Karibikurlaub auf der Isla Providencia

Karibikurlaub auf der Isla Providencia

Getting your Trinity Audio player ready...

Die Isla Providencia gehört, wie auch die benachbarte Insel San Andres und fast zweihundert unbewohnte kleine Inseln der Gegend, nach langen Streitereien zwischen Kolumbien und Nicaragua seit den 1970er Jahren offiziell zu Kolumbien. Allerdings ist der Anspruch Nicaraguas auch verständlich, weil die Inseln nur etwa 300 km von Nicaraguas Küste entfernt sind, während die Küste Kolumbiens fast 700 km entfernt ist.

Wir haben uns nach längerem Überlegen für diesen Ausflug entschieden, weil wir zum einen gerne einmal auf eine richtige kleine Karibikinsel mit schönen Stränden, Palmen und vor allem schönen Schnorchel- und Tauchplätzen besuchen wollen. Und zum anderen ist es ein kleiner Ersatz dafür, dass wir uns letztlich gegen einen Besuch der Galapagos Inseln in Ecuador entschieden haben. Diese sind uns letztlich schlichtweg zu teuer und der Flug wäre auch fast doppelt so weit. Natürlich sind die Galapagos Inseln einzigartig und es wäre sicher genial all die Tiere dort zu sehen, aber selbst eine Low-Budget Reise dorthin für eine Woche kostet mehr als das Vierfache einer Woche auf der Insel Providencia.

Providencia ist bekannt für schöne Strände und vor allem für schöne Möglichkeiten zum Schnorcheln und Tauchen. Hier kann man unter anderem auch mit Haien tauchen die sich zu hunderten vor der Küste tummeln. Sehr ruhige und ungefährliche Haie praktischerweise. Die Insel ist nur etwa sieben Kilometer lang und an der breitesten Stelle etwa 4 km breit. Die 6.000 Einwohner leben alle in einem schmalen Streifen an der Küste während das innere der Insel ziemlich bergig und bewaldet ist. Da der Tourismus hier noch stark beschränkt ist, gibt es auch nur kleine Hostels und Hotels und keine großen Betonbunker.

Wir fliegen von Cartagena aus nach San Andres und steigen da nochmal um in ein kleineres Flugzeug was uns und die etwa 30 anderen Reisenden die 80 km nach Providencia bringt. Vom dortigen Flughafen geht es mit einem Taxi um die halbe Insel herum – also ungefähr 9 km weit – in den Ort Southwest Bay. Wie der Name schon verrät, ein Ort an einer Bucht im Südwesten der Insel. Etwas weiter nördlich liegt der Ort Freshwater. Woher der Name kommt darf gerne geraten werden.

Nachdem wir unsere kleine Ferienwohnung bezogen haben laufen wir erstmal durch den Ort zum Strand. Unterwegs schauen wir bei einer Tauchschule vorbei mit der wir gerne tauchen würden. Aber leider ist gerade keiner da und nachdem Delphine ihnen geschrieben hat erfahren wir, dass sie leider die ganze nächste Woche schon ausgebucht sind. Schade, aber wir hätten uns ja auch mal vorher anmelden können. Wir suchen noch ein paar andere Tauchschulen auf der Insel und Delphine schreibt zwei an. Sie haben beide noch Möglichkeiten für uns. Also geht’s erstmal zum Strand wo wir ein erstes Mal in dem super klaren Wasser schwimmen, den Sonnenuntergang anschauen und etwas essen.

Wir machen hier auch gleich Bekanntschaft mit dem Slang der hier gesprochen wird. Die einheimischen sprechen Creolisch. Eine wilde Mischung aus Englisch und Spanisch die eher an Jamaika erinnert als an Kolumbien. Aber jeder hier kann dazu entweder Englisch oder Spanisch, viele auch beides.

Am nächsten Tag leihen wir uns einen Motorroller um erstmal die Insel zu erkunden. Unterwegs machen wir einen Halt bei Sonnys Tauchschule um uns über unsere Möglichkeiten zu erkundigen. Delphine hat schon seit etwa 20 Jahren ihren Tauchschein und auch einiges an Erfahrung. Ich habe vor zwei Jahren mal einen Schnuppertauchgang in Kroatien gemacht und sonst keine Ahnung. Ich will aber nochmal einen Schnupperkurs machen und dann entscheiden, ob ich einen Tauchschein mache oder lieber einfach Schnorcheln gehe.

Unsere Rundtour führ uns zum nördlichen Ende der Insel wo wir unter anderem zum sogenannten Morgans Head – ein großer Felsklotz am Wasser, der mit etwas Phantasie aussieht wie ein Kopf – gehen und an einem Strand der kleinen Insel Sana Catalina schnorcheln. Hier gibt’s auch schon ein paar schöne Fische, einige Seesterne und eine Muräne zu sehen. Aber alleine der Anblick des rundum türkisblauen Wassers vom Ufer aus ist schon faszinierend. Auf der weiteren Runde kommen wir noch in der Nähe der Cayo Cangrejo, einer kleinen vorgelagerten Insel vorbei, zu der man mit dem Kajak oder einem kleinen Motorboot fahren kann, aber für Heute ist das schon etwas zu spät. So fahren wir noch zu Roland Reggea Bar im Süden der Insel um dort was zu essen und danach geht s heim ins Bett.

 Am nächsten Morgen muss Delphine um halb neun an der Tauchschule sein um den ersten Tauchgang mitzumachen. Ich muss erst gegen zehn da sein und darf ausschlafen. Da das Nachbardorf nur ungefähr zweieinhalb Kilometer weg ist laufe ich später gemütlich zur Schule und werde dort kurz auf den Tauchgang vorbereitet. Die anderen kommen gerade zurück von ihrem ersten Gang und Delphine ist begeistert davon. Sie haben schon einige Haie gesehen und auch sonst einige schöne Fische und Pflanzen. Mit dabei war auch Sonja. Sie kommt ursprünglich aus der Schweiz, lebt aber seit fast dreißig Jahren in Bogota und arbeitet dort als Lehrerin. In ihrer Freizeit ist sie begeisterte Taucherin und auch Tauchlehrerin. Sie ist seit langem mit Gerardo, dem Besitzer der Schule und meinem offiziellen Tauchlehrer befreundet und hilft auch hier und da mal aus. Und so kümmert sie sich auch um mich und erklärt mir kurz die nötigsten Ausrüstungsgegenstände. Dann geht’s auch schon aufs Boot. Wir fahren ein paar Minuten raus und Gerardo schafft es irgendwie ziemlich exakt zu der Boje an der gewünschten Tauchstelle zu manövrieren. Dann wird die Ausrüstung angelegt und schon geht’s ins Wasser. Sonja ist die ganze Zeit neben mir und achtet auch auf meinen Sauerstoffvorrat. Ich kann einfach den Tauchgang genießen und bin froh um die Ruhe, die meine Begleiterin ausstrahlt. Es gibt ziemlich viele Fische um das Riff an dem wir tauchen und auch viele schöne bunte Pflanzen. Dann zeigt Sonja plötzlich schräg hinter uns, da schwimmt ein sehr großer Rochen. Es sieht fast so aus als fliegt er mit seinen riesigen Flossen durch das Wasser. Später erfahre ich von ihr, dass das ein Adlerrochen war. Ein sehr seltener Anblick hier. Der Tauchgang dauert etwa vierzig Minuten und als wir oben sind ist mir klar: Ich will mehr davon. So melde ich mich gleich für den Kurs zum PADI Open Water Diver an. Das ist der absolute Anfängerkurs der es nach nur vier Tauchgängen, ein paar Ãœbungen im flachen Wasser und einem Theorieteil mit Prüfung erlaubt, in einer Tiefe von bis zu 18 m zu tauchen. Ich kann mir zwar nicht vorstellen, dass dann selbständig zu machen, aber in Begleitung von einem Tauchlehrer kann ich mit der Lizenz dann überall zum Tauchen gehen. Den Nachmittag verbringen wir heute faul am schönen Strand von Southwest-Bay.

Am nächsten Tag geht’s für mich los mit einigen Übungen die Gerardo mit mir und Valeria – einer weiteren Aspirantin für den Tauchschein – im flachen Wasser vor der Tauchschule macht. Danach geht’s gleich wieder aufs Boot und mit Gerardo, Valeria und Hermann und Ludwig – zwei reisende Brüder aus den Niederlanden mit deutschen Eltern – geht es in ungefähr 12 Metern Tiefe auf den sandigen Grund für einige weitere Übungen. Es ist ein spannendes Gefühl so als Gruppe unter Wasser im Kreis zu sitzen und die Übungen zu machen. Das Wasser ist glasklar und man sieht alles sehr deutlich. Ein paar Meter hinter uns beginnt ein schönes Korallenriff in dem große Fischschwärme herumschwimmen und wir üben unsere Atemregler zu tauschen, eine Minute ohne Taucherbrille zu sitzen um sie dann wieder kontrolliert anzulegen und das Wasser auszublasen und ein paar andere Dinge wie die Tarierung des Gewichtes durch das exakte einblasen bzw. auslassen von Luft aus der Taucherweste. Danach bleiben noch etwa zehn Minuten in denen wir entlang des Riffs schwimmen und die unzähligen Fische bestaunen können.

Am Nachmittag geht’s erstmal heim und später fahren wir wieder an den Strand bei Rolands Reggae-Bar. Der Strand ist auch super schön gelegen und deutlich ruhiger als der bei uns im Ort. Irgendwann kommt Roland, der geschäftstüchtige Besitzer und erzählt uns – zumindest verstehen wir es so – dass es heute Livemusik gibt. Also beschließen wir wieder dort zu essen. Das Essen war ohnehin sehr lecker und das Ambiente in der Bar auch. Schon beim letzten Besuch war es sehr witzig, wie wir mehrfach nach der Bestellung gefragt wurden. Zuerst kam ein älterer Herr der uns gefragt hat was wir wollen. Kurze Zeit später kam er nochmal, weil er es wohl vergessen hatte. Ein paar Minuten später kam dann der Chef persönlich und fragte was wir bestellt haben. Er hat es sich dann auch in ein Buch geschrieben und tatsächlich kam dann irgendwann auch das Essen und die Getränke.

Heute geht es etwas schneller. Der Herr der uns diesmal bedient ist ein Freund vom Chef. Ursprünglich Italiener lebt er seit langem in Panama und ist ein oder zweimal im Jahr ein paar Wochen hier zu Besuch. Live-Musik gibt es aber heute nicht meint er. Die ist immer am Freitag und Mittwoch. Heute ist Montag. Wir sind etwas verwirrt, aber genießen trotzdem das Essen und fragen uns, ob das mit der Musik nur eine Masche ist um uns immer wieder her zu locken oder ob wir es einfach falsch verstanden haben. Egal, das Essen ist lecker, das Ambiente hier sehr nett und die Leute zwar etwas skurril aber auch sehr nett.

Urlaub in Form von ausschlafen gibt’s nicht. Heute ist mein erster tiefer Tauchgang – hoffentlich auch mit Haien – und ich muss um acht schon da sein damit mir Gerardo noch ein paar Sachen an der Tauchausrüstung erklären kann. Dann geht’s wieder raus aufs Wasser. Das kontrollieren und anlegen der Ausrüstung ist tatsächlich schon deutlich routinierter und auch zum Abtauchen und austarieren brauche ich kaum noch Unterstützung. Und so tauche ich mit Valeria und Gerardo entlang eines tiefen Riffs in ungefähr 18 m Tiefe und schon nach kurzer Zeit kommen die ersten Haie die um uns herumschwimmen. Es sind keine riesen Haie, aber länger als ich sind einige von ihnen locker. Aber sie schwimmen so entspannt und uninteressiert um uns herum, dass ich gerne glaube, dass sie harmlos sind. Und es ist schon sehr beeindruckend so ein Tier mal aus der Nähe in seiner natürlichen Umgebung zu sehen.

Leider dauert der Tauchgang für mich diesmal nicht so lang. Mein Luftvorrat geht erstaunlich schnell zur Neige. Das liegt zum Teil an der Tiefe, aber vor allem daran, dass ich noch etwas aufgeregt bin und vor allem – wie ich später erfahre – viel zu viel rumpaddle und sinnlos mit den Flossen schlage. Das muss ich dann wohl noch üben. Also bringt mich Gerardo zurück zur Bootsleine – während ich aus seinem zweiten Atemregler atme – und schickt mich nach der obligatorischen drei Minuten Pause in fünf Meter Tiefe rauf zum Boot um sich wieder um Valeria zu kümmern. Die hat er in der Zwischenzeit Sonja überlassen. Ich tauche auf und klettere ein bisschen frustriert ins Boot. Später versucht mir Gerardo klar zu machen, dass ich nicht so viel atmen soll. Toll, ich brauche aber Luft. Deutlich hilfreicher sind die Erklärungen von Sonja und Delphine die mir erklären, dass ich mich einfach effizienter bewegen soll um Luft zu sparen. Sonja meint auch, dass das ein typisches Anfängerproblem ist und sich mit der Zeit schon bessern wird.

Der zweite Tauchgang führt nicht ganz so weit runter wodurch das Luftproblem deutlich geringer ist. Ich versuche mich auch weniger hektisch zu bewegen und siehe da, es fühlt ich schon wieder entspannter an. Und nach diesem Tauchgang habe ich auch schon den praktischen Teil der Ausbildung zum PADI Open Water Diver abgeschlossen. Es fühlt sich etwas komisch an, weil ich bestimmt noch lange kein Taucher bin, aber die Ausbildung ist auch wirklich auf das absolute Minimum reduziert. Es handelt sich auch um ein amerikanisches Zertifikat, das zwar weltweit anerkannt wird, aber deutlich weniger vermittelt, als die in Europa üblichen Tauchscheine. Aber egal, ich will ohnehin vorerst nicht ohne einen Profi an meiner Seite tauchen. Den theoretischen Teil muss ich dann größtenteils noch online machen und der recht einfache Abschlusstest wird dann auch online durchgeführt.

Am Nachmittag fahren wir mit unserem geliehenen Motorroller direkt in den Nordosten der Insel um ein Kajak für die Überfahrt zur Cayon Cangrejo zu mieten. Es gibt nur einen Einsitzer zu mieten und der Wind und die Wellen sind auch nicht ganz ohne, so beschließen wir uns mit einem kleinen Motorboot die etwa 1 km lange Strecke übersetzen zu lassen. Die Cayo Cangrejo ist eine sehr kleine Insel mitten im flachen, blauen Wasser. Als wir ankommen sind wir die einzigen Leute auf der Insel. Wir laufen direkt zum höchsten Punkt – etwa drei Minuten Aufstieg – und genießen den Rundumblick über das blaue Wasser zum Nordöstlich gelegenen Korallenriff und zur Südwestlich gelegenen Isla Providencia. Danach geht’s ins Wasser und wir schnorcheln entlang des Inselufers wobei wir noch einige schöne kleine Fische sehen. Fast zeitgleich mit unserem Bootsfahrer kommt ein weiteres kleines Motorboot und lässt zwei Touristen raus denen der Fahrer zwanzig Minuten gibt um die Insel zu erkunden. Wir sind froh, dass wir immerhin fast zwei Stunden hatten um uns hier in Ruhe umzusehen. Der Fahrer begrüßt uns fast wie alte Bekannte und wir erkennen jetzt erst, dass es Roland von der Reggae-Bar ist. Wir quatschen noch ein bisschen und er erzählt uns von den tollen Touren, die er für Touristen anbietet. Allerdings sind auch die Preise nicht ganz ohne. Aber er ist eben ein guter Geschäftsmann. Außerdem verspricht er uns, dass es morgen Abend wirklich Livemusik in der Bar geben wird. Er spielt sogar selbst mit in der Band. Sein Wir sind langsam ein bisschen skeptisch, aber wenn nicht ist es trotzdem ein schöner Platz und wir wollen morgen wiederkommen und uns das mal ansehen.

Am Mittwoch ist schon unser letzter Tag auf der Insel. Morgen früh geht’s schon wieder zurück nach San Andres und von da ins heiße Cartagena. Auf der Insel ist es zwar auch recht warm, aber es weht meist ein angenehmer Wind und es ist nicht annähernd so feucht wie in Cartagena. Und das Wasser an der Nordküste Kolumbiens ist fast schon zu warm zum Schwimmen während es hier etwas kühler ist. Wobei ich auch hier bei den tieferen Tauchgängen immer nur Badehose und T-Shirt trage. Ein Neoprenanzug wäre mir hier zu warm.

Wir fahren wie auch die letzten Tage in der früh zu Sonnys Tauchschule – Sonny war der Vater von Gerardo, dem heutigen Besitzer und hat die erste Tauchschule der Insel gegründet – um nochmal zwei abschließende Tauchgänge zu machen. Nach dem Erlebnis mit der ausgehenden Atemluft gestern bin ich vor dem ersten, tieferen, Tauchgang ziemlich nervös. Gerardo hat mir immer nur gesagt ich soll flacher und weniger Atmen, was mir ehrlich gesagt nicht sehr hilfreich erscheint. Sonjas Erläuterungen sind da für mich sehr viel hilfreicher und passieren kann am Ende ja eh nichts, weil ich reichlich gute Taucher mit Luftreserven um mich herum habe. Außerdem habe ich gestern mit Delphine nochmal an meiner Fußbeweging mit den Flossen gearbeitet und bin dadurch eigentlich gut gerüstet. Und tatsächlich geht es diesmal bedeutend besser. Zwar tauche ich schon ein paar Minuten vor den anderen mit etwas knappen Sauerstoffvorräten auf, aber ich war immerhin mehr als 40 Minuten unter Wasser und in einer Tiefe von mehr als 18 m. Also hat es viel besser geklappt als gestern. Und auch einige Haie haben wir wieder gesehen. Ich habe zwar eine kleine Actionkamera dabei und ein paar Bilder gemacht, aber unter Wasser hab ich das noch nicht so raus und bin auch eher mit dem Tauchen an sich beschäftigt als mit dem fotografieren. Aber Delphine hat auch ihre kleine Kamera dabei und macht einige sehr schöne Bilder vom Unterwasserleben und den Haien.

Nach einer guten Stunde Pause an Land geht es dann raus zu unserem letzten Tauchgang. Wo genau wir hinfahren entscheidet Gerardo meist recht spontan wenn es losgeht. Ich dachte eigentlich es gäbe zum Abschluss einen Tauchgang in niedrigerem Gewässer mit mehr Sicht und vielen bunten Fischen, aber wir fahren raus zu einer der tieferen Stellen. Hier liegt in etwa 18 Meter Tiefe ein alter Kerosintanker der 1936 gesunken ist. Wir tauchen in der Nähe des Wracks ab und dann einmal um das ziemlich große Schiff herum. Um uns rum schwimmen auch wieder einige Haie und ein paar andere Fische. Für mich ist es super spannend, das alte Schiff hier am Meeresgrund zu sehen, Delphine ist etwas enttäuscht, weil sie gerne noch mehr Fische gesehen hätte. Aber vielleicht könnten wir das an der Küste bei Santa Marta, nördlich von Cartagena nochmal nachholen.

Das Wrack liegt verkehrt herum auf dem Meeresboden und ist in der Mitte auseinandergebrochen. Später erfahren wir von Sonja, dass es vor dem großen Hurrikan der im November 2020 die Insel zu 98% zerstörte noch nicht gebrochen war. Der Hurrikan hatte also sogar in so großer Tiefe noch gewaltige Auswirkungen. Die Insel wurde damals völlig verwüstet und es ist beeindruckend, dass es nur ein Todesopfer gab. Auch jetzt stehen noch viele Ruinen herum, weil es an Arbeitern fehlt die beim Aufräumen und wiederaufbauten helfen, doch im Großen und Ganzen scheint das Leben hier wieder gut zu funktionieren.

Den Nachmittag verbringen wir recht faul am Almond Beach wo wir leider nach Sonnenuntergang noch von ziemlich vielen Moskitos überfallen werden. Selber schuld. Entweder muss man eher fliehen oder sich rechtzeitig mit Moskitoschutz einschmieren.

Am Abend geht’s dann wieder mal zu Rolands Bar. Diesmal sind noch vier unserer Tauchkollegen mit dabei. Meine „Mitschülerin“ Valeria aus Lima und ihre Freundin Selina aus der Schweiz, die seit zwei Monaten mit Sonja an der Schweizer Schule in Bogota arbeitet. Und die Brüder Matthieu und Simon, ebenfalls aus der Schweiz, aber aus dem französischen Teil. Matthieu hat zwei Jahre in Bogota für die UN gearbeitet und bereist jetzt mit seinem Bruder das Land, bevor er sich eine neue Stelle hier suchen will.

Als wir dasitzen und quatschen kommt plötzlich ein langhaariger Kerl gelaufen der mir irgendwie bekannt vorkommt. Tatsächlich, es ist Jojo, der deutsche Gleitschirmflieger den wir vor fast sechs Wochen in Piedechinche kennengelernt haben. Der Lehrer aus Kassel hat gerade ein Sabbatjahr und war einige Wochen zum Fliegen im Süden von Kolumbien und ist jetzt nochmal vier Wochen hier zum Entspannen. Wir haben ja schon in Piedechinche ein bisschen Musik zusammen gemacht und auch hier hat er seine Gitarre da und ist vorrübergehend Teil der einheimischen Band, die tatsächlich heute Abend hier spielen wird. Und er meint auch gleich, ich soll doch auch ein paar Songs auf seiner Gitarre mitspielen.

Als die Band gegen zehn Uhr anfängt zu spielen sind unsere Begleiter leider schon alle weg. Die beiden Brüder wollen morgen früh um halb neun wieder tauchen, Valeria muss etwas arbeiten – sie hat die Firma ihrer Eltern in Lima übernommen und damit nie komplett frei. Und Selina möchte sich noch die Insel anschauen, da sie bisher vor allem beim Tauchen war.

Die Musik der Band ist eine Vorform des Reggaes die auf der Insel hier wohl heimisch ist. Sehr schnell und sehr rhythmusbetont. Die Band spielt fünf oder sechs Songs und dann ruft Jojo mich zu sich und drückt mir seine Gitarre in die Hand. Die anderen Musiker wurden zwar von ihm vorgewarnt, dass ich auch mitspiele, aber ich weiß weder was wir spielen noch wer sie eigentlich sind. Aber scheinbar ist es nicht ganz so schlecht, was wir zusammen spielen. Zumindest sind einige der einheimischen Musiker und auch Roland, der Chef der Bar, recht begeistert. Und nach zwei Stücken ist das Konzert dann auch schon wieder vorbei und es geht weiter mit Live-Hiphop. Also live ist der Gesang, die Musik im Hintergrund kommt aus der Konserve. Aber es gibt einige recht gute Sänger hier und macht auch Spaß zuzuhören wie sie ihre Texte recht flüssig improvisieren.

Trotzdem gehen wir dann irgendwann nach Hause. Wir müssen zwar morgen nicht so früh raus, aber die vier Tage Tauchen haben ihre Spuren hinterlassen und wir wissen auch, dass es die letzte ruhige und kühle Nacht ist bevor es wieder ins heiße und laute Cartagena geht.

Am nächsten Morgen fahren wir dann nach dem Frühstück zum Flughafen, wo wir nochmal Roland und seinen italienischen Freund treffen der heute auch wieder zurück nach Panama fliegt und um halb eins geht es dann in das kleine Flugzeug nach San Andres und von da in einem größeren weiter nach Cartagena. Die Stadt erwartet uns im Nebel, aber die Optik trübt. Als wir aussteigen ist es trotzdem super heiß und dazu noch feuchter als letzte Woche. Wie schön war es doch auf der Insel.

Unser kleiner Urlaub war zwar fast etwas zu kurz, wir haben ihn aber ausgiebig genossen. Das Leben auf der Insel ist nochmal ganz anders als auf dem Festland und auch sehr viel ruhiger. Und die meisten Leute auf der Insel sind sehr entspannt und auch gegenüber Touristen extrem freundlich. Nicht, dass die Kolumbianer nicht ohnehin schon sehr nette Menschen wären, aber auf Providencia war alles nochmal ein bisschen herzlicher.

Schreibe einen Kommentar