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Ãœber die Anden
Auf dem Weg von Santiago nach Mendoza müssen wir die Anden überqueren. Das ist erstmal nichts Neues. Alle Grenzen zwischen Argentinien und Chile führen mehr oder weniger über die Anden. Aber diesmal müssen wir wirklich über einen richtigen Pass fahren. Der Paso de los Libertadores liegt nicht weit entfernt vom Aconcagua, dem mit 6.961 Metern Höhe höchsten Berg Südamerikas. Der Pass geht nicht ganz so weit hoch. Aber immerhin muss Pedro hier das erste Mal auf eine Höhe von mehr als 3.200 Meter fahren und in den letzten Wochen war der Pass auch des Öfteren wegen Schneefall geschlossen. Aber wir haben Glück mit unserer Zeitplanung und im Moment ist er offen und die nächsten Tage soll es auch keinen Schnee geben.
Von Santiago aus geht es erstmal gemächlich bergauf. Nach dem Ort Los Andes geht es dann immer weiter hoch und rechts und links sind auch immer mehr steile Bergflanken. Auf der Strecke sind auch sehr viele LKWs unterwegs die zwischen Santiago und Mendoza pendeln. Und die fahren zum Teil ziemlich wild und schnell die Berge rauf und runter. Die Konsequenzen daraus bekommen wir leider auch bald zu spüren. Kurz vor dem kleinen Ort Rio Blanco kommt der Verkehr plötzlich zum Stehen. Wir warten eine Weile und beschließen dann erstmal einen Kaffee zu machen. Es sieht nicht so aus, als wenn es bald weiter geht. Delphine erkundigt sich zwischendurch mal beim Busfahrer vor uns was da los ist und erfährt, dass es weiter oben einen ziemlich wilden Unfall mit vier LKWs gegeben hat. Ein Tanklastzug ist komplett kaputt und zwei Fahrer mussten schwer verletzt ins Krankenhaus. Aus unserem Kaffee wird später dann ein frühes Abendessen. Delphine kocht während ich ab und zu ein paar Meter weiter fahre und erst als es fast schon dunkel ist geht es dann endlich weiter. Die Unfallstelle ist aber noch lange nicht geräumt, nur ein schmaler Pfad führt um die völlig zerstörten LKWs herum.
Da ein bisschen weiter oben ein schöner steiler Abschnitt mit vielen engen Serpentinen kommt, möchten wir nicht im dunklen weiterfahren, sondern lieber bis morgen warten, wenn wir auch schöne Bilder von der Passauffahrt machen zu können. Also übernachten wir kurz vor dem spannenden Teil des Passes vor einem Restaurant und starten am nächsten Morgen die Auffahrt mit einigen Fotostopps unterwegs.
Oben geht es dann durch einen Tunnel auf die argentinische Seite des Passes. Jetzt sind wir zwar wieder in Argentinien, aber die Grenzformalitäten werden erst weiter unten in einer großen Halle erledigt.
Davor schauen wir uns noch ein bisschen hier oben um. Eigentlich könnte man statt durch den Tunnel auch ganz oben drüber fahren, die Straße ist aber auf der chilenischen Seite so schlecht, dass das wenn dann nur mit einem Geländefahrzeug geht. Von der argentinischen Seite aus wäre es wohl auch für Pedro machbar, aber da liegt zu viel Schnee. Wir begnügen uns also damit, uns den kleinen Ort Las Cuevas anzusehen und dann ein Stück weiter runter zu fahren. Der nächste Stopp ist der Eingang zum Parque Provinical Aconcagua. Hier sehen wir, den Gipfel in Wolken versteckt, zum ersten Mal den Aconcagua. Von hier aus kann man zu Fuß zu den Basislagern auf der Süd- und der Nordseite des Berges laufen und ihn von dort dann besteigen. Die Südseite ist vergletschert und bietet einige teils recht anspruchsvolle Aufstiege. Die Nordseite ist komplett Gletscherfrei und im Sommer wohl auch oft Schneefrei. Die einzige Schwierigkeit beim Aufstieg ist die enorme Höhe und das Wetter. Den Berg zu besteigen war eigentlich kein Plan und geht ohnehin nur im Sommer, also etwa von November bis März, aber wir erkundigen uns mal bei einem netten Parkranger über die Bedingungen dafür. Er gibt uns auch bereitwillig und ausführlich Auskunft über alles. Die Nordseite ist im Großen und Ganzen recht einfach, aber halt auch total überlaufen. Das sieht man schon auf den Bildern des Basislagers mit großen Küchenzelten und allem Luxus den man sich nur denken kann. Spätestens als wir hören, was das Permit kostet zweifeln wir daran, ob wir da wirklich mal hochwollen. Nur die Erlaubnis den Berg zu besteigen lässt sich das Land Argentinien mit 1.300 US Dollar bezahlen. Dann vielleicht doch lieber ein paar andere niedrigere Berge besteigen und mit dem Geld lieber ein bisschen länger reisen.
Wir fahren weiter runter und machen nochmal bei der Puenta del Inca halt. Einer natürlichen Brücke über den Rio de las Cuevas. Im gleichnamigen Ort kann man auch noch die Reste der Eisenbahnanlagen sehen die hier um 1890 mal errichtet wurde um Mendoza und Santiago per Zug zu verbinden. Der Betrieb wurde aber 1984 wieder eingestellt und die Reste der Gleise bis ins Tal runter verrosten neben der Straße. Nur auf der chilenischen Seite fahren noch Güterzüge auf der Strecke um ein paar Minen weiter oben zu versogen.
Wir fahren noch weiter runter, unterbrochen durch ein paar Fotostopps und kommen kurz vor dem Ort Uspallata mal wieder an das Ende eines Staus. Da es eh schon wieder dunkel wird, biegen wir kurzentschlossen nach rechts in die Pampa ab und finden einen schönen Platz zum Übernachten.
Wanderung bei Uspallata
Am nächsten Morgen geht es dann weiter nach Mendoza. Auf der Karte sehen wir, dass ein paar Kilometer nach Uspallata ein Wanderweg in die Berge hoch geht. Wir wollen mal sehen, ob das vielleicht eine nette kleine Wanderung ist und parken am Beginn des Weges neben der Straße. Die Berge sind hier ziemlich karg, haben aber sehr viele Farben. Im Aufstieg kommen wir erst an einem kleinen gelben Berg vorbei, auf dessen Flanke ich – mit Unterstützung von etwas Phantasie – das Gesicht einer Bulldogge sehe. Weiter hinten wird dann der Blick auf höhere Berge frei. Wir laufen noch ein bisschen weiter hinter und beschließen durch das Nachbartal wieder zur Straße zurück zu gehen. Dort angekommen nutzen wir die alte Bahnstrecke die auch hier noch teilweise neben der Straße vorhanden ist um zurück zu Pedro zu kommen.
Von hier aus fahren wir dann direkt nach Mendoza. Da die Stadt inzwischen leider auch als etwas unsicher gilt steuern wir direkt einen kleinen Zeltplatz am Stadtrand an wo wir die nächsten Tage stehen werden.