Entlang der Küste und durch die Berge zurück nach Ecuador

Entlang der Küste und durch die Berge zurück nach Ecuador

Getting your Trinity Audio player ready...

Da wir zur Trockenzeit in Ecuador und Peru wieder zurück in den Bergen dieser Länder sein wollen geht es bald wieder zurück in den Süden. Davor wollen wir aber noch ein wenig die Küste und die Berglandschaft im Nordosten von Cartagena erkunden. Also geht es erstmal in die Gegend von Santa Marta und später dann nach Süden über Bucaramanga nach San Gil. Dort wollen wir zwei Wochen an einer Schule für Kinder mit Behinderung arbeiten und danach dann wieder ganz runter in Kolumbiens Süden und zurück nach Ecuador fahren, das wir auf dem Hinweg ja nur relativ kurz besucht haben.

Minca

Wir entfliehen zunächst einmal der Hitze und dem Lärm Cartagenas indem wir für ein paar Nächte in die Gegend von Minca in der Sierra Nevada de Santa Marta fahren. Hier oben auf etwas 1.000 m über dem Meeresspiegel ist es zwar tagsüber immer noch sehr heiß, aber in den Nächten muss man zumindest nicht schwitzen. Die Sierra Nevada geht in Richtung Süden noch deutlich weiter hoch bis zum Pico Cristobal Colon– benannt nach Christoph Kolumbus –, der mit einer Höhe von 5.730 m der höchste Berg Kolumbiens ist. Dies ist besonders imposant, wenn man bedenkt, dass der Gipfel gerade mal etwa 30 km von der Küste entfernt ist und von dieser mehr oder weniger direkt aufsteigt.

Unser Ziel ist aber nicht der Berg, sondern das Dorf Minca und dessen Umgebung. Der Berg ist zwar wohl irgendwie zu besteigen, aber zum einen fehlt uns dafür momentan die Kondition und die Höhenanpassung und zum anderen ist es in Kolumbien wie so oft nicht so einfach da hinauf zu gehen. Eine andere Option hier zu wandern ist der Weg zur Ciudad Perdida, der verborgenen Stadt, der uns schon öfter empfohlen wurde. Wir informieren uns etwas detaillierter über die Möglichkeiten dorthin zu wandern. Auch hier geht nichts ohne Guide und eine geführte Tour in einer größeren Gruppe kostet für eine vier-Tages-Wanderung pro Person über 500 Euro. Wir sind durchaus bereit für so eine Tour zu zahlen, aber 500 Euro ist uns dann doch deutlich zu viel. Zumal das für kolumbianische Verhältnisse sehr viel Geld ist. Außerdem wissen wir, dass der Preis für zwei Jahren bei unter 300 Euro lag. Angeblich will man versuchen die Besucherströme zu begrenzen, aber das kann man auch einfach durch Eintrittsbeschränkungen. Für uns wirkt es eher so, als wären viele der ausländischen Touristen die nur für ein paar Wochen in Kolumbien sind einfach bereit so viel zu zahlen, also nimmt man den Preis. Letztlich handelt es sich bei der Wanderung um eine Tour durch den Dschungel, ähnlich wie wir sie auf dem Choro-Trail in Bolivien bereits gemacht haben. Und am Ende kann man die Reste einer ehemaligen Stadt sehen. Zweifellos sehr interessant, aber auch ein bisschen viel Touristenhype. Auf jeden Fall beschließen wir es nicht zu machen und uns lieber in Taganga, einem nahegelegenen Fischerdorf, noch ein paar Tauchgänge zu gönnen.

Davor verbringen wir aber noch ein paar Tage hier oben in den Bergen um mal wieder unsere Bilder und den Blog, bzw. Delphine ihre Einträge auf Polarsteps auf den aktuellen Stand zu bringen. Dazwischen machen wir ein paar Ausflüge in den Dschungel und zu ein paar kleinen Wasserfällen und ins Dorf Minca. Die Umgebung ist durchaus schön, aber man hat hier ganz gut erkannt, dass sich mit Touristen aus Europa und den USA leicht Geld machen lässt. Für einen netten Wasserfall, der angeblich super toll sein soll, zahlen wir ein paar Euro Eintritt auf das Gelände. Letztlich ist es aber auch nur ein Wasserfall zu dem ein Weg führt. Auch hier sind wir absolut einverstanden damit, dafür etwas zu bezahlen, aber die Preise sind leider einfach völlig überzogen. Unsere Gastgeberin, die das Gelände auf dem wir gerade übernachten betreut, erzählt uns, dass sie sich mit einem normalen kolumbianischen Einkommen, schon lange kein Eis mehr in dem Dorf leisten kann. Und tatsächlich kostet eine Kugel Eis im Dorf über zwei Euro. Sehr viel Geld in einem Land in dem man dafür auch schon ein gutes Mittagessen bekommen kann. Aber auch hier lässt sich, wie auch in Chile erkennen, wie der Tourismus oft einigen wenige zu einem sehr guten Einkommen verhilft, während andere von der Entwicklung abgehängt werden. Wir sind also ein paar Tage in der Gegend, sind für das Dorf schlechte Touristen, weil wir nur eine Kugel Eis und einen Cappuccino konsumieren und sonst einfach ein paar Mal durch den Dschungel spazieren und einige Vögel und Affen beobachten.

Taganga

Danach geht’s für uns wieder runter in die Hitze und nach Taganga zum Tauchen. Taganga ist ein ehemaliges Fischerdorf, dass aber inzwischen vor allem vom Tourismus lebt. Im Gegensatz zu Minca sind die Preise hier aber eher moderat geblieben, da auch viele kolumbianische Touristen hierherkommen. Wir stehen ein paar Tage direkt vor einer der vielen Tauchschulen – dem Tayrona Dive Center – und gehen mit ihnen ein paarmal vormittags zum Tauchen. Da es gerade sehr windig ist, wurde viel kaltes, aber auch klares Wasser aus größeren Tiefen an die Oberfläche gespült und dadurch ist es im Meer nichtmehr karibisch warm, sondern eher recht frisch aber umso klarer. Aber dafür gibt es ja Neoprenanzüge. Die Sicht unter Wasser ist hier nicht so extrem klar wie bei den Tauchgängen auf Providencia, aber man sieht trotzdem eine Menge und vor allem gibt es hier viel größere und unterschiedlichere Korallen zu sehen. Im Großen und Ganzen ist es eine gute und eben auch andere Erfahrung hier nochmal zu Tauchen. Nachmittags, nach den Tauchgängen, arbeiten wir weiter an unseren Fotos und sind ein paar Mal in der Stadt zum Kaffee trinken oder Essen. Am Samstag laufen wir zur Playa Grande, dem Badestrand von Taganga. Der Strand direkt im Dorf ist eher den Booten vorbehalten und voller Algen. Hier gehen wir ein bischen schnorcheln und schauen dem Treiben der einheimischen Badegäste zu. Und einen Abend ist Delphine auf Einladung von unserem Tauchguide Deiner beim Unterwasser Rugby Training in Santa Marta dabei. Sie kommt ziemlich platt aber sehr beeindruckt zurück.

Zwischendrin machen wir noch zwei Ausflüge zum Zoll in Santa Marta um dort die Aufenthaltsgenehmigung für Pedro im Land zu verlängern. Die üblichen 90 Tage werden für uns ein bisschen knapp, da wir ja auch noch als Freiwillige in einer Schule arbeiten möchten und so nutzen wir die Chance, dass man diesen Zeitraum relativ leicht um weitere 90 Tage verlängern kann. Für uns sogar komplett online, für Pedro nach vorheriger Anmeldung dann beim Zoll in Santa Marta. Beim ersten Besuch darf ich als Fahrzeughalter nicht rein, weil ich eine kurze Hose anhabe. Zutritt nur mit langer Hose und geschlossenen Schuhen wir uns an der Pforte erklärt. Bei fast 40°C und eher hoher Luftfeuchtigkeit. Aber Delphine darf rein und kann uns anmelden. Am nächsten Tag kommen wir wieder, ich diesmal auch mit langer Hose und geschlossenen Schuhen und der zuständige Beamte kümmert sich sehr schnell um uns und nach nicht mal einer Stunde hat auch Pedro die nötigen Unterlagen um nochmal 90 Tage länger im Land zu bleiben.

Tayrona Nationalpark

Nach ein paar Tagen in dem Dorf geht es dann noch ein bisschen weiter die Küste rauf nach Nordosten. Hier ist der Nationalpark Tayrona. Bei dem Park handelt es sich um einen Küstenstreifen von etwa 30 km Länge und knapp 10 km Breite, der eine hügelige Dschungellandschaft und vor allem viele unterschiedliche Buchten und Sandstrände zu bieten hat. Wir stehen erstmal für zwei Nächte etwas außerhalb des Parks und genießen nochmal ein bischen Sonne und Strand – baden ist hier nicht erlaubt, weil die Strömungen ziemlich stark sind – und danach verbringen wir zwei Tage innerhalb des Parks und unternehmen zwei Wanderungen. Im Park sind vor allem die Strände am Cabo San Juan sehr beliebt. Uns wurde schon von vielen Kolumbianern empfohlen diesen Strand unbedingt zu besuchen. Allerdings ist es auch hier wieder mal sehr voll. Wir starten recht früh zu der etwas zweistündigen Wanderung dort hin um vor dem großen Touristenansturm dort zu sein. Unterwegs sehen wir im Dschungel noch eine Gruppe Brüllaffen die ihrem Namen alle Ehre machen und sich gegenseitig laut anbrüllen. Als wir dann am Cabo San Juan ankommen sind zwar schon einige Leute da, aber es ist noch überschaubar. Wir gehen baden und schnorcheln ein bisschen, machen einige Fotos und genießen den Strand. Neben uns ist eine einheimische Dame lange damit beschäftigt, viele verschiedenen Posen von sich am Strand zu fotografieren. Als Hintergrund dient der dunkle Wald und sie selbst ist – Sonnenschutz ist ja auch wichtig – die ganze Zeit im Schatten. Aber irgendjemand muss sich eben auch um die Befüllung der riesigen Speicher von Instagram und Co kümmern.

Wir machen uns langsam wieder auf den Rückweg, der uns noch über einige weitere, ebenfalls sehr schöne, Strände führt. Einige davon sind sehr wild und das Baden ausdrücklich verboten, da hier schon viele Leute von der starken Strömung weggetragen wurden und zum Teil ertrunken sind. Einige liegen aber auch in kleinen Buchten und man kann auch schwimmen gehen.

Das war dann aber auch unser letzter Aufenthalt an den karibischen Stränden. Wir wollen langsam wieder Richtung Süden fahren und über eine weiter östlich gelegene Route als auf dem Hinweg zurück nach Ecuador. Davor treffen wir aber zum Mittagessen noch Amy und Martin aus den USA bzw. der Slowakei, die letzten Oktober für vier Wochen unsere Nachbarn am Stellplatz in La Paz waren. Die beiden verschiffen in ein paar Tagen ihren Wohnmobil Pickup von Cartagena nach Panama um von dort die Reise durch Zentralamerika fortzusetzen. So wird es mal wieder etwas später bis wir loskommen, Dann müssen wir auch noch unsere Gasflasche in Santa Marta neu befüllen und letztlich fahren wir dann nichtmehr allzu weit bis wir beschließen an einem der typischen Trucker-Restaurants zu übernachten.

Bucaramanga

Unser nächstes Ziel ist die Stadt Bucaramanga. Wir haben noch etwas mehr als eine Woche Zeit, bevor unser zweiwöchiger Aufenthalt in der Schule bei San Gil beginnt und wir wollen das Fluggebiet oberhalb der Stadt kennenlernen. Man soll hier 360 Tage im Jahr an einer schönen Kante im hier recht konstanten Wind fliegen können. Zwar erwischen wir in der Woche in der wir hier sind schon zwei der fünf nicht fliegbaren Tage des Jahres, aber der Platz ist schön, wir stehen direkt hinter dem Startplatz auf einer schönen Wiese und in Pedro sind auch wieder mal ein paar Arbeiten fällig. Außerdem ist Salomon, der Betreiber des Stellplatzes und des Startplatzes super nett und unterstützt uns bei der anstehenden Renovierung unserer Decke in Pedro. Und wenn wir die Chance verpassen auf dem recht großen Startplatz auch wieder zu landen, holte er uns unten am Landeplatz mit seinem Auto ab.

Die Decke in Pedro ist von dem Ausbauer mit einer Lage Stoff bespannt. Darunter ist eine dünne Schicht Schaumstoff und dieser Verbund wurde mit Kontaktkleber an die Holzplatten geklebt die wiederum vor der Isolierung des Daches angeschraubt sind. Nach über 20 Jahren löst sich nun leider, unterstützt von der Hitze Kolumbiens, der Stoff langsam ab und hängt schon seit längerem immer tiefer. Wir hatten überlegt das ganze einfach nochmal neu zu verkleben, aber zwischen Holzplatten und Stoff sind so viele Schaumstoffbrösel, dass ein erneutes kleben ziemlich aussichtslos ist. Also muss die alte Bespannung weg. Wir ziehen den Stoff ab und schrubben den klebrigen Schaumstoff soweit es geht mit einer Bürste ab. Aber so sauber, dass wir einfach mit Farbe drüber malen können ist es leider nicht. Also kommt Plan B ins Spiel: Wir müssen neue Holzplatten zuschneiden die wir als zweite Lage auf die alten schrauben. Als wir in der Stadt in einer kleinen Schreinerei sind um die dünnen Sperrholzplatten zu kaufen, schlägt uns der Besitzer vor, dass er die Platten gleich nach unseren Vorgaben zuschneidet. Er hat eine kleine, selbstgebaute Kreissäge und eine Stichsäge da. Das sollte reichen. Uns so stehen wir direkt vor der kleinen Werkstatt auf der Straße, messen aus und übertragen die Maße auf die Platten und er schneidet alles nach unseren Vorgaben zu. Da Pedros Decke aber natürlich nicht einfach rechteckig ist, nimmt das den ganzen Vormittag in Anspruch. Am Ende sind wir uns unser Schreiner aber recht zufrieden mit dem Ergebnis und fahren noch zu einem Farbengeschäft um weiße Farbe zu kaufen. Zurück auf unserem Platz stellen wir ziemlich schnell fest, dass die Sprühfarbe die wir gekauft haben und die genauso wie die zugehörige Grundierung leicht für die relativ kleine Fläche ausreichen sollte überhaupt nicht deckt und wir mehr brauchen. Also nochmal in die Stadt und mehr gekauft. Reichen tut es trotzdem nicht. Irgendwann bekommt Salomon, unser Gastgeber, von unserem Farbenmurks Wind und ist gleich mit Hilfe zur Stelle. Er hat eine anständige weiße Farbe auf Wasserbasis die wir verwenden dürfen und damit klappt es dann auch ziemlich gut. Einen Tag später werden die Platten dann an die Decke geschraubt und Pedro wirkt gleich viel neuer und schöner als vorher. Die gleiche Prozedur wird dann irgendwann auch noch für die Innenseite der Schiebetür fällig, die ebenso mit Stoff bespannt ist und inzwischen ziemlich verdreckt ist.

Aber den Rest der Zeit in Bucaramanga nutzen wir dann vor allem zu Fliegen. Ab dem späten Vormittag ist der Startplatz meistens ausreichend stark angeströmt um zu starten und auch höher zu kommen. Man kann etwa zwei Kilometer der Kante entlang fliegen und in Kombination mit der ab mittags vorhandenen Thermik auch recht hoch fliegen. Durch die Fluggebiete des in der Nähe liegenden Flughafens ist die Bewegungsfreiheit beim Fliegen aber sowohl entlang der Kante als auch in die Höhe klar beschränkt. Für Streckenflieger, die jedes Jahr zu tausenden zum Gleitschirmfliegen nach Kolumbien kommen, ist das nichts. Wir schätzen aber die Möglichkeit direkt vor Pedro zu starten und viele Toplandungen –Landungen oben am Berg auf dem Startplatz – zu machen und unseren Umgang mit den Schirmen deutlich zu verbessern. Und so genießen wir die Flüge hier sehr.

Nach einer Woche geht’s dann aber weiter. Am Montag startet unser Aufenthalt in der Schule bei San Gil und wir haben noch einige Kilometer dahin zu fahren. Durch den berühmten Chicamocha Canyon geht es in Richtung San Gil. Davor sind wir aber noch an einem kleinen Fluss bei Curiti mit Estelle und Guillaume verabredet. Das französische Pärchen, mit denen wir in Bolivien den Condoriri-Trek gelaufen sind. Und Veronique und Markus aus der Schweiz, die schon seit einer Woche in „unserer“ Schule sind kommen auch dazu. Wir freuen uns über das Wiedersehen und verbringen einen schönen Nachmittag an einem Fluss mit vielen Bade- und Rutschmöglichkeiten. Die natürlichen Felsrutschen verleiten Delphine zu einer unfreiwilligen Stunteinlage bei der wir alle einen ganz schönen Schreck bekommen und uns sicher sind, dass sie sich mindestens einen wenn nicht mehrere Knochen gebrochen hat. Aber sie steht dann doch etwas verdattert aber scheinbar ohne größere Verletzungen wieder auf und selbst das Handy das sie dabei die ganze Zeit in der Hand gehalten hat ist unbeschadet davongekommen.

Estelle und Guillaume haben ihren Camper vor ein paar Wochen verkauft und sind jetzt noch eine Weile als Backpacker in Kolumbien unterwegs bevor sie in ein paar Wochen wieder nach Hause fliegen Und auch Veronique und Markus, die wir inzwischen schon oft auf der Reise getroffen haben sind nicht mehr mit ihrem schönen grünen VW-Bully unterwegs sondern auch mit ihren Rucksäcken Die beiden sind bereits seit einer Woche am Collegio Fundation Marillac an dem wir auch ab Morgen unsere freiwillige Arbeit beginnen werden.

Arbeit am Colegio Fundación Marillac

Das Colegio Fundación Marillac, etwa 5 km südlich der Kleinstadt San Gil im Bezirk Santander gelegen, ist eine Schule und ein Heim für Kinder und Erwachsene mit Behinderung. Hier werden etwa 30 Kinder in insgesamt 3 Klassen unterrichtet. Ungefähr 20 von ihnen wohnen unter der Woche auch hier. Am Wochenende sind alle Kinder zuhause oder bei Verwandten. Gegründet wurde die Schule 1997 von den Daughters auf Charity, einer christlichen Glaubensgemeinschaft. Von diesen wird sie auch heute noch geführt. Sie ist die einzige Schule dieser Art die Kinder mit verschiedenen Behinderungen aus armen Familien aufnimmt und sich um ihre speziellen Bedürfnisse kümmert. In den meisten Ländern Südamerikas hat die Geburt eines Kindes mit Behinderung leider immer noch eine Stigmatisierung zur Folge und oft werden die Kinder auch zuhause weggesperrt oder alleine gelassen. Viele von ihnen wachsen ohne angemessenen Förderung und Schule bei Verwandten oder Großeltern auf.

Durch unseren Freund Moritz, der ebenfalls seit einiger Zeit durch Südamerika reist, sind wir auf die Schule aufmerksam geworden, Er hat selbst hier länger als Freiwilliger gearbeitet und ihn hat die finanziell schwierige Lage der Schule dazu animiert viel Zeit in die Gründung eines Fördervereins in Deutschland zu investieren. Zur Information hat er dazu auch die Internetseite https://fundacionmarillaccolombia.org/de/home-de/ auf Deutsch erstellt.

Wir wollten auf der Reise auch mal eine längere Pause unter einheimischen verbringen und eigentlich über die Plattform Workaway einen passenden Ort dafür finden. Aber die Erzählungen von Moritz haben uns animiert unsere Zeit an dieser Schule zu verbringen. Ich habe vor über zwanzig Jahren während meines Zivildienstes für über ein Jahr in einer Werkstätte für Behinderte in München gearbeitet und dort sehr viele positive Erfahrungen gemacht und auch Delphine fand die Aussicht interessant mit diesen Kindern zumindest mal für ein paar Tage zu leben und zu arbeiten und ihnen vielleicht den einen oder anderen positiven Input geben zu können. Genau wie uns ging es auch Markus und Veronique und ihre zeitliche Planung überschneidet sich letztlich so weit, dass wir tatsächlich wieder mal zusammen eine längere Zeit verbringen. Diesmal also als freiwillige Helfer an der Schule.

Wir kommen am Montag früh auf dem Gelände der Schule an. Die Kinder sind schon da und in den Klassen. Wir werden von der Schulleiterin Schwester Candelaria begrüßt und nachdem wir für Pedro einen guten Standplatz vor der Sporthalle gefunden haben zeigt uns Freddy, der als Gärtner hier arbeitet, erstmal das Gelände. Dass das eigentlich gar nicht seine Aufgabe ist erfahren wir erst später. Freddy hat aber über zwanzig Jahre in Frankreich gelebt und will die Chance vor allem nutzen um mit Delphine wieder mal französisch zu sprechen. Später führt uns Markus dann zu Adriana, die die erfahrenste der drei Lehrer hier ist und uns erstmal die drei Klassen zeigt und etwas über die Kinder erzählt. Und dann können wir uns einfach frei in den drei Klassen bewegen und erst mal die Kinder kennenlernen und schauen, was wir hier eigentlich tun können.

Die drei Klassen sind nicht nach Alter aufgeteilt, sondern den Möglichkeiten der Kinder angepasst. In Aula 1 – Klasse 1 – sind diejenigen Kinder, die in erster Linie eine Betreuung brauchen. Die meisten der Kinder hier können kaum oder nur wenig sprechen und sind teils sehr verhaltensauffällig. In Aula 2 sind Kinder, die sich zumindest teilweise selbst ausdrücken können und es wird vor allem viel gespielt und gemalt. Manche der Kinder hier können zumindest auch ihren Namen schreiben oder einfache Puzzles machen. In Aula 3 sind dann diejenigen Kinder, denen man gezielt etwas beibringen kann. Zwei der älteren von ihnen können auch schreiben und es wird viel gebastelt und gemalt. Die Einstufung in die Klassen ist nicht fest, sondern recht flexibel. Es wird immer wieder versucht die einzelnen Kinder möglichst so einzustufen, dass sie am besten gefordert, aber nicht überfordert werden. Von Markus und Veronique erfahren wir auch nochmal einiges über die einzelnen Kinder und lernen schnell auch diejenigen unter ihnen kennen, die die meiste Aufmerksamkeit benötigen.

Die Schule fängt für die Kinder morgens um halb acht mit gemeinsamen Singen und beten in der Sporthalle an. Wir kommen dann zwischen acht und halb neun dazu und entscheiden meist selbst, in welche Klasse wir gehen möchten. Von acht bis neun ist an vier Tagen der Woche morgens Musikunterricht. Einmal für jede Klasse und einmal für eine Gruppe von Schülern, die mehr Musik machen möchten. Und am Dienstag, Mittwoch und Donnerstag ist in der ersten Stunde jeweils Reittherapie für eine der Klassen. Dabei machen die Kinder einfache Übungen auf Caruso, dem schuleigenen Pferd. Zum Beispiel müssen sie sich auf dem Pferd einmal umdrehen und dann ein Stück weit rückwärts reiten ohne sich festzuhalten. Caruso wird dabei natürlich langsam geführt und läuft nicht einfach drauflos. Als Delphine aber mal probiert ohne Führung von außen auf ihm zu reiten merkt sie schnell, dass das Pferd einiges an Power und eigenem Willen hat.

Wir starten also unseren Tag meistens damit, etwas beim Musikunterricht zu helfen oder bei der Reittherapie zuzusehen. Danach geht es dann in eine der Klassen und wir versuchen die Lehrer ein bisschen bei ihrer Arbeit zu unterstützen. In Aula 1 heißt das meistens, dass wir uns um die drei wildesten Jungs kümmern und sie immer ein wenig im Zaum halten bzw. zurückholen, wenn sie mal wieder einfach rauslaufen und Quatsch machen. In Aula zwei kann man den Kindern beim Malen oder Puzzeln helfen oder auch mal einfach zusehen. Delphine ist öfter in Aula 3, wo sie mit ihren Spanischkenntnissen auch gelegentlich den Unterricht übernimmt.

Mittags ist dann für eineinhalb Stunden Pause. Erst gibt es ein gemeinsames Mittagessen und danach gehen die Kinder in ihre Schlafsäle oder Klassenzimmer zum Mittagschlaf. Wir nutzen die Zeit meist um einen Kaffee mit Markus und Veronique zu trinken oder wir gehen zu Freddy, der seinen eigenen Kaffee in einer Pfanne auf dem Feuer röstet und dann mahlt und kocht. Die ganze Prozedur dauert bei ihm allerdings eine gute Stunde, wodurch wir dann auch mal zu spät zurück in die Klassen kommen.

Nachmittags ist der Rahmen dann eher lockerer. Es gibt oft Sport bzw. Ballspiele, jede Klasse hat einmal die Woche eine Art Schwimmstunde in dem Schuleigenen Minischwimmbad und wir können auch selbst etwas mit den Kindern machen. Delphine backt an einem der Nachmittage mit den Kindern der Aula 3 einen Kuchen, ich spiele mit einigen der Kindern ein bisschen Gitarre – also ich greife die Akkorde uns die dürfen auf die Saiten einschlagen – und ab und zu kommt auch Besuch von extern und es gibt eine kleine Nachmittagsparty. Die Woche bevor wir angekommen sind war zum Beispiel die örtliche Polizei zu Besuch und es gab viele Süßigkeiten und die Kinder durften auf einem Polizeipferd reiten. In unserer ersten Woche kommen ein paar Damen von einem Verein aus San Gil zu Besuch und es gibt sehr süßen Kuchen, süße Getränke, Süßigkeiten und Partymusik. Das ist alles natürlich sehr gut gemeint, aber die zum Teil eh schon sehr aktiven Kinder drehen mit dem ganzen Zucker erst recht auf, sind super gut drauf und haben Spaß, aber später sind sie dann richtig fertig und extrem schlecht drauf, was die Nachtschicht dann ausbaden muss.

Ein besonderes Highlight für uns und die Kinder ist das Schwimmbecken. Es ist nur ein relativ kleines und etwa 70 cm tiefes Becken, aber fast alle Kinder lieben es. Delphine versucht es mit einem bisschen Schwimmunterricht und kann einigen der Kinder etwas die Scheu vor dem Wasser nehmen. Und sonst haben wir einfach riesen Spaß dabei zu sehen, wie die Kinder beim Spielen im Wasser aus sich heraus kommen und so breit grinsen wie sonst nur selten.

Unsere erste von zwei Wochen hier vergeht wie im Flug. Am Mittwoch war auch noch Feiertag – auch hier ist am ersten Mai der Tag der Arbeit ein Feiertag – und der wird an der Schule freitags nachgeholt. So werden die Kinder schon am Donnerstagnachmittag abgeholt und wir haben unerwarteter Weise ein verlängertes Wochenende. Wir beschließen die Zeit zu nutzen um in das schöne Dörfchen Barichara zu fahren. Markus und Veronique waren zwar schon da, begleiten uns aber für einen Tag nochmal. Mit dem öffentlichen Bus sind es etwa eineinhalb Stunden und wir lassen Pedro bei der Schule stehen und nutzen die Option uns einfach fahren zu lassen.

Wochenendausflug nach Barichara

Barichara ist ein sehr schönes kleines Städtchen in den Bergen nordwestlich von San Gil. Mit seinem sehr schönen und gut erhaltenen Ortskern im Kolonialstil gilt es als eine der schönsten Städte Kolumbiens. Und unsere Erwartungen werden nicht enttäuscht. Natürlich ist die Stadt auch sehr vom Tourismus vereinnahmt, aber es wirkt trotzdem alles noch ziemlich authentisch und nicht von tausenden Ramschläden überfrachtet. Wir laufe erstmal ein bischen durch die schönen Gässchen der Stadt und landen bald in einem kleinen Laden mit sehr schönem Kunsthandwerk aus der Gegend. Nachdem wir uns da ausgiebig umgeschaut und ein paar Kleinigkeiten gekauft haben, geht es ein paar Straßen weiter zu einem süßen kleinen Café. Camillo, der junge Betreiber, probiert gleich mal seine Sprachkenntnisse an uns aus während er uns einen super leckeren Cappuccino macht. Er spricht recht gut Englisch, ein bischen Französisch und ein paar Wörter deutsch. Außerdem kann er noch koreanisch, weil er ein Auslandssemester in Südkorea absolviert hat. Nachdem er jetzt sein Studium mit 22 Jahren beendet hat will er erstmal wieder ein oder zwei Jahre in seiner Heimatstadt Barichara leben und hier sein kleines Café betreiben. Danach sieht er dann weiter. Ein ungewöhnlicher Lebensentwurf für Kolumbien.

Nachdem wir so die ersten Eindrücke des Städtchens gesammelt haben machen wir eine kleine Wanderung ins Nachbardörfchen Guane. Die 6 km lange Strecke führt über schöne kleine Pfade durch die grüne Berglandschaft oberhalb des Rio Suárez. Das Dorf Guane ist von der Bauweise her sehr ähnlich wie Barichara, aber nicht ganz so rausgeputzt. Dadurch wirkt es aber noch ein bisschen authentischer. Auch hier schauen wir uns wieder eine Weile um, trinken dann noch gemeinsam etwas mit Blick über das Tal des Rio Suárez und dann geht es auf der Ladefläche eines alten Geländewagens wieder zurück nach Barichara. Markus und Veronique fahren heute wieder zurück nach San Gil und Delphine und ich haben uns zur Abwechslung mal ein nettes kleines Hotelzimmer gebucht. Da bekommen wir sogar die erste warme Dusche seit fast drei Monaten. Was für ein Luxus.

Am Sonntag nehmen wir uns nochmal Zeit um ausgiebig die Stadt zu berichtigen und dann geht es auch schon wieder zurück nach San Gil. Schließlich ist morgen früh wieder Schule angesagt.

Nochmal eine Woche Schule

Während der zweiten Woche in der Schule haben wir schon etwas mehr Überblick was wie wir uns einbringen können und kennen die einzelnen Schülerinnen und Schüler schon ganz gut. Ich verbringe die meiste Zeit in der Aula 1 und versuche vor allem die drei wildesten Jungs etwas zu zähmen und Delphine verbringt viel Zeit in Aula 3 und bastelt auch mal mit den Kindern ein Muttertagsgeschenk. Nicht alle Kinder leben bei ihren Müttern. Viele sehr junge Mütter sind völlig überfordert mit ihren Kindern und so leben einige auch bei den Großeltern oder anderen Verwandten. Manche haben sich am Donnerstag als sie abgeholt wurden tierisch gefreut, bei anderen hatte man leider eher den Eindruck, sie würden lieber in der Schule bleiben. Die Geschichten der Kinder sind teils auch sehr hart. Einige von ihnen haben schon sehr jung viel Gewalt erlebt und sind dementsprechend teils sehr verhaltensauffällig. Aber an der Schule haben sie zumindest unter der Woche ein sicheres Heim.

Neben der Arbeit mit den Kindern kümmern Markus und ich uns um die Computer der Schule. Es gibt eine Reihe von Rechnern, die für die Arbeit mit den Kindern bestimmt sind. Darauf schreiben diejenigen die Schreiben können gelegentlich Texte oder ihre Lebensgeschichte. Andere können mal ein bischen am PC malen oder einfache Spiele spielen. Viel müssen die alten Kisten nicht leisten, aber im Moment funktionieren von 11 Geräten nur zwei so halbwegs. Also schauen wir uns die Dinger alle mal an und bekommen bis zum Ende der Woche immerhin neun davon wieder ganz gut zum Laufen. Und zugegebenermaßen ist es zwischendrin manchmal ganz erholsam mal eine halbe Stunde am Computer zu sitzen statt schwer erziehbaren Kindern hinterherzulaufen.

Die zweite Woche vergeht auch wieder sehr schnell und so ist es bald schon wieder Zeit zu fahren. Wir hatten eine sehr schöne Zeit hier. Die Arbeit war hart, aber sehr bereichernd. Die Geschichten der Kinder sind oft sehr schockierend, aber umso schöner ist es zu sehen, wenn trotzdem eine gute Zeit in der Schule verbringen können. Seit der Corona Pandemie hat die Schule auch finanziell eine sehr schwere Zeit gehabt. Im Moment geht es zwar etwas besser, aber trotzdem gibt es gerade nur drei festangestellte Lehrer für die Betreuung am Tag und zwei Erzieher für die Nacht. In Europa wäre das für dreißig Kinder mit teils sehr schweren Behinderungen kaum vorstellbar.

Sollte jemand für die Schule spenden wollen ist das über den deutschen Verein unseres Freundes Moritz möglich. Auch kleine Spenden können hier viel bewirken. Infos dazu gibt es unter: https://fundacionmarillaccolombia.org/de/home-de/

Villa de Leyva

Am Freitag, nachdem alle Kinder schon abgeholt wurden fahren wir mit Markus und Veronique nochmal nach San Gil um ein letztes gemeinsames Abendessen zu genießen. Danach heißt es endgültig Abschied nehmen von den beiden. Zumindest für die Zeit in Südamerika. Wir haben sie seit Juni letzten Jahres immer wieder getroffen. Zum ersten Mal im Talampaya Nationalpark in Argentinien wo wir nur ihr Auto gesehen haben. Dann für zwei Wochen in Salta wo wir neben ihnen am Campingplatz standen und wieder in La Paz wo wir vier Wochen zusammen verbracht haben. Danach gab es eine schöne Weihnachtswoche in Arequipa in Peru und dann haben wir sie in Kolumbien in Medellin und Guatape wieder getroffen. Die letzten zwei Wochen mit den beiden waren auch nochmal superschön, aber sie werden jetzt noch ein bisschen Zeit in Kolumbiens Norden verbringen und dann wieder nach Hause reisen während wir uns weiter südwärts bewegen. Wir haben die gemeinsame Zeit mit den beiden sehr genossen und freuen uns auf ein Wiedersehen in Europa.

Wir brechen dann am Samstagvormittag von der Schule auf in Richtung Süden. Wir wollen noch ein paar schöne Plätze in Kolumbien besuchen und dann in spätestens drei Wochen wieder nach Ecuador einreisen.

Unser erstes Ziel ist die Gegend um El Peńon. Hier liegt der Bosque Pandora und die zwei Höhlen Caverna la Tronera und Caverna El Oro. Doch davor müssen wir unsere SOAT Versicherung für Peru verlängern. Dies ist eine Art Haftpflichtversicherung für Personenschäden ohne die man in Kolumbien nicht fahren darf. Wir haben sie bei der Einreise für drei Monate abgeschlossen und jetzt läuft sie in ein paar Tagen aus. Also geht’s erstmal zum Versicherungsbüro in der kleinen Stadt Barbosa. Da versucht man unser Auto zu finden, aber unter unserem Kennzeichen ist ein Landcruiser gespeichert. Pedro ist ja schon recht geländegängig, aber er ist immer noch ein dicker, schwacher zweiradgetriebender Fiat Ducato und sicher kein Landcruiser. Nach einer Weile stellt sich heraus, dass die Versicherung parallel zwei Datenbanken betreibt die nicht untereinander synchronisiert sind. Die eine ist angeblich veraltet, wird aber offensichtlich noch benutzt. Aber darauf haben sie hier keinen Zugriff. Na toll. Hier wird sehr viel mehr digital gelöst als bei uns, aber das Ganze ist oft so laienhaft programmiert, dass mir schleierhaft ist wie das überhaupt läuft. Naja, in unserem Fall läuft es gerade nicht so gut. Wir sollen am Nachmittag nochmal kommen, da ist eine Kollegin da, die auf die alte Datenbank Zugriff hat. Als wir dann wiederkommen wird uns aber mitgeteilt, dass auch diese Dame und nicht helfen kann, weil sie für ein ausländisches Kennzeichen die Versicherung weder neu ausstellen noch verlängern kann. Wir sollen in die 70 km entfernte Stadt Tunja fahren.

Also gut, dann planen wir also um und fahren nach Tunja. Hier wird uns erklärt, dass es grundsätzlich kein Problem sein sollte die Versicherung zu verlängern, aber da es schon nach fünf ist sind die Kollegen in Bogota nicht mehr erreichbar und wir sollen morgen früh wiederkommen. Wir haben jetzt noch einen Tag die Versicherung und hoffen sehr, dass es morgen auch wirklich klappt. Aber am nächsten Morgen bekommt Delphine eine Nachricht von dem gestern noch so optimistischen Versicherungsvertreter, dass er es doch nicht kann mit der Verlängerung und wo wir die bekommen können weiß er auch nicht. In Bogota geht es auf jeden Fall, das wissen wir von anderen Reisenden, aber wir wollen nicht nochmal 150 km fahren wegen dieser blöden Versicherung. Letztlich finden wir dann noch eine Dame die das ganze online für uns macht. Es kostet zwar für die zwei Wochen fast genauso viel wie die drei Monate davor, aber dafür ist es dann erstaunlich schnell erledigt und wir können weiterfahren.

Unsere Pläne haben wir ein bisschen verändert. Statt nach El Peńon geht es erstmal in die schöne kleine Stadt Villa de Leyva. Hier verbringen wir zwei Tage damit wieder mal gemütlich durch eine sehr schöne Kolonialstadt zu schlendern. Genießen gutes Essen und sehr guten Kaffee und klappern wieder mal ein paar Läden mit schönem kolumbianischen Kunsthandwerk ab. Villa de Leyva wurde schon früh von den spanischen Kolonisatoren gegründet und besteht bis heute fast ausschließlich aus ein bis zweigeschossigen Gebäuden im Kolonialstil. Früher diente es vor allem den spanischen Kolonialherren als Erholungsort und auch heute ist es sowohl bei einheimischen als auch unter Touristen ein beliebtes Reiseziel. Die große Plaza mit dem uralten Kopfsteinpflaster wurde unter anderem auch von Werner Herzog schon als Kulisse für seinen letzten Film mit Klaus Kinski genutzt.

Caverna el Oro

Von Markus und Veronique haben wir den Tipp bekommen den Bosque Pandora in der Nähe von el Peńon zu besuchen. Das ist ein sehr dichter Wald der in sehr engen Schluchten wächst. Der Wald wächst dabei einfach an den Wänden der Schluchten weiter was sehr märchenhaft aussieht. Außerdem gibt es noch zwei sehr schöne Höhlen zu sehen in der Gegend. Also fahren wir die bergige und am Ende ziemlich raue Straße nach El Peńon und danach noch weiter zu Delphina. Die Namensvetterin von Delphine betreibt im Auftrag eines Nachbarn ein Hostel außerhalb des Ortes vor dem wir auch stehen dürfen. Also davor klappt es nicht so ganz. Es gibt eine kurze steile Zufahrt in das Grundstück die von einem Tor begrenzt ist das nur ein bisschen höher ist als Pedro. Und direkt bei der Durchfahrt durch das Tor beginnt auch die steile Auffahrt. Nachdem wir den Ersatzreifen und die Ersatzdieselkanister vom Dach genommen haben passt Pedro gerade so durch, aber die Auffahrt ist durch den Regen gerade ziemlich rutschig und die gleichzeitig nötige Kurve nach links um auf den angepeilten Stellplatz zu kommen schafft Pedro auch mit Anlauf nicht. Wir wollen nicht zu viel riskieren und entscheiden lieber auf dem alternativen Stellplatz auf der Wiese gegenüber des Grundstücks zu übernachten. Der ist zwar ganz schön nass und wir teilen ihn uns mit ein paar Kühen, aber es ist eben und wir kommen gut rein.

Für den nächsten Tag hat Delphina uns einen Guide für die Höhlen organisiert. Sleyder – der Guide – kommt am Morgen und wir besprechen erstmal mit ihm was wir alles machen wollen. Es gibt die Caverna la Tronera, eine große Höhle mit einem Loch etwa 130 Meter über dem Boden zu dem mittags die Sonne hereinscheint, die Caverne el Oro, eine weit in die Erde reichende Tropfsteinhöhle und eben den Bosque Pandora.

Wir starten heute mit der Caverna el Oro. Ihren Namen – Goldhöhle – hat die Höhle daher, dass an den Felsen der Wände und Decken immer wieder dichter Glimmer liegt, der im Licht der Stirnlampen schön golden glänzt. Sie wurde erst vor sieben Jahren von unserem Guide Sleyder und seinen Brüdern entdeckt, gehört aber inzwischen zum festen Bestandteil der Touristenattraktionen der Gegend. Und das nicht umsonst. Wir laufen einige hundert Meter tief in die Höhle hinein und es gibt mehrere Räume in denen sich die Tropfsteine und andere Steinformationen in ihrer Schönheit gegenseitig überbieten. Wir sind ziemlich beeindruckt von der Höhle und der Möglichkeit sich hier ohne Geländer oder sonstige Einschränkungen bewegen zu können. Natürlich immer unter der Bedingung, die Tropfsteine nicht zu berühren und auch nichts zu zerstören. Aber wir kriechen mit unserem Guide bis in die letzte Kammer und können uns kaum sattsehen an den wilden Skulpturen.

Am Nachmittag war eigentlich noch der Besuch im Bosque Pandora geplant, aber wir sind heute ziemlich platt und beschließen diesen zu verschieben. Wir verabreden uns noch mit Sleyder für morgen früh für den Besuch der Caverna la Tronera und verbringen dann einen faulen Nachmittag bei Pedro.

Caverna la Tronera

Am nächsten Morgen heißt es wieder in die geliehenen Gummistiefel schlüpfen und dann geht’s hinter Sleyder, der mit dem Motorrad vorausfährt zum Ausgangspunkt für die heutige Tour zu fahren. Heute ist auch noch Rekles, der kleine Hund von Sleyder dabei. Es wird sein erster Ausflug in die Höhle.

Von unserem Ausgangspunkt aus müssen wir erstmal noch ziemlich weit über die Wiesen und durch die Urwälder der Gegend laufen bis wir beim Eingang der Höhle ankommen. Aber auch die Wanderung dahin ist sehr schön und abwechslungsreich. Der Eingang zur Caverna el Oro, wo wir gestern waren, war ein versteckter kleiner Höhlenzugang. Heute stehen wir vor einem riesigen Felsdach das in die Caverna la Tronera führt. Es geht auch nicht so tief in die Erde wie gestern. Unter dem riesigen Vordach der Höhle setzen wir unsere Helme und Stirnlampen auf und dann geht es schräg runter in die eigentliche Höhle. Nach etwa hundert Metern sehen wir vor uns schon einen Lichtschein. Das ist das Loch, das die riesige Haupthalle der Höhle nach oben hin öffnet. Es ist oben von Bäumen umstanden und die Felsen sind seitlich grün vom Moos und gegen Mittag scheint die Sonne in die Höhle herunter. Außer diesem einen Loch und den daraus resultierenden Lichtspielen gibt es hier gar nicht so viel zu sehen, aber die Größe der Höhle kombiniert mit den schönen Lichtstrahlen ist schon sehr beeindruckend.

Nach einer längeren Fotosession schlägt Sleyder uns noch vor den Fluß zu besuchen der weiter unten durch die Höhle fließt. Wir steigen noch tiefer runter und quetschen uns durch einen engen Felsdurchgang uns sind dann in einem sehr niedrigen Raum durch den der Fluss hindurchfließt. Und sogar Flusskrebse tummeln sich hier tief unter der Erde herum und müssen sich von uns auch noch anleuchten und fotografieren lassen.

Danach geht’s wieder raus ans Tageslicht und wir treten den Rückweg an. Unterwegs gibt’s noch einen kleinen Umweg zu einem Bauernhof. Da bekommen wir einen ziemlich leckeren Frischkäse der hier mit Zuckerrohrsirup serviert wird. Für uns etwas ungewohnt, aber sehr lecker und wir kaufen gleich noch einen Kilo Käse und einen viertel Liter Sirup.

Bosque Pandora

Da es heute schon wieder recht spät ist verschieben wir den Besuch des Bosque Pandora nochmal um einen Tag. Sleyder und sein Bruder werden uns morgen früh mit den Motorrädern zum Eingang des Waldes bringen. Leider darf Sleyder uns dort nicht führen, da es Privatgrund ist und nur die Guides des Besitzers dort Touristen hinführen dürfen.

Sleyder ist auch nicht hauptberuflich Guide sondern arbeitet eigentlich aus Kartograph. Doch weil es ihm so viel Spaß macht draußen unterwegs zu sein führt er in seiner Freizeit auch noch Touristen an die Orte die ihm gut gefallen und hat auch sichtlich Spaß dabei. Wir sind etwas enttäuscht, dass wir den Bosque Pandora nicht auch mit ihm besuchen dürfen, aber vielleicht gibt es da ja auch gute Guides.

Zum Bosque Pandora müssen wir vom offiziellen Eingang aus auch noch ein Stück laufen bevor es dann in den steilen und felsigen Wald geht. Der ist auch tatsächlich recht beeindruckend und den Besuch durchaus wert. Wir laufen allerdings nur etwas mehr als eine Stunde durch den Wald und bekommen von unserem heutigen Führer nicht annähernd so viele und detaillierte Erklärungen wie die letzten Tage von Sleyder. So sind wir nach der verhältnismäßig kurzen Tour, die noch dazu auch teurer war als die anderen beiden Touren am Ende etwas enttäuscht. Aber der Wald an sich ist auf jeden Fall sehr beeindruckend gewesen.

Nachdem wir von Sleyder und seinem Bruder wieder abgeholt wurden sitzen wir mit ihm noch eine Weile bei Pedro und unterhalten uns bevor wir uns dann von ihm verabschieden. Wir bleiben noch eine Nacht hier und wollen dann morgen weiterfahren.

Bei Yonatans Familie

Von jetzt an wollen wir vor allem in Richtung Süden zur ecuadorianischen Grenze fahren. Wir haben noch maximal zehn Tage bevor unsere Versicherung für Kolumbien ausläuft. Und wir wollen auch unseren Zeitplan nicht zu weit nach hinten verschieben um letztlich in Peru noch die Trockenzeit in den Bergen nutzen zu können.

So fahren wir von El Peńon aus erstmal wieder ins Tal und zu den besseren Straßen und dann weiter in Richtung Bogota. Die Hauptstadt von Kolumbien wollen wir allerdings umfahren. Wir haben gerade einfach keine Lust in eine 8 Millionen Einwohner Metropole zu fahren. Unterwegs ist noch ein Abstecher in die Tatacoa Wüste geplant und sonst wollen wir einfach entspannt nach Süden fahren.

Aber unterwegs meldet sich wieder ein gelegentliches Klopfen an der Hinterachse das wir vor ein paar Wochen schon mal gehört hatten. Diesmal bleibt es aber etwas länger und wird deutlicher. Ich habe schon das hintere Radlager in Verdacht, hoffe aber, dass es noch eine Weile durchhält. Tut es aber nicht. Irgendwann gibt es ein ziemlich unschönes Knirschen von hinten und ich fahre direkt auf einen kleinen Parkplatz am Straßenrand. Leider sind wir hier irgendwo im Nirgendwo. Es gibt kein Internet wo man sehen könnte, wo die nächste Werkstatt ist. Und die nächsten größeren Orte sind jeweils etwas über 20 km entfernt. Ich bocke Pedro erstmal auf uns schaue mir das ganze genauer an. Das linke Hinterrad hat aber so viel Spiel, dass kein Zweifel daran besteht, dass das Radlager nicht mehr lange halten wird. Praktischerweise habe ich das passende Lager als Ersatz schon zuhause in Pedro gepackt, aber die Montage auf freier Straße ist alles andere als optimal. Wir beschließen erstmal einen LKW- oder Autofahrer zu fragen wo hier wohl die nächste Werkstatt zu finden ist und bevor wir überhaupt winken können hält ein Auto und fährt direkt zu uns. Darin sitzt ein Mann mit seiner kleinen Tochter und fragt, ob wir Hilfe brauchen. Und nachdem wir ihm die Situation geschildert haben meint er, wir sollen erstmal mit zu ihm kommen und vor dem Haus übernachten. Das ist nur ein paar hundert Meter entfernt. Heute macht eh keine Werkstatt mehr was. Und so landen wir also bei der sehr netten Familie von Yonatan und Sonia mit ihrer Tochter Abigaile und dürfen mit Pedro direkt vor dem Haus übernachten. Yonatans Vater, der nebenan wohnt kommt auch gleich noch vorbei und begrüßt uns und später sitzen wir bei Yonatan und Sonia im Wohnzimmer und erzählen von unserer Reise und sie von ihrem Leben hier.

Die beiden haben vor einigen Jahren beschlossen, dass sie nicht mehr in der Großstadt Bogota leben wollen und Yonatan hat seinen Job bei einer Bank aufgegeben um hier mit seinem Vater Tassen zu machen die in verschiedenen Andenkenläden im Land verkauft werden. Sonia arbeitet in einem Büro in der nächsten Stadt und seit sie Eltern sind kümmert sich Yonatan vor allem um die Tochter. Eine für Kolumbien bzw. ganz Südamerika sehr ungewöhnliche Arbeitsteilung.

Am nächsten Morgen – heute ist Delphines Geburtstag – macht Yonatan zum Sonnenaufgang mit uns noch einen Spaziergang auf einen benachbarten kleinen Berg bevor er dann Abigaile in den Kindergarten und Sonia ins Büro bringen muss. Wir machen noch ein paar gemeinsame Bilder und verabschieden uns von den beiden. Yonatan kommt später wieder und begleitet uns noch zur nächsten Werkstatt.

Als Yonatan zurück ist werden wir noch ins Haus seines Vaters geführt wo wir seinen Großvater, den 97-jährigen Vater seines Vaters kennen lernen. Und für einen fast hundert jährigen ist der noch beeindruckend fit und erzählt auch noch ein bisschen. Danach geht’s noch kurz in die Werkstatt in der Yonatan und sein Vater die Tassen machen und dann fahren wir mit ihm zur nächsten Werkstatt. Die vor allem auf LKWs spezialisierte Werkstatt ist zum Glück nur 2 km weg und unterwegs hören wir noch ein paar weitere unschöne Geräusche von hinten. Als der Mechaniker, der uns direkt bedient nachdem Yonatan unser Problem geschildert hat, die Radnabe abnimmt kommen ihm gleich die Einzelteile unseres Lagers entgegen. Das war wirklich Zeit. Er baut das alte Lager aus und das neue wieder ein und nach einer knappen Stunde kann es weitergehen.

Bevor wir uns von Yonatan verabschieden fahren wir noch gemeinsam zu einer französischen Käsefabrik. Wir haben große Hoffnung hier mal wieder richtig guten Käse zu finden und bekommen immerhin ganz guten Brie und ein paar andere Käse. Die können zwar nicht mit dem mithalten was man in Frankreich bekommt, aber immerhin. Und dann heißt es Abschied nehmen von Yonatan. Wir haben ihn erst gestern Abend kennengelernt, aber die spontane Einladung zu seiner Familie und die Gespräche mit ihm uns Sonia lassen es sich eher anfühlen als wären wir ein paar Tage bei ihnen zu Besuch gewesen. Wir waren erst enttäuscht, dass wir an Delphines Geburtstag nicht wie geplant Gleitschirmfliegen konnten, aber diese Begegnung hat das absolut ausgeglichen.

Weiter geht’s dann nach Cota bei Bogota. Hier betreibt Juan eine Art Werkstatt mit Vollbetreuung für Overlander. Er selbst macht vor allem Innenausbauten von Campern und alles was mit Holzbearbeitung zu tun hat, kennt aber auch alle möglichen Handwerker im Ort und ist so zu einer Anlaufstelle für Reisende mit Fahrzeugproblemen aller Art geworden. Zudem spricht er, genau wie sein Sohn Santiago, perfekt Englisch und kann so auch vielen Reisenden große Hilfe bieten die nicht so gut Spanisch können. Gemeinsam mit Santiago fahren wir dann auch gleich mal in eine Werkstatt die zum einen unser anderes Radlager hinten wechseln sollen und zum anderen auch mal einen Blick auf die hinteren Bremsbeläge und unsere Motorlager werfen sollen.

Am übernächsten Tag hat Pedro zwei neue Radlager hinten – auch das erst kürzlich getauschte muss nochmal raus und die Nabe etwas abgedreht werden damit es auch dauerhaft hält – und neue Bremsbeläge hinten. Für unser Auto gibt es hier keine passenden Bremsbeläge, aber hier werden einfach nur die Beläge selbst abgefräst und neue aufgeklebt. In Europa undenkbar, hier alltäglich und eigentlich ein super Recycling. Hoffentlich halten sie dann auch. Nach einigem hin und her – die Feinjustierung der Bremsen dauert noch ein wenig – Kommen wir dann zwei Nächte später wieder weiter und können unser nächstes Ziel, die Tatacoa Wüste ansteuern.

Tatacoa Wüste

Die Tatacoa Wüste ist eine Art Mini Wüste im Süden Kolumbiens. Wir haben inzwischen schon so viele Wüsten in Südamerika gesehen, dass wir erst überlegen sie einfach links liegen zu lassen, aber nachdem es kein großer Umweg ist machen wir den Abstecher in die Pampa noch und bereuen ihn auch nicht. Es ist nicht so groß und beeindruckend wie die Wüsten Nordargentiniens oder Boliviens und es ist wieder mal extrem touristisch, aber die roten Sandsteinfelsen sind – vor allem als die Sonne endlich mal rauskommt – durchaus sehenswert und so machen wir einen langen Spaziergang durch das Tal bevor wir die Weiterfahrt antreten.

Und wieder nach Ecuador

Und jetzt geht es mehr oder weniger direkt nach Ecuador. Wir wollen wieder in Ipiales über die Grenze, wo wir vor dreieinhalb Monaten schon nach Kolumbien eingereist sind. Dazu müssen wir irgendwo eine Straße nach Westen über die Berge nehmen. Zur Auswahl stehen mehrere. Die am nördlichsten gelegene ist zum fahren prinzipiell wohl die beste, wird aber immer wieder von Splittergruppen der Farc gesperrt die auch gerne mal Fahrzeuge beschädigen oder berauben. Also vielleicht nicht so gut.

Ganz im Süden gibt es noch eine landschaftlich sehr schöne Straße, die aber über etwa 120 km nicht asphaltiert und somit recht anstrengend zu fahren ist. Da unser linkes hinteres Radlager immer noch etwas Spiel hat und ich mir nicht ganz sicher bin ob es wirklich richtig eingebaut ist und gut läuft beschließen wir einen Mittelweg zu nehmen. Wir fahren erst nach Süden bis San Augustin und nehmen dann die Straße nach Westen die letztlich auf die andere Straße nach Popayan kommt. Allerdings erst nach dem Abschnitt mit den potentiellen Farc Rebellen.

Die Strecke ist landschaftlich sehr schön, aber auch hier müssen wir nochmal über ca. 40 km Schlaglochpiste für die wir über drei Stunden benötigen. Wir übernachten in den Bergen vor einem kleinen Restaurant und am nächsten Morgen geht’s noch vor dem Frühstück nach Popayan. Da gibt es nämlich das Maison du Croissant. Eine französische Bäckerei mit allem was man sich bei dem Namen erwartet. Hier schlagen wir uns zum Frühstück den Bauch mit lecker französischem Gebäck voll und dann geht’s weiter.

Wir kommen gut vorwärts und übernachten in den Bergen vor Pasto an einer Art Trucker Hostel. In der Gegend gibt es immer wieder mal Überfälle, auch auf Reisende und wir wollen nach wie vor ungern einfach irgendwo in der Pampa übernachten. Zumal es in Kolumbien oft gar nicht so einfach ist einen Platz irgendwo an der Straße zu finden. Meist ist das dann Privatgrund oder so dicht bewachsen, dass man eh nirgends stehen kann. Haltebuchten oder kleine Rastplätze am Straßenrand gibt es fast nicht. Und so halten wir eben spontan bei dem LKW Parkplatz und dürfen hier für umgerechnet drei Euro übernachten und auch die Duschen benutzen. Allerdings fahren bei Einbruch der Dunkelheit fast alle LKWs weg und wir fühlen uns dann doch etwas alleine hier. Gegen zehn kommen dann doch nochmal zwei Trucks und so schlafen wir halbwegs beruhigt hier mit dem Wissen, dass wir zumindest nicht die einzigen auf dem Platz sind.

Am nächsten Vormittag, als wir gerade an der Stadt Pasto vorbei fahren merkt Delphine, dass irgendwas mit der Bremse nicht stimmt. Das Pedal gibt immer nach als ob irgendwo Bremsflüssigkeit austritt. Mist. Aber zum Glück ist die Stadt nicht weit und wir finden im Internet schnell eine gut bewertete Werkstatt die auf Bremsen spezialisiert ist. Also geht’s sehr langsam und teilweise mit Warnblinker in die Stadt und zur Werkstatt. Die haben gerade Mittagspause, aber als nach etwa einer Stunde die Belegschaft wieder kommt werden wir gleich von einem jungen, aber sehr guten Mechaniker bedient. Er findet kein Leck in unserer Bremsanlage, stellt aber fest, dass unsere Bremsflüssigkeit, die wir erst vor neun Monaten gewechselt haben, viel zu viel Wasser enthält. Das könnte auch das unklare Druckverhalten auf dem Pedal erklären. Wo wir schon mal hier sind werden aber auch gleich die Bremsscheiben vorne abgeschliffen, die Bremsbeläge gegen Keramikbeläge getauscht und alles einmal durchgecheckt. Es ist schon dunkel als alles fertig ist und wir fahren zur Villa Margerita, einem kleinen privaten Campingplatz nahe der Stadt. Dann geht’s halt morgen erst nach Ipiales.

Und dann kommen wir tatsächlich am nächsten Tag noch rechtzeitig zur Grenze und sogar noch nach Ecuador. Nach dreieinhalb Monaten stehen wir also wieder am gleichen Grenzübergang wie bereits Mitte Februar und verlassen Kolumbien hier wieder. Es war eine durchaus schöne Zeit hier. Die Leute in Kolumbien waren unglaublich nett und gastfreundlich, noch mehr als in den anderen Ländern hier, aber gleichzeitig können wir die große Begeisterung anderer Reisender über dieses Land nicht vollständig teilen. Wir haben uns hier schon auch wohl gefühlt, aber gleichzeitig auch immer etwas eingeschränkt. Man kann in Kolumbien nicht so einfach frei stehen wie in den anderen Ländern die wir bisher hier bereist haben. Zum einen ist dafür ganz einfach oft kein Platz, zum anderen ist es in vielen Gegenden aus Sicherheitsgründen nicht sehr ratsam. Und wir konnten hier auch nicht so frei in die Berge laufen wie wir es uns erhofft hatten. Fast alles ist entweder Privatgelände oder Nationalpark und so streng reguliert, dass man entweder nur mit Guide oder gegen teuren Eintritt wandern darf. Dafür gibt es viele sehr schöne Kolonialstädte und natürlich sehr schöne Küstengebiete im Norden. So verlassen wir also Kolumbien vor allem in der Hoffnung, in den nächsten Wochen und Monaten in Ecuador und Peru wieder mehr in die Berge zum Wandern zu kommen und vor allem endlich mal wieder ein paar schöne Mehrtagestouren mit dem Zelt machen zu können.

Schreibe einen Kommentar