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Nach drei Wochen in Salta sind wir froh, endlich wieder weiterreisen zu können. Wir wollen noch durch die nördlich von Salta gelegene Provinz Jujuy fahren und dann über den Paso Jama nach San Pedro de Atacama in Chile. Im Moment planen wir nicht mehr nach Argentinien zurück zu kehren.
Nach insgesamt über sechs Monaten in Argentinien wird es ein etwas schwerer Abschied, aber wir freuen uns auch darauf, bald nach Bolivien zu kommen und ein – für uns – ganz neues Land entdecken zu können.
Die Siete Colores von Purmamarca
Kurz nachdem wir Salta verlassen haben geht es auf eine nette, aber sehr schmale Straße die sich in vielen Kurven durch einen hügelige und – für uns fast schon ungewohnt – sehr bewaldete Landschaft schlängelt. Doch schon am nächsten Tag erreichen wir wieder größere Höhen und kommen bald nach Purmamarca.
Das kleine Städtchen ist bekannt für den Cerro Siete Colores, der sich direkt hinter dem Ort erhebt. Und offensichtlich werden diese Siete Colores auch gut vermarktet. Wir kommen in einen durch und durch touristischen Ort. Es gibt kaum ein Haus, in dem nicht Souvenirs verkauft werden oder das ein Hostel oder Restaurant ist. Und auf dem zentralen Platz wimmelt es nur so von Markthändlern, die ihre – oft in Asien produzierte – Ware auch gerne verkaufen wollen.
Trotz des Trubels ist es ein nettes Örtchen und im Vergleich zu den oft sehr ungepflegt wirkenden Orten die wir auf unserer Fahrt durch die Puna gesehen haben ist hier alles schön hergerichtet und relativ sauber.
Wir übernachten direkt im Ort und machen am nächsten Morgen gleich mal eine Runde um den Cerro. Besteigen darf man den Berg nicht, aber die bunten Farben sieht man eh schöner wenn man davorsteht. Am Ende der Runde kommen wir noch beim Laden eines Künstlers vorbei der uns den Tipp gibt auf einen kleinen unscheinbaren Bergkamm auf der anderen Ortsseite zu gehen. Da hat man die beste Aussicht auf den Ort und die bunten Berge. Also machen wir das auch noch und die Aussicht ist wirklich super.
Danach geht es dann weiter in Richtung Humahuaca, wo wir gerne noch den Hornocal, die Catorce Colores, also die vierzehn Farben sehen wollen. Ja, noch mehr farbige Berge.
Zu den Catorce Colores
Auf dem Weg nach Humahuaca machen wir kurz halt in Maimara um noch ein paar der bunten Berge zu sehen. Die sind auch sehr schön, nur haben sie es hier irgendwie noch nicht so gut vermarktet.
Letztlich gibt es in dieser Gegend einfach haufenweise dieser schön anzuschauenden Felsen. Die beim Hornocal in der Nähe von Humahuaca sind sogar Unesco Weltnaturerbe. Und da wollen wir auch noch hin. Allerdings müssen wir dazu dann noch von Humahuaca aus ungefähr 25 km weit und bis auf eine Höhe von 4.200 Metern fahren. In Humahuaca angekommen gehen wir erst mal auf den Markt zum Einkaufen und schauen uns dann das nette kleine Städtchen an. Am nächsten Tag wollen wir dann nachmittags zum Mirador Hornocal von dem aus man einen schönen Blick auf die gegenüberliegende Talseite mit den bunten Bergen hat.
Wir quälen Pedro also wieder mal über staubige Pisten in die Höhe und sind dann mit fünfzig bis hundert anderen Touristen am Aussichtspunkt. Von da aus kann man aber wieder ungefähr 200 Meter weit runter laufen um noch einen etwas schöneren Blick zu haben. Und der ist es auch wirklich wert hier rauf zu kommen. Ob es nun genau vierzehn Farben oder ein bisschen mehr oder weniger sind ist sicherlich Definitionssache, aber schön ist es auf jeden Fall.
Wir bleiben so lange wie möglich – kurz vor Sonnenuntergang wird hier geschlossen – und fahren dann nur ein Stückchen weiter um mal wieder auf über 4.000 Metern Höhe zu übernachten. Das geht diesmal auch ganz gut, da wir in Humahuaca schon eine Nacht auf fast 3.000 Metern verbracht hatten. Am nächsten Tag wollen wir eigentlich noch ein bisschen weite in die Berge reinfahren, aber nachdem der Weiterweg nicht so spannend aussieht und Delphine auch wieder Kopfschmerzen von der Höhe hat fahren wir zurück nach Humahuaca und verbringen da noch einen schönen Nachmittag.
Ãœber Purmamarca zu den Salinas Grandes
Ursprünglich wollten wir noch in das Bergdorf Iruya fahren. Es ist wohl sehr schön zwischen hohen und steilen Bergen gelegen und sowohl das Dorf als auch die Umgebung wurden uns immer wieder empfohlen. Aber nach langem hin und her Überlegen lassen wir es sein. Bolivien ruft.
Also fahren wir von Humahuaca aus die gleiche Strecke die wir gekommen sind zurück bis nach Purmamarca. Unterwegs verbringen wir noch eine Nacht in dem sehr netten Städtchen Tilcara und sind am nächsten Nachmittag wieder in Purmamarca. Von hier aus geht es dann wieder nach Westen und über die Grenze nach San Pedro de Atacama in Chile. Von da aus wollen wir dann über die sogenannte Lagunenroute nach Bolivien reisen.
In Purmamarca machen wir dann aber vorher noch zwei Tage Pause um uns mal wieder unseren Bildern und diesem Blog zu widmen, damit ich auch endlich mal wieder ein paar Beiträge posten kann. Wir gehen auch nochmal zu dem schönen Aussichtspunkt über der Stadt. Delphine morgens kurz nach Sonnenaufgang und ich spät abends im Sternenlicht.
Danach geht es dann weiter hoch zu den Salinas Grandes. Dieser große, flache Salzsee, durch den unsere Straße nach Chile mitten hindurchführt, diente bis vor ein paar Jahren vor allem zum Salzabbau. Die Bewohner der umliegenden indigenen Gemeinschaften bauen das Salz auch heute noch zum Teil von Hand ab. Dazu graben sie Becken von etwa 3 x 4 Metern und einer Tiefe von 40 cm aus denen sie jweils etwas drei Tonnen Salz holen. Das wird dann mit LKWs zu Raffinerien gebracht und dort weiterverarbeitet. Die Löcher verschließen sich durch das nachströmende Salzwasser nach ca. ein bis zwei Jahren von selbst wieder. Inzwischen wird auch von größeren Firmen mit Baggern und Traktoren im großen Stil Salz abgebaut. Die Löcher die dabei entstehen benötigen dann allerdings ca. 20 bis 25 Jahre um sich wieder zu schließen.
Aber eine zweite Einnahmequelle ist für die Einheimischen inzwischen auch der Tourismus. Vor ein paar Jahren hat wohl ein Bild von den türkisblauen Becken aus denen das Salz geholt wurde in irgendeinem sozialen Netzwerk die Runde gemacht und seitdem kommen auch viele Touristen her, die das ganze sehen wollen. Außerdem gibt es noch die Ojos de Salar, die Augen des Salar. Natürliche Wasserbecken mitten im Salar die durch ständig nachströmendes Süßwasser von unten offengehalten werden.
Für uns ist außerdem interessant, dass der Salar wirklich eben ist und die gleichmäßig in Hexagonen geformte Oberfläche hat die man auch von Bildern des Salar de Uyuni in Bolivien kennt. Das ermöglicht es Bilder mit sehr ungewöhnlichen Perspektiven zu machen. Also z.B. Delphine, die um ein vielfaches größer erscheint als ich und mich auf der Hand hält.
Wir kommen abends bei dem Salar an und übernachten direkt auf dem Salz auf einem Parkplatz. Am nächsten Morgen erkundigt sich Delphine bei den vielen Guides die hier die Touristen zu Fuß oder mit ihren Autos auf den Salar führen, ob es möglich wäre mit dem Fahrrad zu den Ojos de Salar zu fahren. Ohne Führer dürfen wir auf jeden Fall nicht auf die Salzfläche. Das Land hier gehört verschiedenen indigenen Gemeinschaften und wir haben ja auch schon bei der Fahrt nach Salta gelernt, dass hier kein freies Betretungsrecht herrscht wie wir es von zuhause kennen. Aber mit dem Rad? Delphine diskutiert lange mit dem Chef der Guides und schließlich wird uns ein Führer zugeteilt der uns auf seinem Motorrad begleitet. Carlos, unsere Führer kommt mit uns erst zu den Ojos de Salar. Die schönen türkisenen Wasserbecken sind zum einen auf Grund ihrer Farbe sehr ansehnlich, zum anderen spiegeln sie auch sehr schön die Personen, die an ihrem Ufer stehen. Aber man muss schon ungefähr wissen, wo man hingeht. An einigen Stellen ist die Salzkruste hier sehr dünn und man kann einbrechen.
Im Gegensatz zu anderen Führern, die uns in Argentinien schon etwas enttäuscht haben, weiß Carlos eine Menge über den Salar zu erzählen und kann uns auch viele unserer Fragen beantworten.
Die nächste Station sind dann die gleichmäßig angeordneten Becken die durch den händischen Abbau des Salzes hier entstehen. Auch hier erzählt uns unser Führer wieder einiges und dann machen wir noch ein paar der witzigen Fotos mit den verschobenen Größenverhältnissen. Carlos hat da offensichtlich schon einiges an Erfahrung. Er dirigiert uns genau auf die passenden Positionen und macht die Bilder mit Delphines Kamera. Als wir noch ein Paar Sonderwünsche haben hat er auch Spaß daran noch ein paar mehr Fotos mit uns zu machen. Danach wird es für ihn dann aber Zeit fürs Mittagessen.
Wir gehen nochmal ein paar Meter auf den Salar um noch ein paar weitere Ideen auszuprobieren und haben Spaß dabei, uns auf die Größe unserer kleinen Puppen zu schrumpfen. Wir wollen ja nicht völlig unvorbereitet sein, wenn wir am Salar de Uyuni nochmal ähnliche Möglichkeiten vorfinden werden.
Nachdem es schon bald dunkel wird, beschließen wir einfach hier zu bleiben und erst morgen hoch zum Paso de Jama, dem Übergang nach Chile zu fahren. Als ich gerade beim Essen kochen bin fährt neben uns ein roter Fiat Ducato vor. Schau an, Julian und Katja mal wieder. Wir begrüßen uns freudig und haben natürlich eine Menge zu erzählen von den letzten drei Wochen seit die beiden aus Salta zur Peninsula Valdez gefahren sind um Wale zu beobachten. Aber als die Sonne untergeht wird es schnell sehr kalt und wir beschließen und nach dem Abendessen zu treffen. Dazu eignet sich ihr Auto viel besser, weil sie etwas mehr Platz und vor allem eine zuverlässige Standheizung haben. Und so gehen wir dann nach dem Essen rüber um noch ein bisschen zu quatschen. Aus dem bisschen werden dann schnell vier sehr nette Stunden bevor wir ziemlich platt zu Pedro laufen und in unser Bett fallen.
Mit Pedro nach San Pedro de Atacama
Am nächsten Tag wird es dann ernst. Wir werden heute nach Chile fahren. Eigentlich langsam Routine. Insgesamt haben wir die Grenze zwischen den zwei Ländern inzwischen zehn Mal überquert seit wir unserer Reise in Montevideo begonnen haben. Aber heute wird es vermutlich unser letzter Tag in Argentinien. Wir haben insgesamt mehr als ein halbes Jahr – genau genommen 201 Tage – in diesem Land verbracht und das Land und seine Bewohner sehr lieb gewonnen. Und so überfahren wir den Paso de Jama nach Chile mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Wir werden Argentinien und die Argentinier vermissen, aber wir freuen uns auch darauf bald mit Bolivien in einem für uns völlig neuen Teil von Südamerika zu reisen.
Aber bevor es nach Bolivien geht wollen wir noch für ein paar Tage nach San Pedro de Atacama. Und der Weg dahin ist auch wieder mal sehr schön und spannend. In Chile muss Pedro mit uns bis auf eine Höhe von 4.824 Meter fahren. So hoch war er noch nie. Aber wir wollen ja auch noch auf Berge mit mehr als 5.000 oder auch 6.000 Metern steigen auf dieser Reise. Ich habe mit so großen Höhen noch gar keine Erfahrung und Delphine nur wenig. Und wir sind gerade überhaupt nicht gut trainiert. Erst Recht nicht nach der Erkältung/Corona-Erkrankung in Salta. Und so beschließen wir recht spontan Pedro erstmal eine Verschnaufpause am Pass zu gönnen und zu Fuß noch ein bisschen höher zu steigen. Der nächstgelegene Hügel ist etwas über fünftausend Meter hoch und wir laufen ganz gemütlich rauf und genießen die Aussicht über die Lagunen und Vulkane der Umgebung. Das war sicherlich keine Bergtour, mehr eine kleine Wanderung mit etwa 300 Höhenmetern, aber immerhin mein erster Fünftausender.
Die letzte Nacht haben wir auf ca. 4.300 Metern Höhe verbracht und es ging uns da ziemlich gut. Auch unsere kleine Wanderung auf über 5.000 Meter war relativ einfach und wir beschließen auf dem Weg nach San Pedro noch einmal auf gut 4.000 Metern Höhe zu übernachten um uns noch etwas besser zu akklimatisieren. Danach geht es dann runter in das auf 2.400 Metern Höhe gelegene San Pedro de Atacama. Auf dem Weg runter in das kleine Städtchen machen wir nochmal halt um einen schönen Canyon direkt neben der Straße zu erkunden. Der schlängelt sich über eine ganze Weile neben der Straße her und nach ein paar Versuchen schaffen wir es auch in den Canyon runter zu klettern und ihn unten etwas zu besichtigen.