg über der Moräne aufragen sehen, wenn wir aber weiter nach links durch das Tal gingen, müssten wir durch den Durchbruch der Moräne einen noch besseren Blick haben. Also laufen wir spontan los. Wir müssen uns beeilen, weil die Sonne bald weg ist. Aber dummerweise müssen wir dabei über viele kleine Bachläufe springen. Letztlich schaffen wir es aber und wir bekommen noch einen schöneren Blick auf den Berg im letzten Sonnenlicht. Vielleicht kommen wir morgen früh nochmal her und laufen dann bis zum Ufer der Laguna wo der Blick noch schöner sein müsste.

Mit all unseren Abstechern kommen wir zwar nicht besonders schnell vorwärts, entdecken aber immer wieder sehr schöne Plätze abseits der eigentlichen Route. Und dafür haben wir ja auch die Variante gewählt unabhängig durch die Berge zu laufen und lieber für ein paar Nächte mehr Verpflegung mitzuschleppen.

Bis wir wieder am Zelt sind ist es dunkel, aber durch einen nahe gelegenen Felsen und die uns umgebenden Büsche kommt der kalte Wind hier nicht so hin und wir können im Dunklen das Zelt fertig aufbauen und unser Trinkwasser filtern ohne, dass es zu kalt wird. In der Nacht stehe ich noch ein paarmal auf um auf einen Hang in der Nähe unseres Lagers zu klettern von wo aus ich eine Zeitrafferaufnahme des Alpamayo bei Nacht mache. Aber durch den extrem hellen Vollmond ist die Aufnahme schon ziemlich gestört. Mal sehen, was das am Ende ergibt.

Alpamayo Circuit Tag 6, über den Passo Vientunan

Am nächsten Tag heißt es wieder marschieren. Wir müssen die Quebrada los Cedros gut acht Kilometer runter bis Ruina Pampa und dann über den Vientunan. Hinter diesem gibt es laut Karte eine Übernachtungsmöglichkeit.

Doch davor laufen wir nochmal ohne Rucksäcke zum Durchbruch den der Ausfluss aus der Laguna durch die Moräne gespült hat um nochmal ein paar schöne Bilder von der Laguna und dem Alpamayo zu machen.

Zum Mittagessen sind wir dann in Ruina Pampa. Hier sind noch die Reste von einem alten Dorf zu sehen. Auf der anderen Talseite sind viele Terrassen an einem steilen Berghang angelegt, auf denen früher sicher Obst und Gemüse angebaut wurden. Beim Anstieg zum Pass sehen wir auch noch weiter nach hinten ins Tal und da gibt es auch einige neue Häuser, sogar ein recht großes und die Gebäude sind offensichtlich auch bewohnt. Es ist faszinierend hier in dieser abgelegenen Gegend immer noch Ansiedlungen zu sehen. Es gibt keine Straße und keinen Fluss den man befahren könnte. Nur lange Fußwege über mehrere Pässe wo man mindestens zwei Tage ins nächste Dorf braucht und das einzige Transportmittel neben Rucksäcken sind Esel, Maultiere und Pferde.

Wir steigen die knapp 800 Meter Höhe zum Pass auf und danach geht es wieder etwa 200 Meter runter bis wir an einen sehr schönen Übernachtungsplatz mit einer gut zugänglichen Quelle kommen.

Alpamayo Circuit Tag 7, Über den Passo Osoruri und die Laguna Cullicocha nach Huishcash

Unseren siebten Tag auf der Wanderung beginnen wir direkt mit dem Anstieg zum Passo Osoruri. Diesmal geht es aber nicht so lange rauf bis wir am Pass sind. Die Passhöhe liegt mit 4.850 Metern Höhe aber immerhin schon höher als der Mont Blanc. Wir machen am Pass kurz Pause und ich will den etwa hundert Meter höheren Gipfel neben dem Pass noch kurz besteigen um zu sehen was dahinter ist. Schon nach ein paar Metern ist der Blick in die Berge deutlich besser als unten und ich rufe Delphine, dass sie sich das nicht entgehen lassen soll. Oben auf etwa 4.960 Metern Höhe gibt es ein paar sehr ordentlich gemauerte Natursteinmauern die so aussehen, als ob hier früher mal eine Art Beobachtungsplatz der Inka oder der davor hier ansässigen Kulturen war. Und der Rundumblick ist der Wahnsinn. Von hier kann ich die Laguna Cullicocha sehr gut sehen und auch die dahinterliegenden Gipfel des Santa Cruz Massivs zeigen ihre volle Pracht. Auf der anderen Seite sehe ich unseren Abstiegsweg über den wir heute noch ein paar hundert Meter runter wollen. Als ich wieder zum Pass absteigen will kommt Delphine auch noch rauf. Die Aussicht hat auch sie gelockt und wir genießen die schönen Ausblicke gemeinsam noch eine Weile bevor wir den Weg runter zum Pass suchen.

Dort angekommen heißt es wieder die Rucksäcke schultern und es beginnt der Abstieg zur Laguna Cullicocha. Eigentlich könnte man dort übernachten und am nächsten Tag in das kleine Dörfchen Hualcayan absteigen, aber wir wollen die 1.600 Meter Abstieg lieber auf zwei Tage aufteilen und heute noch etwa 400 Meter tiefer steigen.

Bei der Laguna begegnen wir mal wieder ein paar Menschen. Zunächst begrüßen uns zwei Einheimische die hier oben laut ihrer Aussage für die Sicherheit zuständig sind und hier in einer geräumigen Betonhütte wohnen. Die Laguna ist etwas aufgestaut und dient der Wasserversorgung einiger Dörfer im Tal, so macht es auch Sinn, dass hier immer jemand ist der etwas nach dem Rechten sieht. Wir unterhalten uns etwas mit den zwei netten Männern und gehen dann zum Ufer um dort eine Mittagspause in der Sonne zu machen.

Während wir schön pausieren kommen ein paar Wanderer an. Zuerst kommt Inna, die wir vor drei Tagen schon mal getroffen haben und wir erzählen gegenseitig von unseren Erlebnissen der letzten Tage, dann kommt noch ein amerikanisches Pärchen die auch gerade im Abstieg sind.

Gemeinsam mit Inna laufen wir dann noch etwa eine Stunde das Tal runter um dann unser Lager am Übernachtungsplatz Huishcash aufzuschlagen. Inna will von hier morgen noch zur Laguna Yuraccocha laufen um einen schöneren Blick auf den Gipfel des Santa Cruz zu haben. Unseren schönen Aussichtspunkt nahe des Passübergangs hat sie leider nicht bestiegen. Wir wollen einfach runter ins Dörfchen Hualcayan und versuchen von dort irgendwie zurück nach Caraz zu kommen. Wenn nicht müssen wir übermorgen nochmal gut zehn Kilometer nach Cashapampa laufen, da gibt es dann wieder Colectivos.

Alpamayo Circuit Tag 8, Abstieg nach Hualcayan und heim zu Pedro

Am Morgen verabschieden wir uns von Inna, die mit wenig Gepäck zur Laguna Yuraccocha loszieht und machen uns fertig zum Abstieg. Der verläuft erstaunlich flach und ist relativ gut zu gehen, aber es bleiben trotzdem noch 1.200 Höhenmeter Abstieg mit schweren Rucksäcken die man eben auch spürt.

Von oben haben wir immer wieder schöne Blicke auf das Dorf. Es liegt auf einem flachen Hügel und ist umgeben von vielen verschiedenfarbigen Ackerflächen. Dann bricht der Hügel zu drei Seiten relativ steil ins Tal ab und auf der vierten Seite ist der Berghang über den wir absteigen. Gegen Mittag sind wir im Dorf und erfahren, dass wir relativ bald eine Mitfahrgelegenheit nach Caraz bekommen können. Die Lehrer der örtlichen Schule kommen fast alle aus Caraz und fahren mit zwei Autos zurück. In einem finden wir auch noch Platz mit unseren dicken Rucksäcken. Und so klappt es mal wieder ohne große Planung irgendwie zurück zu kommen.

der Alpamayo Circuit von Jancapampa nach Hualcayan, Karte mit Route

Es war eine super schöne Tour und ein guter Test für die als nächstes geplante Runde durch die Cordillera Huayhuash die noch etwas länger und anspruchsvoller werden wird. Aber davor machen wir erstmal ein paar Tage Pause in Caraz, kümmern uns um unsere Bilder und den Blog und essen mal wieder so richtig viele leckere Sachen die man hier zum Glück in Hülle und Fülle findet.

Übersicht über alle unserer Wanderungen in der Cordillera Blanca, Karte mit Routen

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